Freitag, 30. Dezember 2016

2017 wird ein Arschlochjahr



2016 war ein Arschlochjahr, 2017 wird ein Arschlochjahr.
Ich glaube nicht, dass das nächste Jahr wirklich besser wird, trotzdem hoffe ich es. Wesentlich schlimmer kann es ja nicht werden, oder?
Leider kann es auch nicht wesentlich besser werden.
Gesundheitlich habe ich ja Mitte Dezember die niederschmetternde endgültige Diagnose bekommen, dass da kein Kieferaufbau und kein Gebiss mehr möglich ist.
Miese Artikulation, Sabberei und keine Kaufähigkeit bleiben mir erhalten.
Aber immerhin: Ich weiß es jetzt, mache mir keine falschen Hoffnungen mehr und werde mich damit abfinden.
Der Alzheimer von meiner Schwiegermutter wird sich auch nicht bessern. Und meine geliebte Frau und ich rechnen da ständig mit mitwachsenden Betreuungsbedarf, den wir nach Möglichkeit dann erbringen werden.
Privat wird es also nicht einfacher.

Und sonst?
Die Menschenfressermenschen, niedlich formuliert Populisten, rechte Ärsche und Faschisten verschwinden nicht plötzlich, nur, weil sich die Jahreszahl ändert.
Und: Wir haben Wahljahr, da wird die AfD mit Dreck um sich werfen und die anderen Parteien ohne Ende lügen.
Ich erwarte da den völligen Horror und rechne eh damit, dass am Ende wieder ne GroKotz mit Merkel rauskommt.

Und dann kommt ein G20-Gipfel nach Hamburg.
Mitten in eine Stadt, die durchaus noch Protestpotential hat.
Was soll der Blödsinn?
Da ist Ärger programmiert.

Mit Kriegen und Terroristen werden wir weiterhin leben müssen. Die Einschläge werden näherkommen.
Und die kleinen Freiheiten, die wir noch haben werden immer mehr beschnitten. Weil ja Sicherheit so wichtig ist.
Wir werden alle immer mehr überwacht und gut bewacht und ich befürchte, dass man da kaum gegen ankommt und selbst das Bewahren der Freiheiten immer schwerer wird, ganz zu schweigen, von neuen Utopien oder mehr Freiheit.
Und ab den 20.01. regiert ein unberechenbarer Chauvi Amiland. Was da auf uns in Europa zukommt ist vielleicht nicht so schlimm, aber dunkelhäutige Menschen in den USA werden mit Sicherheit nichts zu lachen haben.
Putin, Erdogan, die polnischen Pisser, Assad und so weiter:
Sie bleiben uns erhalten.

Da kann 2017 doch nur ein weiteres Arschlochjahr werden!

Natürlich werden wir wieder viele Freunde, Vorbilder und Helden betrauern müssen.
Das ist auch ne Frage unseres eigenen Alters:
Ich bin eben über 50, meine Helden sind dementsprechend oft um die 70 oder älter und ihr Leben war selten gesund oder drogenfrei.
Natürlich wird es Tode geben, die mich betroffen machen.

2017 wird ein Arschlochjahr.

Trotzdem freue ich mich drauf.
Trotzdem habe ich noch Hoffnung.
Vielleicht entsteht bei all der Scheiße ja wirklich mal wieder sowas wie ne Protestbewegung, vielleicht weckt all die Unterdrückung ja irgendwann wirklich den Wunsch nach mehr Freiheit, vielleicht werden wir tanzen und lachen und den Mächtigen ein TROTZDEM und den Mittelfinger und die geballte Faust zeigen.
Wer weiß…

Ich werde ein rauchfreies 2017 erleben.
Der Hauptgrund (Neuer Kiefer, neues Gebiss) ist zwar im Arsch, aber ich habe es meiner geliebten Frau versprochen und es hat wirklich Vorteile.
Und schon im Januar feiere ich dann zehnjähriges Krebsjubiläum. Und das ist klasse: Meine Überlebenswahrscheinlichkeit lag damals eher bei zehn Monaten…
Außerdem werde ich mindestens zwei, wahrscheinlich sogar drei Sachen / Bücher veröffentlichen und mich wieder öffentlich zeigen.
Und ich werde meine Frau und unseren Hund lieben.
Und Euch.
Alles wird gut.

Ich werde brennen, mein Feuer ist noch nicht erloschen.

2017 wird ein Arschlochjahr.

Ich wünsche Euch allen ganz viel Kraft, Stärke und Mut.
Ein offenes Herz und viele offene Herzen für Euch.
Ganz viel Liebe!!!
Massig Musik und Poesie.
Ein Lachen wird es sein, dass sie besiegt!

In diesem Sinne:
Kommt gut rein ins Arschlochjahr 2017.
Auf Euch!






Mittwoch, 28. Dezember 2016

Zwischen den Arschlochjahren



Noch drei Tage, dann ist 2016 Geschichte.
Zwischen den Feiertagen atme ich durch, ziehe Bilanz, entwickele Zukunftspläne und gute Vorsätze. Same as it ever was…
Selten hat mich ein Jahr so gefickt wie 2016.
Na gut: 2007 mit meiner Krebsdiagnose, der langen OP und dem heftigen Überlebenskampf, das war ähnlich beschissen.
Aber ich habe 2007 überlebt. Und startete ein neues Leben. Und ich überlebe 2016.
Und entwickele Zuversicht für 2017, zwar Kieferknochenlos, aber ohne enttäuschte Hoffnungen und voller Pläne.
2016 war das Jahr, wo ich mein Gebiss verlor, ne OP und ne Magensonde überstehen musste, mich nur flüssig und passiert ernähren konnte, viele meiner geliebten Stars verlor und mich immer wieder mit Obrigkeitshörigkeit, Machtmenschen und Menschenfressermenschen und Menschenfeinden auseinandersetzen musste.
2016 war das Jahr des Terrors und bei zu vielen Menschen der Abgesang des Gedanken, das Freiheit vielleicht genauso wichtig wie Sicherheit sein sollte.
Für mich wird Freiheit immer wichtiger als Sicherheit sein.
Und Liebe. Und Frieden. Poesie und Musik und Harmonie (da stehe ich drauf). Frühestens danach dann die Sicherheit.
Meine Gewichtung passt nicht in heutige Zeiten…



Am schlimmsten in diesem Arschlochjahr war für mich meine persönliche Achterbahnfahrt 2016:
Erst das herausgebrochene Implantat, dann die Auskunft, dass da wenig Hoffnung bestünde, dann doch Hoffnung. Und die erste OP und danach zahnloses Warten.
Dann immer wieder Vertröstungen und keine klaren Ansagen.
Krankenhauswechsel mit erneuten Hoffnungen, auf vielleicht sogar eine Verbesserung der ehemaligen Situation und dann das endgültige Ende aller Hoffnungen, aber diesmal wenigstens so erklärt, dass ich es endlich raffe:
Ich habe nur noch minimal festen Kieferknochen, da kann man nix mehr aufbauen, zumal mein Allgemeinzustand eine dreizehnstündige OP lebensgefährlich macht und dieses Risiko bei einer so geringen Erfolgsaussicht einfach Schwachsinn wäre.
Ich werde in meinem Leben nie wieder kaufähig werden.
Und ich muss einfach damit und mit meinem Sabber und der beschissenen Artikulation klarkommen.
Das wird noch n bisschen dauern, bis ich mich damit abfinde…


na und? TROTZDEM!
Ich habe meine Frau, unseren Hund, das wunderschöne Münsterland.
Ich habe meine FreundInnen, im realen Leben und im Netz. Das sind verdammt viele und da sind absolut klasse Menschen und wunderbare Herzen drunter!
Es geht weiter.


Und wie es weitergeht:
Anfang nächsten Jahres erscheint „The last Song“ beim gONZo-Verlag in der Reihe „Verstreute Gedichte“. Klein aber fein, 20 Seiten A6 und wahrscheinlich meine letzte reine Lyrik-Veröffentlichung.

Noch im ersten Quartal des Jahres wird wohl „Auf Papier gebloggt – 2016“ bei LiteraFreakPress erscheinen. Ne Auswahl meiner Blogeinträge des letzten Jahres, nur minimal überarbeitet. Falls ihr nochmal nachlesen wollt, wie dieses Arschlochjahr einen kleinen und alten Schreiber ficken konnte…

Ich habe auch beschlossen, wieder (vor)zu lesen.
Nur wenige Veranstaltungen, nur im kleinen Rahmen und da, wo ich weiß, dass es okay ist, wenn ich dabei sabbere und zahnlos meinen Kram vortrage.
Oder eben mit nem Rezitator an meiner Seite.
Abwarten, was da kommt (Ja, ihr dürft gerne anfragen!), ich denke, ab Frühjahr bin ich bereit…



Ansonsten will ich viel Besuch haben: Schließlich habe ich jetzt einen Kicker in meinem Arbeitszimmer stehen. Und der will bespielt werden!

Soweit erstmal. Klingt doch alles recht zuversichtlich, oder?

Natürlich wird auch 2017 ein Arschlochjahr werden.
Warum ich das denke schreibe ich morgen…



Sonntag, 25. Dezember 2016

So it is X-Mas



So it is X-Mas.

Ich höre Weihnachtsmusik. Die Roten Rosen, Bad Religion, Ringo Starr, Johnny Cash.
Einmal im Jahr, drei Tage tue ich mir das an.

Weihnachten geht mir nicht am Arsch vorbei, ging es noch nie und ich bin misstrauisch, wenn jemand was Anderes behauptet.

Meine Weihnachtstraditionen durchliefen in meinem Leben unterschiedliche Phasen und die waren eigentlich alle okay.



Kindheit, frühe Jugend:
Oft Stress.
Weil mein Vater den Weihnachtsbaum erst am 24ten besorgte und nach einem ausgedehnten Frühschoppen nach Hause kam und wir dann unter Zeitdruck schmücken mussten (so lernte ich sehr früh Empathie für Behinderungen: die Bäume waren oft erbärmlich schief und mit wahnsinnigen Lücken ausgestattet. Manches Mal musste mein Vater sie zusätzlich noch am Fenster und/oder Schrank festbinden, damit sie überhaupt stehenblieben…). Dann die obligatorische Kirche und danach die Bescherung. Und irgendein Weihnachtsprogramm in der Glotze. Und am ersten Weihnachtstag ein üppiges Weihnachtsmenu und die Verwandtschaftsbesuche.

Spätere Jugend, Erwachsen werden:
Die Kirche wurde verweigert, ansonsten war das Programm ähnlich. Und statt Glotze ging es in die Kneipe und später in die Disco.
Und das Weihnachtsmenu wurde oft verkatert überstanden.

Junges Erwachsenendasein:
Der Heiligabend wurde gestrafft: Kneipe und Disco waren das Hauptprogramm. Familie war nicht so angesagt, wurde als Pflichtprogramm irgendwie eingebunden.
Trotzdem: In jeder meiner Hütten schmückte ich zu Weihnachten und mir fehlte der Baum, aber das wäre ja nicht cool gewesen…

Erwachsen, Solo und als Krankenpfleger:
Ich arbeitete. Gerne. Und feierte mit den PatientInnen im ambulanten Dienst und anschließend für mich alleine.
Ich kochte mir ein Festmahl, schmückte den Baum und hörte und spielte Weihnachtslieder.
Meine Eltern und die Familie meiner Schwester besuchte ich nur kurz, schließlich hatte ich ja Dienst.
Und frei hatte ich dann Silvester und da war mir das Feiern auch wichtiger.

Jetzt (mit Claudia verheiratet und alt):
Claudia brachte mir die Bedeutung von Familie wieder nahe.
Heute gingen wir also erstmal mit ihrer Mutter und unseren Hund eine lange Runde, dann gab es Kartoffelsalat und Hähnchenbollen und für mich ne Käse-Sahne-Suppe. Und Sekt und Bier und ein gemütliches Zusammensitzen. Schwiegermutter, ihr Lebensgefährte und wir.
Schön, entspannt.
Und bevor wir uns ins Wohnzimmer zusammensetzen sitze ich am Schreibtisch und Claudia wirbelt in der Küche für morgen (natürlich helfe ich ihr, aber beim Kuchenbacken muss ich flüchten…).
Am ersten Weihnachtstag richtet Claudia nun das Festmahl aus. Für die Familie ihres Bruders, ihre Mutter und uns.
Das zieht sich bis in den Abend. (und war völlig in Ordnung, bloß danach ist Claudia zusammengebrochen, weil es doch zu viel für sie war…).
Und am zweiten Weihnachtstag geht es dann ins Ruhrgebiet zu meiner Schwester, ihrer Familie und meiner Mutter. Das ist okay, da meine Mutter eh mittlerweile am ersten Tag immer einen Tisch in einem Restaurant zum Festmahl bestellt und ich überhaupt nicht mehr Restaurantkompatibel bin. Stattdessen treffe ich also meinen Teil der Familie am zweiten Abend beim Gulasch.



So this is X-Mas.

Ich denke an so ungreifbare Sachen wie Liebe, Freiheit und Frieden.
Für alle.
Ich stehe auf so n Kram. Und verzweifele oft an den Realitäten.
Aber nicht über Weihnachten, da versuche ich, die Nachrichten nicht zu tief in mich eindringen zu lassen.

Der Weihnachtsmann ist eine Erfindung von Coca-Cola. Und eine von einem Geist geschwängerte Jungfrau klingt nicht gerade glaubwürdig. Trotzdem:
Es könnte ja ne geile Party werden!



In diesem Sinne

wünsche ich Euch und mir das Allerbeste!