Donnerstag, 31. Juli 2014

Ich werde weiter nerven!



Ich habe geschrieben, getextet, gedichtet und veröffentlicht.
Ich werde das weiterhin machen.
Mein Leben.
Am Schreibtisch. Mit euren Reaktionen und ab und zu Lesungen (aber die eher, um Menschen zu treffen).
Ich kann gar nicht anders.

Ich bin kein P.P.Zahl, kein Grass, kein Wondratschek.
Ich bin schon gar nicht Bukowski.
Ich bin Hermann Borgerding.
Und werde das bleiben.

Schreiben ist einfach, kann fast jeder.
Einen persönlichen Stil hinzukriegen, authentisch zu sein und ein Minimum an Qualität hinzubekommen ist schon schwieriger.
Ich gebe mir zumindest Mühe.

Gelesen zu werden ist schon ne andere Hausnummer (Und jede/r, der schreibt, will gelesen werden).
Ich nutze das Internet - Facebook und meinen Blog – und ich veröffentliche nach Möglichkeit meinen Kram bei Verlagen.
Und erkämpfe mir über Jahre einen Leserstamm.
Mit Erfolgen und Rückschlägen.
Aber ohne jemals ernsthaft daran gedacht zu haben, aufzuhören.
Ich habe dran gedacht, okay, aber ich kann es eh nicht…

Ich liebe Kleinstverlage und fühle mich dort wohl, auch wenn man da nichts verdient.
Zweimal bin ich jetzt auf die Schnauze geflogen: die Edition PaperOne hat aufgehört und der Acheron-Verlag meldet sich nicht mehr.
Mit Rodneys Underground Press (hauptsächlich für die MAULhURE) und dem Songdog-Verlag (Neuauflage meines Romans „AUSGEHÖHLT“ 2015) habe ich zwei zukünftige Partner gefunden.
 Es geht weiter.

Mein Bücherkoffer ist so gut wie leer. Das macht nichts, da ich dieses Jahr eh keine Lesungen mehr mache und folglich wenig selber verkaufen werde.
Der Extraball und der LaborBefund mit meiner Sondernummer können weiter bei mir bestellt werden. Natürlich auch die MAULhURE Nr. 3. Ach ja: Ich habe noch n paar Ausgaben von „Seifenblasen im Schädel“, ein uralter Gedichtband von mir mit dem hässlichsten Cover unter der Sonne. Mehr habe ich momentan nicht zu bieten.

Ralf Preusker von Literafreak arbeitet jetzt mit mir zusammen. So entsteht eine Neuauflage von „Auf Papier gebloggt“. Mit dem Plan ein alljährliches Periodikum daraus zu machen.
Und wir arbeiten gemeinsam an den „Rock’n’Roll-Notizen“.
Ich verspreche mal: die werden grandios!
Wann immer wir damit fertig werden und in welcher Form die dann auch erscheinen werden.

Ansonsten bleibt weiterhin dieser Blog. Ich habe ihn liebgewonnen und immerhin einige Klicks darauf.
eBooks mache ich nicht. Nicht mein Ding. Höchstens in Zusammenarbeit mit einem Verlag, aber nicht von mir aus.

Ich bin also immer noch in Büchern zu bekommen (wenn auch momentan nur über mich persönlich) und es werden weitere erscheinen. Und ihr könnt meine Gedanken und mein Geschreibsel im Blog verfolgen. Ist doch schon was, oder?

By the way:
Ich habe auch keinen Bock, euch anzumahnen, wenn ihr für die Bücher nicht bezahlt habt. In vielen Fällen weiß ich das nicht mal. Aber die Bilanz spricht davon, dass ich noch mindestens von drei, vier Leuten Kohle bekomme.
Und da ich es nicht dicke habe merke ich das schmerzhaft…
Und: Ich hoffe und denke, dass ich alle Bestellungen bearbeitet habe. Aber manchmal bin ich ein Chaot…

Ich schreibe, ich texte, ich dichte, ich blogge.
All das kann ich halbwegs.
Was mir fehlt ist Lektorat, Vermarktung und Vertrieb.
Kann ich nicht. Habe ich keinen Bock drauf.

Worauf ich Bock habe (neben „Auf Papier gebloggt“ und den „Rock’n’Roll Notizen“) ist mal n rein fiktionaler Text. Ohne meinen persönlichen Kram.
Aber dafür brauche ich ein ruhiges Umfeld.
Worauf ich Bock habe ist ein Kinder/Jugend-Buch. Kann ich momentan nicht.
Worauf ich Bock habe ist ein erotischer Krimi.
Fantasy, ein politisches Manifest, massig Lyrik…
Ich habe auf vieles Bock…
Es bleiben noch massig Ziele.
Das ist gut so.

Ich werde weiter nerven!

Dienstag, 29. Juli 2014

Der Jazz-Pianist






Im Rahmen eines Praktikums

während meiner Ausbildung zum Altentherapeuten

traf ich ihn



In einem Alters- und Pflegeheim

(aber die heißen heute ja Residenzen)

bewohnte er ein Zimmer

und war außerhalb der Mahlzeiten kaum zu sehen



Ich hatte Ideale

und organisierte einen Männerstammtisch

und wollte

alle Männer eingeladen und angesprochen haben

Also klopfte ich bei ihm an



Die Pflegekräfte und die Leitung des sozialen Dienstes

sagten mir

dass es sinnlos wäre

und er zu niemanden Kontakt wollte

aber ich wollte es selber wissen

und trat dann in das Zimmer



Freundlich ließ er mich hinein

und das erste

was ich im Zimmer wahrnahm

war das Keyboard

Und dann der Plattenspieler

und das Regal mit den Platten

„Welcome to my world“

Grinste er mich an



“Hallo.

Ich bin H.B.

und mache hier ein Praktikum zum Altentherapeuten.

In dem Rahmen wollte ich mich vorstellen.

Und sie fragen,

ob sie nicht auch Interesse an einen Männerstammtisch hätten.“



Er lächelte.

Schüttelte den Kopf.

Und winkte ab.

„Das ist nichts für mich.

Danke sehr.“



Sein Blick sollte mich zur Tür und hinaus lenken,

ich wollte gehen

aber ich hatte die Schallplatten entdeckt.



„Sind das Blue Note Records?“

fragte ich aus einer Ahnung heraus.

Er nickte grinsend.

„Sind sie Jazz-Kenner?“

„Leider nein. Ich bin eher Rock’n’Roller.

 Aber Blue Note erkennt doch jeder!“

Er schüttelte den Kopf:

„Hier niemand…“



Jetzt lenkte mich sein Blick zum Sessel

und er lud mich ein,

mich zu setzen.



„Hier: Billie Holliday in der Erstauflage.

und hier John Coltrane.

Ich brauche die Belustigungen vom Personal nicht,

auch wenn sie sich Mühe geben…“



Ich nickte.

„Muss die Hölle sein,

einem schlechten Musiker bei

Schwarzbraun ist die Haselnuss zuzuhören!“

„Es geht. Aber ich muss es mir nicht antun.“



Rheuma ist eine Höllenplage.

Er hatte ne besondere Form von SLE. Lupus.

Alleinsein ist auch eine Höllenqual.

Er war nicht alleine. Er hatte den Jazz.

Er war um die 70.

Und lebte nun in einem Ghetto der Alten und Kranken.

Mit Bingo und Heimatmusik und WDR 4.

Ich war froh über sein Zimmer

und beschloss

ihn in Ruhe lassen.



„Wenn ich kann,

dann spiele ich auf meinem Keyboard.“

Er konnte nicht mehr oft.



Aber er spielte mir eine Platte vor

die er kurz nach dem zweiten Weltkrieg aufgenommen hatte.

Mit allen möglichen Jazz-Größen.



Und als ich die hörte,

wusste ich,

warum er nicht zu den „Konzerten“ im Heim ging.



Ich blieb viel zu lange bei ihm

(aber ich war Praktikant und schiss drauf…)

und beim ersten Männerstammtisch tauchte er wahrhaftig auf.



Er setzte sich zu den anderen Männern

und hörte zu.

Es wurde viel Blödsinn geredet,

aber generell waren die Männer mal froh

unter sich zu sein

und lästerten und erzählten schlüpfrige Witze und vom VfL Bochum

und ich merkte,

dass ihnen dies ansonsten im Heim fehlte

(Anmerkung: der Männeranteil in Heimen liegt bei ca. 20%. Und viele sind nicht wegen Alter, sondern wegen Erkrankungen oder Behinderungen untergebracht. Und für die Männer ist ein Heim die Hölle – für jeden Menschen ist ein Heim die Hölle, aber für Männer eben noch mehr…)



Beim dritten Männerstammtisch setzte er sich ans verstimmte Piano

und spielte eine kleine Improvisation

bei der ich die Ohren anlegte

und mir ein Glas Wein und eine Zigarette wünschte.

Die anderen Männer waren verstimmt

und wollten lieber Stammtischwitze erzählen.

Er nickte mir zu

und kam die nächsten Male nicht mehr.



Wrong place, wrong time, wrong man

Was sol ich sagen?

Würde ich seinen Namen erwähnen

würden Jazz-Kenner aufhorchen

aber ich werde den Teufel tun.



Ich habe keine Ahnung vom Jazz

aber ich weiß

dass Blue Note Records das ultimative Label für Jazz ist.

„Als Blue Notes bezeichnet man Töne, die in besonderem Maß den Bluescharakter von Melodien prägen. Im engeren Sinne versteht man darunter die kleine Terz, die kleine Septime und die verminderte Quinte.“



Ich habe keine Ahnung

von vielen Dingen.

Und ich kann die Welt nicht retten.

Und nicht alle Einzelschicksale.



Wenn ich könnte

würde ich einen Song für den Jazz Pianisten schreiben.

Ein Instrumental

mit einer langen Keyboard-Phrase.

N Schlagzeug mit Swing-Touch.

N Sax und n dezenter Gitarren-Background.

Und ein Contra-Bass, der in die Eiern knallt.

Basis wären Blue Notes

- und das würde ich sogar hinkriegen,

aber nicht in der Qualität der Meister –

Ich kann das nicht.



Ich kann nur dieses Gedicht.



Und hoffe

ihm geht es gut

- den Umständen entsprechend…


Graphik von Helmut Schida

Montag, 28. Juli 2014

Und Fury In The Slaugtherhouse spielten doch seichte Scheiße






Es ist ein Alarmsignal, Fury In The Slaugtherhouse zu hören
& dabei zu grinsen, mitzuwippen, gar mitzusingen
& im Nostalgiekinosessel tiefer zu rutschen
aber es ist ne Art Entwarnung, dazu zu stehen
und sich selber nicht zu ernst zu nehmen

Tagesnotiz

& der Regen hat noch keine Abkühlung gebracht &
die Mücken nerven & ich kann nicht aufhören,
die Stiche aufzukratzen &
unsere Hündin nervt und wir müssen
noch viel konsequenter und strenger werden (ausgerechnet wir!)
weil wir sie ja lieben
& behalten wollen &
dann darf sie nicht anderen Menschen Angst einjagen
oder nicht gehorchen, weil:
So geht das nicht
in der Zivilisation

Zwei Besetzungen
zwei Räumungen
zerstörte Träume
In Wien mit 1700 Cops
Ansonsten versuche ich,
einen Tag die Nachrichten zu ignorieren
um nicht völlig durchzudrehen

Weitere Tagesgedanken

Metastasen und Krankheiten
bestimmen viele meiner Gedanken
an liebe Menschen
die gehen oder gegangen sind
Es sind nicht meine
ich leide weniger
aber trotzdem mit

Herbstgedanken im Sommer aus aktuellen Anlässen
und Beileidsbekundungen sind alles, was ich habe
& das ist zu wenig
Viel zu wenig – ich weiß…

Noch ne Tagesnotiz

Aufgaben für Morgen:
Einfach mal durchatmen & lieben & nicht genervt sein

Ich fange schon mal an
an diesem Abend
nach dem ersten Gewitter
& als erstes werde ich Fury durch Musik ersetzen

Photo by OlliHaas / citizen X photography

Mittwoch, 23. Juli 2014

Noch n paar Sommernotizen:



Ist nicht von heute, passt aber so schön zu diesem müden Tag:


I’m so tired


Schon wieder
diese Müdigkeit
die dazu beiträgt
dass mir absolut nix einfällt

Schon so viele Liebesgedichte
so oft Sehnsucht oder Glück beschrieben
Schon viel zu oft mein Leid geklagt
Und das Wetter habe ich auch schon erwähnt
(es scheint übrigens gerade die Sonne)

Die Musik
die mich gerade begleitet
ist unerheblich
für die Poesie – nicht für mich
(es ist übrigens gerade Steve Wynn und
auch für Poesie ist das nicht unerheblich)

Meine Zigaretten und der Kaffee:
Langweilig!

Frust, Wut und Unverständnis
über die Zustände
in dieser Stadt, diesem Land, dieser Welt
- nur zu bekannt!

Der dicke fette Vollmond heute Nacht?
Ich kann ihn nicht in Worte fassen
Nur soviel:
Er schafft es
meine Zerrissenheit für einen Moment zu flicken
aber
wahrscheinlich ist das scheißegal



Schon wieder diese Müdigkeit
ich versuche
sie weg zu tippen
oder zu ignorieren

“I wonder should I get up
And fix myself a drink…”

Dabei
entsteht dann so was wie dieses.




Warum kennt eigentlich kaum ein Mensch Dan Mangan?
Ein genialer Singer/Songwriter, noch besser, wenn man ihn live erlebt.
Warum kennt fast niemand Geoff Berner oder Kris Demeanor?
Zumindest nicht in Dland.
Diese drei sind unschlagbar gut!
Ich gestehe, ich habe auch nur über Tipps von denen erfahren. Vor ein paar Jahren. Und bin seitdem hin und weg.
Zieht sie euch rein!




Was haben die Backstreet Boys und Neil Young momentan gemeinsam?
Sie sagen Konzerte in Israel ab.
Ich hätte nie gedacht, diese Musiker in einem Absatz zu erwähnen. Vielleicht schreibe ich es gerade deshalb.
Israel-Absagen finde ich okay.
In Palästina würde ich momentan auch nicht konzertieren.
Ohne Parteinahme: Da herrscht Krieg. Und im Krieg kann kein Musiker die Sicherheit der ZuhörerInnen garantieren. Ne Konzertabsage muss also nicht unbedingt ein Boykott sein.
Im Moment werden eh fast alle Aussagen falsch verstanden. Eddie Vedder zum Beispiel. Der machte bei einem Konzert ne klare und deutliche Ansage gegen den Krieg. Und wurde als Israel-Feind beschimpft.
Bevor ich mich in irgendwas verrenne beende ich diesen Absatz mit:

KRIEG IST SCHEISSE!




Gestern habe ich mal wieder auf mich schießen lassen. Mit ner Kamera. Olli Haas ist ein klasse Fotograf und hat geile Bilder gemacht.
Der Star war dabei meine Ledertasche, in der ich n Buch, n Notizblock, Handy, Papiere und Tabak hatte.
So wurde ich ungeplant zum Mann mit der Ledertasche.
Der Star war der Mann hinter der Kamera. Wirklich klasse!
Ich glaube, ich war n guter Statist...
 
N paar Bilder habe ich auf Facebook veröffentlicht, hier erstmal nur eines und demnächst mehr:

(Photo by Olli Haas, citizen X photography)

Ich glaube, ich sollte mich wirklich mal als Model irgendwo bewerben. Gefällt mir und macht Spaß.
Und Geld brauche ich immer.
Nur n paar Sachen gehen nicht:
Niemals in Schalke, Dortmund oder Bayern-Trikots und niemals mit schwarzrotgoldenen Sachen!




Die Hündin wird unruhig, dabei hat sie noch ne Stunde Zeit.
Ich räume n bisschen auf und kümmere mich mal um den Spülkram.
Und ich werde das hier heute Abend dann beenden und posten.





Eric Clapton hat ein Tribut-Album für J.J. Cale gemacht.
Eigentlich nicht nötig, da der hervorragende J.J. keine Clapton-Kopien gebraucht hätte.
Aber die Cover-Versionen (mit unter anderem Mark Knopfler, John Mayer, Willie Nelson) sind wirklich gut. Und geben mein J.J. Feeling wieder.
Eine würdige Würdigung.
Und eins der besten Clapton Alben der letzten zehn Jahre.

Und nächstes Wochenende kommt ne neue Tom Petty and the Heartbreakers.
Ich hab mal in den Vorabstream reingehört und glaube, die wird richtig gut.



Abends.
Es ist immer noch warm.
Ich bin immer noch müde.

Und werde mich wohl erst nach dem Wochenende wieder melden…