Dienstag, 25. April 2017

Mal wieder ein größtenteils positiver Eintrag:



Der Postmann hat nicht mal einmal geklingelt. Aber heute war dann endlich ein Brief im Briefkasten auf dem ich seit ungefähr einem Jahr warte.

Von der Mund-, Kiefer-, und Gesichtschirurgie im Knappschaftskrankenhaus Bochum Langendreer.
Gekürzter Inhalt:
„Bei bestehender Rezidiv- und Entzündungsfreiheit soll bei Ihnen nun nochmals die Herstellung der Kaufunktion im Unterkiefer erfolgen.
Hier wollen wir wieder eine Versorgung mit künstlichen Zahnwurzeln, sogenannten enossalen Implantaten, durchführen Hierbei handelt es sich um Titanschrauben, die in einer Operation in den Kiefer eingeschraubt werden. …Wenn diese Implantate erneut über einige Monate eingeheilt wären, würden wir in einem zweiten kleinen Eingriff die Implantate zur Mundhöhle wieder freilegen, so dass ihr Zahnarzt anschließend die prothetische Versorgung vornehmen kann.“
Kurz und knapp: Es besteht noch Hoffnung.
In der Anlage befand sich der Kostenvoranschlag und ein Begründungsschreiben, das ich bei der Krankenkasse einreichen muss, da durch meine Tumorerkrankung eine im Sozialgesetzbuch geregelte Ausnahmesituation besteht, welche wohl dazu führt, dass die Kasse die Implantate übernimmt.
Dann brauche ich noch einen Kostenvoranschlag für eine neue Prothese.
Das ganze Ding wird sich wohl noch das ganze Jahr über hinziehen, aber es passiert was!
Vielleicht bekomme ich ja doch noch mal sowas wie ein Gebiss und Zähne!
GEIL!!!

Weniger geil, was hier in unserer Familie und unserem Haus in Ottenstein abgeht.
Diesmal keine Einzelheiten, die sind eh ehr unglaublich.
Stichworte: Demenz, Verlust, Betrug, üble Nachrede, Inkontinenz, Missgunst, Dummheit, Liebe, Hoffnung, Kraft.
Die letzten drei Stichworte treffen auf meine Frau Claudia, meine Schwiegermutter Gisela und mich zu.
Wir kriegen das alles in den Griff.
Aber es ist kräftezehrend und anstrengend.

Wieder richtig geil: Am Wochenende wird wohl mein neues Buch aus der Druckerei kommen und ich schätze, dass ich es Anfang nächster Woche dann habe.
Die Vorbesteller können sich also schon mal freuen!
Und am Wochenende werde ich (wenn mir Zeit und Kraft bleibt…) die Werbemaschine anschmeißen…

Ach ja (ich weiß, langsam nervt dieses Thema bei mir nur noch extrem…):
Mit diesem (vorerst positiven) Bescheid ist ab 1.Mai auch wieder Rauchverzicht bei mir angesagt!
Euch auch nen schönen Abend!
Jetzt tippe ich wieder anderen Kram…

Freitag, 21. April 2017

Hausmeister Hermann 1



Hallo!
Hier ist Hausmeister Hermann…

Zu behaupten, ich wäre für diesen Beruf geboren, ist übertrieben.
Ich habe zwei linke Hände, bin alles andere als ein Handwerker und habe auf Gartenarbeit seit meiner Kindheit keinen Bock gehabt.
Und jetzt bin ich plötzlich Hausmeister…

Und jetzt hat die Chefin einen Demenzschub und kann gar nicht mehr. Und der bisherige Hausmeister hat sich verpisst. Und Claudia (noch schlimmer als ich, wenn es um Elektrokram oder so geht) muss sich um die Chefin kümmern.
Also bin ich plötzlich Hausmeister.

Gisela war immer Chefin. Jetzt fragt sie nur noch, ob wir ihr helfen.
Claudia ist die neue Chefin. Und die Behüterin ihrer Mutter.
Und ich bin plötzlich Hausmeister.
Schwierig…
All das…

Ein Haus, das für uns drei eigentlich zu groß ist. Aber Claudias Mutter hat es sich unter Schweiß und Entbehrungen aufgebaut, es war immer ihr Lebensinhalt und vor zweieinhalb Jahren zogen wir hier hin mit dem Versprechen, dass wir uns kümmern. Und dass sie im Leben nie dieses Haus verlassen muss.
Und jetzt hat dieses Haus also einen neuen Hausmeister.
Ausgerechnet mich.

4 Badezimmer, 3 Badewannen, 6 Toiletten (!). Und eigentlich alle renovierungsbedürftig. 3 Gästezimmer, ungenutzt und hässlich. 1 riesige Gartenhütte. 1 „Kneipe“: ein Anbau an der Garage nur zum Saufen, völliger Quatsch. 1 riesiger Wintergarten, bei Sonne über 30° und im Winter schweinekalt, also eigentlich nie nutzbar.
Früher hatte Gisela viele Pflegekinder und an Saisonarbeiter vermietet. Da hatte einiges davon noch Sinn. Jetzt nicht mehr. Und in diesem Zustand ist da auch nix vermietbar.
Erdgeschoss: Flur (renovierungsbedürftig), Küche mit Essecke (hässlich, aber Giselas), riesiges Wohnzimmer (momentan ungenutzt), großes Schlafzimmer mit Küchenecke (sollte der Alterssitz für ihren Lebensgefährten werden…), Gästezimmer (da werden Claudia und ich uns unser Schlafzimmer neben Gisela einrichten).
Erste Stock: Mein Arbeitszimmer, Flur, riesige Küche (Geil!), großes Wohnzimmer, unser Schlafzimmer. Soweit alles okay, wenn auch nicht fertig. Blöderweise einzige Bad ohne Badewanne und nur mit Dusche.
Keller: 2 Gästezimmer (in einem steht jetzt mein Kicker), 1 ungenutztes Bad, 1 Waschkeller, 1 Arbeitskeller, Gasanlage und so n Kram.
Garten und Gelände: Der Vorgarten ist soweit fertig. Ich hasse Vorgärten, aber irgendwie gehören sie hier in Ottenstein dazu.
Der Garten ist verbaut voller Beete, die bisher größtenteils Dahlien oder sowas beinhalteten. Und ganz viel Kitsch zwischendrin.
Wunderschön waren die Sonnenblumen, aber dieses Jahr minimieren wir nur und gucken, wie wir das im nächsten Jahr hinkriegen.
Ich habe keinen Plan. Weiß aber, dass ich die nächsten Wochen ranmuss. Zumindest Rasenmähen ist Pflicht…

Ach ja. Und die Fahrräder müssen auch wieder Fahr- und Verkehrstüchtig gemacht werden…

Hausmeister Hermann.
Mit meinen 50 Kilo, meinem Tremor, meiner COPD und all dem Krebsnachwirkungen bin ich nicht wirklich geeignet.
Mein handwerkliches Geschick tendiert gegen Null.
Eigentlich will ich nur an der Tastatur sitzen und Kram tippen.
Andererseits: Ich gestehe, es macht auch Spaß.
Und ich wachse an den Aufgaben und an kleinen Erfolgen.

Jetzt sitzen Claudia und ihre Mutter vor der Glotze und gucken Frauenkram. Ich habe mich heute um die Mülltonnen gekümmert und ne to-do-Liste erstellt.
Neben der Haushaltsführung, die Claudia und ich uns teilen, ist da noch einiges offen.
Und da ist ja auch noch unser Hund und das Leben und die Liebe.
Jetzt sitze ich und tippe Kram und trinke Bier.
Und höre die alten Songs meiner alten Band und schwebe in Erinnerungen.
Damals hätte ich gelacht, wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich verheiratet wäre und Hausmeisterfunktionen übernehmen würde.
Damals hätte ich aber auch überhaupt nicht hören wollen, dass ich mal mit Krebs zu kämpfen hätte.

Der Hausmeister vor mir hat gepfuscht. Das stelle ich täglich mehr und mehr fest. Ich werde auch pfuschen. Weil ich keine Ahnung habe.
Aber ich werde mir Mühe geben. Und das ist schon wesentlich mehr, auch wenn ich keine Dahlien einpflanze.
Und ich hoffe, dass ich zumindest menschlich nicht versage.

Claudia wird die neue Chefin.
Gisela wird von uns geliebt und bemuttert werden. Schließlich ist sie Mutter und soll das auch zurückbekommen.
Ich werde Hausmeister.
Einen Blaumann habe ich immerhin schon.

Aber ich bleibe auch der Schreiberling, so wie ihr mich kennt.
Es wird bloß n bisschen weniger werden.

Und irgendwann werden wir froh sein, dass der vorherige Hausmeister weg ist.
Denn der war nur Hausmeister für sich.
Und kein liebender Partner und kein Mitmensch.
Er war der Hausmeister. Alles andere war egal.
Ich bin Hausmeister für uns alle. Und mir ist der Hausmeister egal, weil alles andere wichtiger ist.

Wird schon werden...
 






 



Montag, 17. April 2017

Zwangsoptimismus am Vielfrontenkrieg



Noch vierzehn Tage oder so, dann haben wir das im Griff.
Weil: Muss!

Im Moment sind eine vierundzwanzigstündige Rundumversorgung für Claudias Mutter,
Gasanbieterkram, Haushaltung, Finanzierungsmist, Garten, Versicherungsscheiße (alles Sachen, für die ich nicht wirklich geeignet bin…), 
der Auszug und die blöde Laberei eines dummen Menschen,
der zu Böswilligkeiten neigt
an vorderster Front.

Claudia und ich treten da in den Hintergrund,
obwohl wir auch noch zehntausend andere Baustellen haben.

Noch vierzehn Tage oder so.
Wir schaffen das.
Auch wenn wir es anders gewollt haben…
Und wir machen es schön.
Für Claudia, für ihre Mutter, für Aron und für mich.
Ich bin da optimistisch.

Ich werde dieses Jahr weniger schreiben…
Zumindest in der jetzigen Phase…