Montag, 29. September 2014

Herbstsommer, massig Musik und noch mehr Umzug



Auch wenn das Wetter momentan einen klasse Herbstsommer präsentiert, es wird Herbst.
Das merkt man zum Beispiel an der Unmenge an Plattenneuerscheinungen.
New Model Army, Robert Plant, U2, Leonard Cohen, Lucinda Williams, Marianne Faithful eröffnen den Herbststart, Prince schlägt gleich mit zwei Platten zu. Thom Yorke von Radiohead macht ne Internetveröffentlichung. Die wunderbare Element Of Crime und die neue Stoppok starten den deutschen Markt. Ebenso, wie die  Sammlung „Poem“, die eine Verneigung vor dem Meister auf Deutsch präsentiert.
Ich habe bestimmt einige vergessen.
Komme auch gar nicht dazu, die ganzen Veröffentlichungen intensiv zu hören.
Alles zu kaufen wäre eh Wahnsinn, aber man kann ja mittlerweile alles im Internetstream hören und sich dann für die Perlen entscheiden.

Meine Tage bestehen allerdings momentan aus ausräumen, Kartons durch die Gegend schieben, Möbel abbauen und aufbauen, streichen, tapezieren und wenn möglich n bisschen die neue Gegend erkunden.
Das wird sich noch so durch den Oktober ziehen, da läuft die Musik eher im Background.
Und: Es ist hier in Ottenstein so wunderbar leise, dass ich gar nicht immer Musik brauche, oft einfach die Stille genieße.

Die Glotze und das Tagesgeschehen interessieren mich jetzt überhaupt nicht. Keine Ahnung, immerhin habe ich mitbekommen, dass der VfL Bochum die Katastrophenleistung der letzten Saison wieder hergestellt hat und in Heidenheim eine derbe Klatsche bekommen hat.
Es ist mir beinahe egal.

Cohen, Faithful, NewModelArmy, Element of Crime und Plant sind meine Lieblingsfavoriten der Herbststarter. Williams hat ne gute Scheibe hingelegt, Stoppok auch, Prince macht richtig Spaß und erinnert an seine besten Zeiten, aber bei den vielen Input muss ich mich ja entscheiden. Und Thom York fällt erst mal ganz raus, aber ich hatte ja auch mit Radiohead schon immer so meine Probleme…

Wie immer liegt die Tücke in den Details und den kleinen Fallen.
Mir tuen alle Knochen, Muskeln, Gelenke und überhaupt weh. Ich brauche Pausen. Claudia malocht ohne Ende, ist aber auch öfters mit ihren Kräften fast am Ende.
Aber wir kommen voran.
Dazu kommen dann noch die Wohnungsabnahme in Essen, der Behördenkram und meine Tumornachsorge mit nem Arzt- und zwei Krankenhausterminen.
Es wird nicht langweilig…

Morgen geht es erst zur Ärztin, dann nach Castrop-Rauxel und dann nach Bottrop zum Geburtstag des Schwagers.
Und übermorgen steht die Ummelderei an. Dann sind wir offiziell Ottensteiner.
Das an unserem Hochzeitstag! Ein gutes Omen!
Und den Hochzeitstag feiern wir dann auch ohne Maloche und voller Liebe!

Kühe!
Schafe (find ich eigentlich doof…).
Ziegen!
Kaninchen und Hasen!
Fledermäuse!
Pferde!
Fliegen und Mücken…
Unsere Nachbarn…

So.
Feierabend für heute.
Mit allem.
Euch eine gute Nacht, ich werde schlafen wie ein Stein…

Dienstag, 23. September 2014

Erste Meldung aus dem tiefsten Münsterland



Keine Fotos:
Ich finde das Anschlusskabel für meine Knipse nicht.
Normal im Umzugschaos.
Dafür steht meine Anlage und der Schreibtisch ist aufgebaut.
Das Bett steht natürlich auch (zwar nicht da, wo es später hinkommt, aber egal…), zusammen mit dem Fernseheranschluss war das das Startprogramm.

Der Samstag und der Hauptumzug liefen fantastisch.
Ein Tag mit einer tierischen Luftfeuchtigkeit und Gewittergrollen begrüßte uns. Und ein riesiger Möbelwagen.
Hannes, Thomas, Christian, Beate, Anne, Frank und Ulrike packten sich sofort die Kisten und Torsten stapelte im Lastwagen.
Selbst die superschweren Teile fanden schnell ihren Platz und nach zweieinhalb Stunden war wahrhaftig alles beladen!
In Ottenstein wurden wir dann mit Kartoffelsalat und Grillfleisch begrüßt und schleppten den Kram hoch in die Wohnung, erstmal alles in einen frei geräumten Raum. Luka und Karsten kamen noch dazu und selbst Gisela und Heinz (meine Schwiegermutter und ihr Lebensgefährte) packten mit an.
Das Tempo war wahnsinnig, alles lief wie geschmiert und dies ist mein erster Umzug, bei dem kein Chaos passierte.
Einen dicken Kuss und massig Umarmungen an alle, die so toll geholfen haben!
Ich trank noch n Bier mit meinen Schwagern, schließ den Fernseher an und baute das Bett auf, damit war der Tag gelaufen.

Am Sonntag ging es dann zurück in den Pott nach Castrop-Rauxel. Den achtzigsten Geburtstag meiner Mutter feiern.
Und abends hockten wir dann mit unserem Vormieter, der noch bis zum 01.10. einen Teil der Etage bewohnt, zusammen und quatschten.
Ein netter Ungar, der seit Jahren in Ottenstein wohnt und arbeitet.
Claudia war von seinen Kochrezepten begeistert, ich hörte aufmerksam zu, wenn es um die Kneipen des Dorfes ging. Obwohl: Ich bin nicht so der Kneipengänger…

Montags wieder Maloche:
Eine riesige Ledersofagarnitur, ein schwerer Kacheltisch, mehrere Sessel und eine Eckbank wurden entfernt, mein Schreibtisch und meine Anlage fanden ihren Platz. Das Chaos lichtete sich ein bisschen…

Dienstag (heute) war Zwangspause angesagt.
Ich konnte und kann nicht mehr, Claudia geht es ähnlich.
Also guckten wir uns ein erstes Mal Ahaus an, besuchten zwei Baumärkte (und mehrere Boutiquen, aber das hat was mit Frauen und nicht mit dem Umzug zu tun – und ich entdeckte auf einem Ramschtisch einen Palaniuk, den ich noch nicht habe für 1,99€…), aßen frischen Kibbeling und ließen es ruhiger angehen.

Ab morgen wird wieder reingekloppt.



Der Garten ist schön. Massig riesige Sonnenblumen, viel Dahlien und überall blüht irgendein Zeugs, welches ich nicht benennen kann.
Der Garten ist das Werk von Heinz. Und ich werde wohl täglich einmal durchgehen und bei passendem Wetter mich in irgendeine Ecke verkriechen.
Dann gibt es noch „die Kneipe“ hier im Haus, den Rückzugsort für uns Männer. Und eine Laube, in der Doppelkopf gespielt wird. Und einen riesigen Wintergarten.
Aber ansonsten wollen wir das schon getrennt halten: Gisela und Heinz unten, Claudia und ich oben.
Und ich habe oben meinen Arbeits- und Raucherraum bekommen.
Und freue mich da tierisch drüber!

Gisela und Heinz haben uns herzlichst willkommen geheißen. Vor allen meine Schwiegermutter freut sich total. Und Claudia auch.
Familie ist ja nicht so mein Ding, aber es ist ehrlich und herzhaft und ich fühle mich wohl.
Und jeder versteht, wenn ich mich mal zurückziehe.

Ich bin euphorisiert.
Noch konnte ich die Natur in der Umgebung nicht genießen, noch habe ich keine Kontakte (auf die ich eh nicht scharf bin…) geschlossen.
Das hier und jetzt genieße ich.
Trotz Chaos.
Ich habe das Gefühl, dass alles gut wird. Und jetzt schon ist.

Vor unserem Haus steht ein Container. Für Kronkorken.
Eine Sammelaktion zugunsten von Familien in Not. Das passt.

Ansonsten trinken die hier im Münsterland gerne 0,33 Flaschen und ihr Bier aus kleinen Gläsern (höchstens 0,2). Dafür aber auch Schnaps, den ich nicht anrühre.
Aber zur Begrüßung gab es im Supermarkt ne Kiste Veltins für 9,99 € und das fand ich schon sehr gastfreundlich!




Ich bin müde. Alle meine Muskeln schmerzen und ich kann mich kaum bewegen.
Aber ich bin auch stolz auf mich.
Und total stolz auf Claudia.
Und auf unsere Freunde, die uns wahnsinnig geholfen haben.
Auch wenn sie uns ernsthaft weiter im Ruhrpott haben wollten, sie akzeptieren unsere Entscheidung. Wahre Freunde eben.

Natürlich gibt es Baustellen.
Massig beim Einrichten und auch noch berufliche, finanzielle und zukunftssichernde Scheiße.
Momentan scheiße ich drauf.
Natürlich gibt es Kompromisse.
Deckentäfelung, beige Fußbodenfliesen, eine Küchenecke und ein Waschbecken in meinem Zimmer finde ich nicht so toll…
All das ist aber Kinderkram und lässt sich regeln.



Hey!
Wir haben Platz!

Und werden uns über Besuch freuen!

Gebt uns noch einen Monat Zeit, dann könnt Ihr Euch gerne anmelden!

Ach ja: Und die neue Adresse und Telefon (momentan nur Handy) kriegen die Leute, für die es wichtig ist über ne persönliche Nachricht.





Ansonsten kriege ich nichts mit.
Die Weltlage und die nationale Politik gehen mir momentan am Arsch vorbei, auch wenn das nicht so sein sollte.
Meine Freunde und mir lieb gewordene Dichter und Schreiber müssen genauso warten, wie meine eigene Schreiberei…

Der VfL Bochum irritiert mich, indem er wirklich mal für gute Laune sorgt. Ich muss wohl doch öfters in den Pott…



Und jetzt muss ich ins Bett…

Freitag, 19. September 2014

Abschied vom Pott



So.

Countdown.

Morgen verlassen wir Essen.
Den Ruhrpott.

Fast alles ist eingepackt, ich bin doppeldeutig fertig.

Letzter Internet-Kontakt aussem Pott und ab Montag melde ich mich dann aus dem Münsterland.

Ich liebe den Ruhrpott.
Ich hatte eine schlechte Zeit in Essen, aber es wäre unfair, dies der Stadt zu Schulden kommen zu lassen.
Ich glaub, Essen kann toll sein.
Leider hatte ich wenig Chancen, diese Stadt so zu erleben.
Bochum (Gerthe, Hiltrop, Langendreer) war klasse. Aber da habe ich über 20 Jahre gelebt, da ist meine Heimat.
Wanne-Eickel? Eine wunderschöne Wohnung. Aber eine Stadt, die bei mir in Verbindung mit meinem Krebsausbruch steht. Wahrscheinlich wegen der Nähe zur Veltins-Arena…
Castrop-Rauxel war Provinz. Aber mein Geburtsort. Und ich liebe da noch immer wahnsinnig viele Plätze und die Erinnerung daran.
Ich liebe einfach den Ruhrpott. Und habe noch vor einem Jahr behauptet, ihn nie zu verlassen.
Manchmal kommt es anders…

Ab morgen dann also Ottenstein.
Ottenstein liegt ca. 6,5 km westlich von Ahaus und ist ca. 7 km von der niederländischen Grenze entfernt. Zu Ottenstein gehören unter anderem die Bauernschaften Hörsteloe und Feldmark.
In Ottenstein gibt es alljährlich am Rosenmontag einen großen Karnevalsumzug. Im Wechsel mit der Bauerschaft Hörsteloe findet alle zwei Jahre das traditionelle Schützenfest statt. In Hörsteloe findet man noch Reste der ursprünglichen Heidelandschaft.
Einwohner:   3902 (31. Dez. 2011)
(Wikipedia)
Meine automatische Rechtschreibüberprüfung zeigt mir bei Ottenstein immer einen Fehler an.

Werde ich in Ottenstein meine neue Heimat finden?
Meinen Altersruhesitz?
I hope so.

Ich liebe die Natur. Die Ruhe und die Beständigkeit.
Ich bin zu alt für ne Großstadt und kann überall schreiben.
Und in Ottenstein bin ich direkt auf Feldwegen, kann sogar Fahrrad fahren, da dort ein ausgebautes flaches Netz an gut ausgebauten Wegen existiert.

Der Familienanschluss mit Claudias Mutter ist sowohl Chance als auch Risiko. Wir probieren es, ich bin zuversichtlich. Und für meine Frau geht ein Lebenstraum in Erfüllung.

Außerdem habe ich keinen Bock mehr auf Umzüge…




Es fällt schwer, den Pott zu verlassen.
Meine Freunde und Freundinnen leben hier. Meine Familie.
Es fällt schwer, den Pott zu verlassen.
Ich mag die Mentalität der Menschen hier.
Und natürlich sind da auch all meine Erinnerungen.
Und die Kioske. Und Fiege und Stauder. Und der VfL Bochum.

Aber ich denke, ich kann auch viel Neues im Münsterland erfahren. Ganz andere Sachen.
Massig Natur!
Selbst vor dem Dorfleben habe ich wenig Angst.

Und Claudias Mutter und ihren Lebensgefährten mögen wir und Claudia liebt ihre Mutter über alles und sie nehmen uns herzlich auf, freuen sich wirklich.

Und vielleicht benötigen sie bald unsere Hilfe, die wir ihnen dann gerne geben.



Kein Mensch weiß, was kommt und was passieren wird.
Noch sind wir wahnsinnig und jung genug, neue Wege zu gehen.
Wann – wenn nicht jetzt.




Und die A 40 nervt mich mittlerweile dermaßen:
Nix wie weg !!!












Mittwoch, 17. September 2014

Umzugswoche



Ein nahezu 80jähriger Mann vergoldet mir den Wochenanfang und wird mich die Woche über schweben lassen.
„Popular Problems“ von Leonard Cohen hat eines der hässlichsten Cover überhaupt - und das, obwohl der charismatische alte Mann abgebildet ist. Aber die Musik ist unsagbar eindringlich, schön und wohl sein Alterswerk (aber das habe ich schon von „Old Ideas“ auch schon behauptet). Und was für eins!
Zieht euch das Pre-Listening im Internet rein! Kauft die MP3, iTunes-Fassung, CD oder Platte!
Hört aufmerksam zu, genießt die Texte, die vollendete Stimme Cohens, die reduzierten Lieder (diesmal stören mich nicht mal die Hühner im Background (außer bei „Did I ever love you“)…)!
Und erstarrt in Ehrfurcht!
Oh Mann!





Warum mag ich keine Müllmänner mehr?
Als kleines Kind wollte ich sogar einer werden, auf den großen Wagen mitfahren und die Straßen säubern: fand ich irgendwie toll.
Dann musste ich mehrmals zu Müllkippen, um Sperrmüll abzuliefern. Und seitdem kann ich die nicht mehr ab.
Hilfs-Sherifs, die nicht helfen, sondern nur kontrollieren. Und das von oben herab, als ob sie was Besseres wären.
Musste ich schon oft erleben, nervte mich.
Heute war es beinahe okay. Trotzdem: Die Frage, ob ich überhaupt aus Essen käme, wo ich doch mit einem Bochumer Kennzeichen fahre, war überflüssig. Egal, ausnahmsweise ansonsten keinen Ärger und mein alter Kleiderschrank, der eh nur noch im Keller stand, landete in einem Container des Recyclinghofes. Das heißt nämlich nicht mehr Müllkippe. Und die Müllmänner sind auch keine Müllmänner mehr, aber da ich da die genaue Bezeichnung nicht im Kopf habe beende ich diesen Absatz einfach mal…





Es wird weniger, es ist immer noch wahnsinnig viel.
Egal. Wir schaffen das.
With a little help from my friends.

Von Umzug zu Umzug reduziere ich. Gerade bei Büchern und CDs.
Ich glaube, was ich jetzt noch mitnehme, ist einfach das absolute Muss.
Und es wird natürlich wieder was dazukommen.
So ist das Leben eines Jägers und Sammlers.
Zum Messie fehlt noch n bisschen. Man muss ja nicht alles auf die Spitze treiben…




Dienstag.
Sonne. Indian Summer. Schön.

Söhne haben ja meist eine besondere Beziehung zu ihren Müttern.
Meine Mutter wird heute 80 Jahre alt.
Das ist schon eine Leistung!
Und dabei leistete sie die harte Pflege meines Vaters, der an Alzheimer erkrankt war. Dann die Sorge um mich und um meine Schwester.
Eigene Krankheiten.
Und jetzt der achtzigste Geburtstag.
Von mir bekommt sie ganz viel Liebe und Anerkennung.
Herzlichen Glückwunsch!




Mittwoch.
Letzte Mal auf dem Markt in Kray. Waffeln für Claudia besorgen.

Und jetzt kommt so langsam mein Schreibtisch dran.
Das wird nochmal hart, weil ich mit Papieren eben ein klein wenig chaotisch bin. Und das jetzt nett formuliert habe.

Ab morgen bin ich bis mindestens Montag offline.
Und finde es nicht schlimm.



Scheiß auf Chaos!
Scheiß auf die Leute, die unseren Umzug nicht okay finden!

Wir machen unser Ding. Und zweifeln und zögern und sind uns auch nicht sicher – aber es ist unser Ding!

Und ganz viel Liebe für alle, die uns unterstützen und mit dem Herzen bei uns sind!



Noch drei Tage Ruhrpott, dann verlagern wir unser Chaos ins Münsterland. Und werden nach ein paar Wochen dort unsere Ruhe finden.
So ist der Masterplan…

Spätestens Montag kriegt ihr ne erste Wasserstandsmeldung …