Montag, 29. Oktober 2012

Friede, Freude, Eierkuchen



Friede, Freude, Eierkuchen





Friede, Freude, Eierkuchen

wäre schon geil

Ich mag die Pfannkuchen meiner Frau

der Teig mit einem Schuss Mineralwasser aufgelockert

und dann die dünnen Apfelstreifen – hmm…

Friede, Freude, Eierkuchen:

das wär meins

aber

Ich habe mir das längst abgeschminkt



Geld regiert die Welt

und unsere Gedanken kreisen vor allem dann darum

wenn wir zu wenig haben

Während die mit den dicken Konten immer mehr ansammeln

und dabei über Leichen gehen

im wahrsten Sinne des Wortes



Meine wahren Gegner kenne ich nicht persönlich

nur aus der Glotze und aus Zeitungen

sie sind unerreichbar und

scheinen unangreifbar



Die Menschen

die ich persönlich kenne

möchte ich mögen

Es kommen immer mehr dazu

die ich nicht kennen möchte

und die meine Misanthropie bestätigen



Wie satt habe ich all diese Lügengeschichten

die ein glückliches Leben vorgaukeln

oder immer den anderen die Schuld geben!

Wie satt habe ich falsche Freundlichkeiten

und unehrliche Freundschaftsschwüre!



Okay

Es gibt auch noch die anderen

und Stunden voller Wärme

und neue Bekanntschaften

die das Herz aufgehen lassen

Und

wenn ich ehrlich bin

schaffe ich es nicht mal

alle lohnenden Kontakte aufrecht zu erhalten

weil es da einfach viel zu viele gibt

die neben meinem persönlichen Kram meine Zeit füllen

und mir immer wieder ein Lächeln entlocken



Die besten meiner Freunde verstehen das

und ich brauche mich bei ihnen nicht zu rechtfertigen

Allein schon damit

werden sie immer in meinem Herzen sein



Die Ämter, die Versicherer, die Telefongesellschaften

und die Wohnungsgesellschaften und natürlich die Banken

werden für mich immer Gegner sein

Da bin ich eine Nummer

Ein Kunde – kein Mensch

Warum sollte ich sie ernst nehmen?

Ich brauche sie

das ist wahr

aber verdammt noch mal

sie brauchen auch mich

und all die anderen armen Schweine!



Ich will Zuckerwatte

(ich kann sie nicht mehr essen –

 sie verklebt meinen Mund und meine zerstörten Kauwerkzeuge)

Ich will Vanille-Eis

Ich will starken Kaffee und kaltes Bier und

eine selbstgedrehte Halfzware-Zigarette zwischen meinen

deformierten Lippen

Und ich will meine Liebe und meine Freundschaften genießen können

Ist das zu viel verlangt?



Streicheleinheiten

ein abgefallenes Blatt im Herbst

oder selbst die Zigarette in meiner Hand

das fühlt sich real an

Diese Papierstreifen mit Zahlen drauf in meinem Portemonnaie

sind für mich kalt

und emotionslos

Das Eurozeichen erwische ich an der Tastatur

nur über Alt Gr

Ich benutze es zum Glück recht selten



Ich will

Friede, Freude, Eierkuchen

und weiß

das ich das nie absolut haben werde



Ich will

den anderen Scheiß nicht

und weiß

dass er irgendwie zu meinem Leben gehört



Ich will Rock’n’Roll und Liebe

Ich glaube

da kenne ich mich

wenigstens ein bisschen mit aus



Ich will leben

und nicht funktionieren

Ich weiß

meine Prioritäten

machen mich verdächtig

und politisch radikal



Aber

Friede, Freude, Eierkuchen:

soweit ich weiß

ist das noch nicht strafbar








Sonntag, 28. Oktober 2012

Zwischen den Stühlen



Mannomann!
Neil ist 67 Jahre alt. Und haut mit Crazy Horse jetzt ein neues Meisterwerk raus, das seit vorgestern ununterbrochen bei mir läuft!
Psychedelic Pill ist ein Titel, der wie die Faust aufs Auge passt. Geil!!!
Und Rot Weiß Essen gewinnt bei Victoria Köln!
(Nee. Nix zum VfL Bochum…)
Und wir kommen langsam aber sicher bei der Wohnungsrenovierung weiter!
Das Leben ist eines der anstrengendsten, es kann aber auch wahnsinnig schön sein…

Auf dem Wohnzimmertisch liegt der neue Gedichtband von Günther Grass, die Biografie von Neil Young und der Hammer: Arnd Dünnebackes erstes offizielles Buch, gefüllt mit Zeilen, Versen und Gedichten von denen ich verdammt viel erwarte und wo ich mich tierisch drauf freue.
Ich komme momentan nicht zu der nötigen Ruhe, um zu lesen. Spare mir das dann für den Dezember auf.

Ich komme auch nicht richtig zum Schreiben. Immer mal nur so zwischendurch. Wahrscheinlich sind meine letzten und die kommenden Blogeinträge noch schlampiger, als ich hier eh schon immer bin. Sorry! Aber egal…

Ein Fragment noch zum Wochenbeginn und zur Nacht:

Zwischen den Stühlen

Die einen sagen
ich sei zu sehr Diplomat
und konfliktscheu
Verzagt nicke ich
und zucke mit meinen Schultern

Die anderen halten mich
für undankbar und beschweren sich
ich würde harte Geschütze auffahren
Ich bin betroffen und schaffe es kaum
mich nicht zu rechtfertigen

Zwischen den Stühlen zu  sitzen
kann unbequem sein

Harmonie, gegenseitige Achtung
und Respekt
sind mir wichtig
im alltäglichen Umgang
Bei den Machtmenschen erwarte ich so was eh nicht
da wundert mich nichts mehr
und meine Wut ist Dauerzustand

Eigentlich bin ich
ein liebenswertes Weichei

Ich will meine rosarote Brille
ich will Seifenblasen
und ich will auf Wolken schweben
Manchmal glaube ich mir:
Die Welt ist schön, die Menschen sind gut

Wenn ich mich verarscht fühle
oder merke, dass ich nicht ernst genommen werde
kann ich deshalb auch zickig werden
Das tut mir weh
und dann kann ich auch wehtun

Aber eigentlich tue ich nix
Ich will nur spielen

Gönnt mir meine Harmonie
streichelt mal ab und zu mein Ego
und ihr habt mich gefügig, still und satt

Dann richte ich meine Wut auf die
die es wirklich verdient haben
Nicht mehr
um etwas zu ändern oder zu erreichen
Diese Illusionen überlasse ich den Kids
Aber alleine
um weiterhin in den Spiegel gucken zu können
ohne durchzudrehen
benötige ich diese Wut bei all der Scheiße um uns herum

Ich packe sie dann
in Texte wie diesen
Ich finde
sie passen
zu meinen romantischen Sachen und Liebesgedichten

Aber so richtig
weiß ich das jetzt auch nicht
(Es ist spät und ich bin müde)
und vielleicht mache ich irgendwann aus diesem Kram ein Gedicht…


So oder so ähnlich.
Gute Nacht…

Freitag, 26. Oktober 2012

Wasserstandsmeldung: Umzugsfrust, Neil Young, Nur der RWE!!!, ...



Wie überall und immer steckt der Teufel im Detail.
Laminat und Teppichböden rausreißen, neu verlegen, Wände streichen, renovieren, schön machen. Und dann die Brocken packen. Den Umzug organisieren, die Möbel aufstellen, die Regale einräumen. Und so weiter.
Ich merke meine Knochen, merke meine Behinderungen und mein Alter. Habe eigentlich Spaß an dem ganzen Kram, kann aber nicht mehr so, wie ich will.
Und meine Frau malocht wie ein Tier, obwohl sie auch nicht mehr kann.
Unser Luxus dabei ist ein riesiges Zeitfenster von ein bis zwei Monaten (was wir aber auch an Doppelmieten zu stemmen haben…), wir werden es auskosten und langsam machen.
By the way: höchstwahrscheinlich habe ich bei all dem Umzugkram massig Bücher, CDs, Geschirr und Kram zu verschenken. Noch blicke ich nicht durch, aber in zwei/drei Wochen dürft ihr euch gerne melden…

Danach bin ich dann reif für eine Kur. Das passt: Im Rahmen meines Rentenantrags bekam ich heute Bescheid, dass ich mich zu einer Reha anmelden soll, danach wird dann der Antrag endgültig entschieden (okay: die Formulierung besagt, dass eine Reha meine Arbeitskraft wieder herstellen würde. Aber darüber streite ich mich dann mit denen nach der Reha…).
Ich habe eigentlich keinen Bock darauf, aber es kann ja nicht schaden. Und so werde ich im nächsten Jahr (ich hoffe, dass sie mich nicht über Weihnachten einkasernieren…) dann für n Monat oder so weg sein.

Ich kenne mehrere Menschen, die eine Reha auch wirklich bräuchten. Und wo sie noch Sinn machen würde. Merkwürdigerweise wurden deren Anträge alle abgelehnt. Ich sehe bei mir leider keine Chance auf Rehabilitation, muss aber hin. Aber wundern tue ich mich eh schon lange nicht mehr…

Neil Young with Crazy Horse haben mal wieder zugeschlagen! 
„Psychedelic Pill“ heißt das Doppelalbum. Es beginnt sofort (Okay, die ersten anderthalb Minuten sind akustisch…) mit einer Gitarrenbreitseite von 27 Minuten Länge: „Driftin Back“ liefert Rückkoppelungen und Young-Sound vom Feinsten. Erinnert an „Like a hurricane“. Beim ersten Hören sage ich spontan Wow! Und freue mich auf die weiteren Stücke. „Psychodelic Pill“ klingt so, wie es heißt. Hat was.
„Ramada Inn“ liefert dann weitere überlange Gitarrenorgien. Verzerrer aufgedreht bis zum geht nicht mehr. Und dann geht es ab, wenn auch etwas schleppend (wäre auch ein gutes kurzes A-Gitarren-Stück des Meisters geworden). Und spätestens bei „Born in Ontario“ bekomme ich ein Grinsen um meine Mundwinkel und meine Tanzmuskeln geraten in Bewegung. Und weiterhin: die verzerrten Gitarren umschmeicheln meinen Tinnitus.
Die zweite CD:
„Twisted Road“ ist verzerrter Country-Sound. Und bei “She’s always dancing” steigert sich die Gitarrenbreitseite nochmal. Und wir bekommen den ganzen Kosmos der „Crazy Horse“ – Spiel- und Chorfreude. Wieder über acht Minuten. „Fort he love of man“ lässt mich dann zum ersten Mal richtig durchatmen. Eine ruhige und leise Ballade. Nicht die beste, aber trotzdem eine gute von Neil. Die Atempause ist nur kurz: „Walk like a giant“ haut uns wieder über sechzehn Minuten die verzerrten Gitarrensounds in die Gehörgänge. Und ins Herz. „Like a hurricane“ oder „Cowgirl in the sand“ fallen mir da ein. Diese Erinnerungen hatte ich schon beim ersten Stück.
Das Doppelalbum endet mit einem Alternate Mix von „Psychodelic Pill“. Weniger Verzerrer, weniger WahWah. Und in dieser Fassung ein Stück, dass an die großen Hits der „Rust never Sleeps“-Phase rankommt.
Ich habe das Album jetzt einmal durchgehört. Eigentlich bin ich platt und genervt (vom anderen Leben). 
Ich glaube dieses Album könnte mich therapieren.
Ein Neil Young Album. Noch mehr: ein Neil Young with Crazy Horse Album. Und eindeutig nicht das schlechteste in dieser meisterhaften Kombination!
Und so höre ich es jetzt direkt noch mal!
Und es wächst beim zweiten Hören (und ich könnte alles bisher Geschriebene differenzieren und die Gitarrenbreitseite in den Hintergrund schieben und auf göttliche Einzelheiten eingehen, aber das spare ich mir jetzt…) und selbst meine Frau Claudia ist angetan.
Hört rein, Leute! Es lohnt!

Kurzer Fußballbreak.
Rot Weiß Essen spielt mittlerweile in der vierten Liga. Zwar Spitzengruppe, aber leider ohne realistische Aufstiegsoptionen. Wiedenbrück ist im unteren Tabellendrittel und wirklich kein reizvoller Gegner. Trotzdem sind über 8000 auf der Essener Baustelle, die demnächst ein wirklich nettes Fußballstadion bieten wird.
Und obwohl die Rot Weißen sich einfach zu dämlich anstellten und einen unterlegenen Gegner nicht geschlagen haben hat es Spaß gemacht. Und die Mannschaft wurde die ganze Zeit über angefeuert. In Bochum sieht das alles anders aus.
Oder Doofmund: National verlieren die gegen Scheiße 04, um direkt danach eine Weltklasseleistung gegen Madrid hinzulegen. Fußball von einem anderen Stern. Ich hasse Doofmund (nicht so sehr wie Scheiß 04, aber nahe dran…), aber ich war doch neidisch und angetan… Okay. Das ist eh Fußball von einem anderen Stern.
Die Situation in Bochum ist von Hoffnungslosigkeit, Frust und Abstiegsangst geprägt. Seit über sieben Jahren.
Ich bin und bleibe Bochum-Fan. So was kann man nicht ablegen. Fufballfanatismus.
Wenn man Fan ist, dann ist man es. Ein Leben lang. Punkt.
Ewige Treue ist keine Frage, aber kurze Gedanken an Fremdgehen (selbst wenn es Doofmund oder Essen ist) sind erlaubt, wenn auch abwegig.

Berlusconi soll in den Knast? HaHa. Wird nicht passieren.
Die Frauen von Pussy Riot sitzen. Und kommen in Arbeitslager.
Und vielleicht wird ja Helmuth Kohl den Friedensnobelpreis für die Europäische Union in die Finger kriegen. Ist aber auch egal.

Meine geliebte Frau quengelt, ich solle Schluss machen und ins Bett kommen.
Sie ist drüber. Ich bin es auch.
Sie hat Recht. Wie einfach oft im Leben.
Aber allzu oft sollte man (oder Mann) seiner Frau nicht Recht geben.
Ich friere, ich zittere, ich kann mich nicht konzentrieren.
Claudia – ich komme!

All dies im Chaos nur mal kurz berichtet… Habt euch lieb, ich euch sowieso!









Mittwoch, 17. Oktober 2012

Home I'll never be



Home I’ll never be

Was ist trauriger
als ein heimatloser Heimatdichter?

Deutschland
schmeckt immer noch nach Sauerkraut und Eisbein
oder nach Burger und Döner
Dabei:
Fast Food
ist auch keine Lösung

Unsere Sprache
ist nicht wirklich melodiös
Ich liebe sie trotzdem:
sie ist mein Handwerkzeug

In der Glotze sehe ich die Gesichter der Machtmarionetten
und Merkel juchzt zu deutschen Fußballtoren
und ich muss dringend zur Toilette
und weiß wieder
wo ich mich beheimatet fühle

Heimatlos in der Heimat
und ihrer unheimlichen Geschichte
Mein Herz bietet denen ein Zuhause
die scheitern
So hoffe ich zumindest

Heimatlos vor den Türen der Pflegeheime, Knäste
und Flüchtlingsauffanglager
Beheimatet am Kiosk
oder an der Nachttanke

Ich gestehe
ich scheine dieses Land doch zu lieben:
es macht mich wütend
und ich verzweifele
an den Zuständen und den
guten Bürgern

Zuhause
wo mein Schreibtisch steht
und die Kerzen brennen
und meine Musik läuft

Meine Heimat und mein Zuhause
habe ich bei Frau und Hund
Anywhere I lay my head
oder so
Hauptsache Ruhrpott