Sonntag, 28. April 2013

Mal ganz was Anderes:



Cut Up ist was für Arschlöcher, die Setzer ärgern möchten


Ich möchte töten
und ich wünsche mir zu sterben

Wenn zwei Zeilen wie diese
mich zu Beginn meiner produktiven Tagesphase anspringen
kann es göttlich
oder peinlich werden
Aber das kann es ja eigentlich immer

Vielleicht starb dieser Jesus ja für irgendwelche Sünden
- es waren nicht meine
Meine heutige (erste) Sünde:
Ich klaue schamlos bei Patti
aber ich denke
sie wird mir nicht böse sein

Richtige Zeit, richtiger Platz
aber ich fühle mich falsch

Ich möchte töten
und ich wünsche mir zu sterben

Was kann eine erbärmliche Promenadenmischung
aus Hippie und Punk
schon tun?

Ich lache gequält
ein abgeschminkter Clown ist selten lustig
   Überdosis Leben
und an diesem abgefuckten Kiosk haben sie schon wieder nicht
meine Tabaksorte

Ich möchte töten
und ich wünsche mir zu sterben

Ich sehe in fremde Augen
und ich sehe
nichts
und da können sich meine Augen schon mit Tränen füllen

Wie viele Kreditkarten brauche ich
um glücklich zu sein?
Beginnt die Freiheit hinter dem Steuer eines Benz
War ich deshalb Taxifahrer?





Ich Ritter von der traurigen Gestalt
bin müde
gegen Windmühlen zu kämpfen
und will meine Ruhe
und die Bettdecke über dem Kopf
                                                           oder so

Ich tigere durch die Wohnung
wie in einem Käfig
aber
das ist eine Momentaufnahme

Ich möchte töten
und ich wünsche mir zu sterben

Diese göttlichen Zeilen von Urs, Pablo und Susann:
Ich sollte aufhören
zu schreiben                        oder
Ich sollte aufhören
andere Dichter zu lesen

Raum für Fehlinterpretationen
                                                                                                          ist Absicht

Ich möchte töten
und ich wünsche mir zu sterben

Ich gucke mir alte Fotos an
und finde mich jetzt interessanter
und schöner
Zwar entstellt
                        aber menschlich
                        und mit lächelnden und träumenden Augen

                                                                                              Damals war ich auf dem Weg
ein arrogantes Arschloch zu werden
oder einer
dem wirklich alles außer seinem Konsum egal war

Heute möchte ich zumindest
 töten
oder sterben

Und es ist mir nicht egal!





Natürlich hat Von-Hinten-Ficken auch was mit Machtgefühlen zu tun und vielleicht
fahren wir Männer ja auch deshalb so drauf ab – nur mal so bemerkt

Ich möchte töten
und ich wünsche mir zu sterben

Ich bin ein Freak
in welchem Sinne des Wortes auch immer
Fuck it
oder so

Ich bin
kein Massenmörder
und kein Selbstmordattentäter
                                                                                       Keine Panik
                                                                                 alle Gelüste sollte man nicht ausleben
Außerdem:
                        Was würde es bringen?

Ich kille mich mit reinheitsgebotigen blondem Gift und halbschwarzen Kentucky- und Virginia-Tabak
das muss reichen
Schließlich halte ich mich mit Bio-Eiern und Bio-Milch am Leben
und achte darauf
genug und abwechslungsreich zu essen
Da ist sogar meine Frau stolz auf mich und überhaupt ist sie die Garantie dafür
dass ich nicht nur töten möchte

UND ICH WÜNSCHE MIR
WEITER ZU LEBEN

Und jetzt fickt euch selber
                                               oder was immer euch lässt
                                                                                               Mir egal

Mich hat heute dieses Gedicht gefickt – ich kann nichts dafür

Drei verschwendete Seiten
die jedem Setzer oder Lektor den Schweiß in die Stirn zaubern
und die vielleicht gerade deshalb genial sind







Hermann Borgerding, 04/2013

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