Dienstag, 18. Dezember 2012

Dezembergedanken



Keith Richards feiert heute seinen 69ten Geburtstag. Halleluja!
Dezembergeburtstage finde ich eh die besten: Meine Frau, Tom Waits, meine beste Freundin, Jesus und natürlich auch mein Geburtstag. Noch n Halleluja!

Ansonsten nehme ich den Dezember mit gemischten Erwartungen und Gefühlen war.
Da ist meistens absolutes scheiß Schmuddel Wetter, da ist aber auch der erste Schnee und das ist schön.
Und da sind diese wärmespendenden Lichter, die finde ich auch schön, außer, wenn sie in fürchterlichem Kitsch abgleiten und ausrutschen. Trotzdem: selbst dann irgendwie schön.

Und ich mag Weihnachten.
Wirklich! Ich mag das mittlerweile.
Ja. Ich sehe auch den ganzen Dreck.
Trotzdem!

Den Jahreswechsel schließlich liebe ich.
Jahr für Jahr sage ich mir, dass es das nächste Jahr nur besser werden kann.
Und alles gut wird. 
Jahr für Jahr werde ich aufs Neue enttäuscht.
Und noch ein Trotzdem!

Wahrscheinlich werde ich zwischen Weihnachten und Neujahr euch meinen persönlichen Jahresrückblick mitteilen.
Per Netz, falls ich in meiner Reha an ein Netz rankomme.
Auch Jahresrückblicke mag ich. Ich finde es wichtig, einen festen Termin zur Rück- und Vorschau zu haben.
Ich werde immer spießiger, mittlerweile finde ich Traditionen gar nicht unbedingt schlecht.

Ich liebe Adventskalender, auch wenn ich keine Schokolade mehr essen kann, weil sie mein Maul fürchterlich verschleimt und verklebt.
Stattdessen bastele ich mit meinen Werkzeugen (und das sind halt meine tippenden Finger und literarischen Schätze) einen Adventskalender für Freunde und andere. Und das ist spannend und macht Spaß.

Dezemberdepressionen sind doof. Aber normal.
Ich benutze den Begriff der Depression mittlerweile vorsichtig. Depressive Phasen hat jeder Mensch, Depressionen aber sind eine ernsthafte Erkrankung. Mit (wie bei jeder Erkrankung) individueller Ausprägung, Heilungsaussicht und Auswirkung.
Vielleicht (wahrscheinlich) leide ich auch irgendwie an irgendeiner postkarzinomen Demenz, aber ich glaube, die Ausprägung hält sich bei mir in Grenzen. Göttin sei Dank!
Aber jetzt Schluss damit!
Es gibt schon genug Leute, die Blödsinn schwafeln von Sachen, von denen sie keine Ahnung haben. Ich möchte mich denen nicht anschließen.

Systemabsturz.
Noch dürfen wir keine ordentlichen Essener werden.
Das Bürgerbüro in Essen-Steele war heute außer Funktion gesetzt. Mir egal. Ich schaffe es eh noch nicht, mich als Essener zu fühlen, weil ich noch keine Chance hatte, die Stadt für mich zu erkunden. Ich fühle mich heimlich, ich habe mein Zuhause in unserer kleinen Wohnung in der Sackgasse am Ende von Essen-Kray, aber irgendwie bin ich noch Bochumer. Und kann mich auch frühestens übermorgen offiziell als Essener Bürger bekunden lassen. Und nach Weihnachten bis Mitte Januar bin ich dann eh nur Reha-Insasse.
Eingeknastet in Bad Salzungen.

Noch drei Tage bis zum Weltuntergang. Aber irgendwie vertraue ich den ganzen Versprechungen nicht so ganz.
Ich befürchte, wir müssen weiter kämpfen. Und weiter leiden.
Aber auch weiter lieben und weiter lachen und einfach weiter machen.
Und übAhaupt!
Ich finde das gar nicht so schlecht.

Liebe Freunde, Keith ist heute 69 geworden. 
Vielleicht werde ich in fünf Tagen zwanzig Jahre jünger als er. 
Offiziell: Krebs lässt einen Betroffenen immer vorzeitig altern. Egal.

Was ich sagen will: Ach, eigentlich will ich gar nichts sagen. Ich labere nur.
Das Vorrecht der Alten.
Ich habe versucht, ein Misanthrop zu werden. Aber ich liebe das Leben zu sehr.
 Und damit auch meine Mitmenschen. Wen sonst?
Habt mich so lieb, wie ich euch – dann kann mir gar nix passieren…




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