Samstag, 21. Juli 2018

Willkommen Dushka!


Vor ein bis zwei Jahren. Ich so:

„Nee. Ich kann gerade mal Aron halten. N zweiten Hund dabei geht gar nicht!
Außerdem haben wir eh schon mehr als genug Stress mit dem Haus und deiner Mutter! Und stell dir mal vor, ich werde wieder ernsthaft krank! No chance!“

Meine Frau so:

„Du hast ja recht. Aber manchmal wünsche ich mir eben für ihn eine Begleiterin oder Freundin oder so.“

Ich so:

„Unser Rüpelrüde ist ein Macho, ich weiß nicht, ob das klappt. Kann gut gehen, kann aber auch scheitern. Das Risiko ist mir zu groß.“

Damit war das Thema erledigt.



Vor ca. einem halben Jahr erkrankte eine gute Freundin an einem wirklich ganz miesen Krebs.
Und durchlebt mit ihrer Familie, ihren Kindern und ihrem Mann, den sie vor vier Wochen dann geheiratet hat, eine Achterbahnfahrt, an der Claudia und ich teilnehmen und (natürlich nur bedingt) mitleiden. Ich hatte die Ehre, Trauzeuge zu sein. Und – Mann! – ich bin da wahnsinnig ergriffen und stolz!

Bei unserem ersten Besuch nach ihrer Diagnose nahm die Freundin meine Frau irgendwann zur Seite und fragte Claudia:

„Wenn ich nicht mehr bin, könntest du dich um meine Dushka kümmern? Bei dir kriegt sie genug Liebe. Da bin ich sicher.“

Claudia sagte zu. Ohne mich zu fragen.
Aber im Nachhinein sagte ich auch zu und stand zu diesem Versprechen.



Letzte Woche gab es eine dramatische Verschlechterung bei unserer Freundin. Und ihr Mann ist natürlich auch bald am Ende seiner Kräfte.

So holten Claudia und ich die Hündin schon heute ab. Wir sind eine vorläufige Pflegestelle solange noch Hoffnung besteht. Und unsere Freundin ist schon jetzt beruhigt. Das heißt ja nicht, dass das für immer ist, vielleicht lässt sich dieser miese Krebs ja doch noch in den Griff bekommen. Aber momentan könnte es für die Hündin, Dushka, die beste Lösung sein.



Ich hatte wirklich Panik, als wir bei unserem Haus ankamen.

Wie würde Aron, unser Rüpelrüde, reagieren?

Erstmal freute er sich, uns wiederzusehen (wir waren sechs Stunden weg), dann drehte er am Rad, weil er ein Leckerchen wollte. Und dann brachte ich Dushka in unser Haus.

Sie schnüffelte, zog den Schwanz ein, hatte Angst.

Ging aber mit mir (ich hatte sie auf der Fahrt unentwegt gestreichelt) rein.

Unser Aron zeigte erst wenig Interesse, schnüffelte dann ein bisschen und ließ sie in Ruhe.

Vorsichtig konnte sie das Haus und den Garten erschnüffeln und kennenlernen, ab und zu kam Aron auf sie zu, aber das war alles okay. Und Dushka machte erste Anzeichen, ihn zum Spielen aufzufordern.

Dann zog ein Gewitter auf. Beide Hunde hatten Panik. Legten sich aber nebeneinander zu unseren Füßen. Und nach dem Gewitter hatten wir die erste Spaziergangrunde mit beiden.

Es scheint zu funktionieren!

Es klappte sogar, beide zusammen ins Auto zu packen!




Es ist zu früh, um das endgültig zu bewerten, aber wir sind zuversichtlich.

Beide Hunde sind entspannt, die erste Runde funktionierte.

Dushka erweitert ab jetzt (vorläufig) unsere Familie.

Und wird ein gutes Leben bei uns haben.



Und wir werden weiterhin den Krebs verfluchen, die Liebe unserer Freundin, ihrer Kinder und iher Mannes hochhalten. Und mit unserer Liebe und Kraft versuchen, beizustehen.

Ich hoffe, wir können Dushka irgendwann wieder zurückgeben. Das wäre das größte Geschenk der Göttinnen. Ich befürchte, sie wird bei uns eine neue Heimat finden. Wenn es denn so wäre, dann im Sinne unserer Freundin:

Dushka wird geliebt!

Donnerstag, 12. Juli 2018

Let’s work!





Der Urlaub ist vorbei.
Zeit, mal wieder zu arbeiten.
Neben den ganzen Hausbaustellen und dem Garten auch wieder am Computer und Schreibtisch, aber damit starte ich erst morgen so richtig.
Und dann gemächlich im Sommersparmodus.

Die Woche in Katwijk war super, wenn ich auch erschreckt bin, wie teuer es mittlerweile an der holländischen Nordseeküste ist.
Claudia und ich brauchten diese Woche zum Durchatmen.
Und wir haben sie genossen.
Momentan sieht es so aus, als könnten wir n bisschen in den beginnenden Alltag rüber retten.
Und alleine dafür hätte es sich gelohnt.


Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich jetzt Gewerkschaftsmitglied. Bei Verdi. Verdi geht mir ehrlich gesagt am Arsch vorbei.
Aber ich bin jetzt Mitglied beim VS, Verband Deutscher Schriftsteller und der gehört halt zu Verdi.
Und das ist mir schon wichtig, meine Schreiberei ist damit offiziell auch mein Beruf und das klingt besser, als Erwerbsminderungsrentner.
Und ist jetzt auch eine Herausforderung für mich.

Ich werde demnächst arbeiten.
In zwei Anthologien werden Texte von mir erscheinen (demnächst mehr…), ich schreibe ein Vorwort für ein Buch eines Freundes und ich arbeite an vielen Projekten, die allerdings alle noch unfertig sind.
Keine Ahnung, was aus diesem Blog wird, ich werde ihn wohl weiter betreiben, aber seltener.

Ansonsten Sommersparmodus.

Und Sprachlosigkeiten.
Sprachlos angesichts der toten Zeugen und geschredderten Akten beim NSU-Prozess. Das Urteil für Zschäpe ist nachvollziehbar, die Urteile gegen ihre Komplizen sind viel zu milde ausgefallen und die vielen unbeantworteten Fragen in dieser Geschichte sind zum Kotzen.
Sprachlos angesichts eines Innenministers, der Witze über abgewiesene Flüchtlinge macht, täglich neue Unmenschlichkeiten loslässt und sich erdreistet, den Elefant im Porzellanladen zu spielen, nur, um den Populismus der AfD zu übertreffen.
Sprachlos angesichts Umfragewerten, die die AfD zur zweitstärksten Partei erklären.
Sprachlos, über eine Flüchtlings- und Migrationspolitik, die alle wirklichen Probleme überschattet. Und die wichtigen Fragen der dtschen Politik überdeckt.
Nein: Wir haben kein Flüchtlingsproblem in Dland!
Wir haben ein globales Flüchtlingsproblem, Dland ist da nicht unschuldig dran.
Aber die paar Flüchtlinge in Dland sind kein Problem. „Wir können das schaffen“, wir können es sogar positiv für unsere Gesellschaft und unseren Arbeitsmarkt nutzen.  Nur traut sich kein Politiker/keine Politikerin mehr, die Chancen zu erwähnen.
Machterhalt ist wichtiger als Menschlichkeit…
Sprachlos angesichts neuer Polizeigesetze, die alles übertreffen, was es an Rechtsverletzungen in der BRD bisher gab.
Das bayrische Polizeigesetz ist die Festsetzung des Polizeistaates und das Ende einer freiheitlichen Demokratie. Andere Bundesländer ziehen nach.
Und Freiheit ist bald nur noch ein Wort. Zum Beispiel in einem Grundgesetz, das niemand mehr kennt und beachtet.
Sprachlos angesichts fehlender Utopien. Ist wirklich alles scheißegal? Sollen wir die wirklich so weitermachen lassen? Es scheint so.
Der Aufschrei ist zu leise und verhallt.
Und ich suche verzweifelt nach Hoffnung und finde nichts.
Und bin sprachlos.
Weil es mir beinahe auch schon scheißegal ist. Und weil das einfach nur falsch ist.

Ich möchte ein lebenswertes Land. Mit Idealen. Ich möchte eine lebenswerte Welt. Ich stehe immer noch auf Liebe, Freiheit und Rock’n’Roll.
Dies ist auch meine Erde, mein Land.
Ich bin hier geboren.
Im Moment gibt es wenig, was ich hier toll finde. und die Zukunft und die Jugend machen mir wenig Hoffnung.

Und ich glaube, wir (Meine Generation der Mitfünfziger) haben es vergeigt, sind gescheitert.
Die digitale Revolution war ja auch ne Chance, aber wir haben sie nie begriffen und jetzt posten wir auf Facebook Katzenfotos, äußern vielleicht unsere Empörung und verstricken uns in BlaBla-Diskussionen.
Während die Kids in Prüderie verfallen und sich klammheimlich Pornos übers Netz reinziehen.
Und sich einen Scheiß interessieren.

Gibt es noch Hoffnung?
Im Moment wenig, aber ich gebe noch nicht auf.
Aber im Moment ist ja eh Sommerpause…