Facebook ist doof.
Facebook nimmt es mit dem Datenschutz nicht genau, Facebook
spioniert seine Nutzer aus, Facebook schmeißt dich mit Werbung zu. Facebook ist
eine Macht und das macht was und das wissen die Mächtigen genau.
Facebook ist doof.
Immer öfter ertappe ich mich, wie ich durch die
Facebookseiten surfe, anstatt ernsthaft zu schreiben oder etwas Sinnvolles am
Compi zu machen.
Facebook klaut Zeit, macht beinahe süchtig, ist doof.
Und meine Facebookfreundschaften? Ich kenne höchstens ein Drittel
der Leute. Bin vielleicht wirklich mit einem Zehntel befreundet. Viele gehen
mir am Arsch vorbei.
Facebook ist klasse. Ich habe ein paar wirklich interessante
Menschen und Schreiber über Facebook kennengelernt, bekomme von interessanten
Menschen interessante Texte, Fotos oder Videos verlinkt, so etwas.
Mit wenigen Tasten kann ich für mich wichtige, witzige oder
belanglose Meldungen veröffentlichen und erreiche ziemlich viele Menschen.
Ganz zu schweigen von der Mund zu Mund Propaganda, der
Möglichkeit, Werbung für meine Bücher und meinen Blog zu machen. Für Nüsse.
Facebook ist klasse.
Facebook ist doof, Facebook ist klasse, Facebook ist
alternativlos.
Nirgendwo sonst hast du die Möglichkeit, so viele Menschen
zu erreichen. Als kleiner Schreiber, Musiker oder Künstler ist so eine
Plattform unverzichtbar.
Spätestens nachdem sich MySpace platt gemacht hat ist
Facebook alternativlos.
Und so werde ich weiter rumsurfen, meinen Kram verlinken und
Belanglosigkeiten neben gehaltvollen Sachen posten und verlinken. Und täglich
auf mein Facebookprofil gucken. Und zu
viel Zeit damit verbringen.
Ron Hard (oldmannotes.wordpress.com) und Arnd Dünnebacke
(arndduennebacke.wordpress.com) zum
Beispiel.
Zwei Schreiber, die für Bukowski-Feeling stehen. Zwei
Dichter mit ehrlichen und teilweise auch drastischen Worten, die mich oft genug
bereichern.
Beinahe so was wie zwei Freunde, obwohl wir uns bisher nur
über Facebook kennen.
Guckt euch ihre Seiten an, lest deren Texte und macht euch
selber ein Bild…
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diese beiden Schreiber
noch dieses Jahr kennenlerne, vielleicht mal mit ihnen auf einer Bühne stehen
werde.
Und das könnte abgehen…
Ein Zitat von Ron als Appetithappen (mich stört nur das Wort
„Poeme“):
„Ich schreibe nicht, um irgendwelche verstaubten Regeln
aufrecht zu erhalten oder ein „lyrisches Versmaß“ zu erfüllen. Wer das von
einem Schreiber erwartet, wird sich bei mir nicht wohl fühlen. Ich schreibe
meine Poeme für Menschen. That´s it!“
Ich hätte da noch weitere Beispiele, demnächst vielleicht.
Ich kenne natürlich auch die Kehrseite der Medaille, Leute,
die dich mit dem letzten Dreck zuposten. Im Internet hat jeder die Möglichkeit,
seine Texte, Gedichte und Gedanken zu veröffentlichen. Ich mag das. Ich mache
das ja auch. Aber Mann, da ist manchmal ganz schöner Mist dabei!
Manch einer von euch hat ja schon mitbekommen, dass ich
meinen Essener Kollegen URS BÖKE äußerst schätze! Ein harter und ehrlicher
Dichter, kompromisslos in seiner Schreibe, einfach klasse!
Seitdem ich wieder in Literatur mache versuche ich immer
wieder, ihn zu überreden, seine Texte auch mal auf einer Lesung zu
präsentieren. Er weigert sich da beharrlich und ich habe keine Chance. Scheiße,
aber sein gutes Recht. Und noch immer liegt seine Gedichtsammlung zum Lektorat
auf meinem Schreibtisch.
Jetzt gibt es ein neues Werk von ihm. „Eine Hinrichtung
irgendwo“ ist ein auf 50 Exemplare streng limitiertes Kunstwerk, dass ohne ISBN
auskommt. Äußerst liebevoll handgesetzt . Wunderschön. Und dabei habe ich noch
kein Wort über die Gedichte verloren!
Also ich habe die Nummer Vier der fünfzig Kunstwerke. Und
freue mich tierisch.
Zusammen mit Urs und anderen Veteranen der Underground-Szene
(HiHi) werde ich als Herausgeber und redaktioneller Mitarbeiter der MAULhURE
aufgeführt.
Mann, bin ich da stolz drauf!
Auch wenn ich diesmal die endgültige Verantwortung für
Druck- und Tippfehler übernehme und mich meinetwegen dafür steinigen lasse.
Die Maulhure ist einfach klasse! Ich finde dort Texte von
Menschen, mit denen ich schon vor zwanzig Jahren gelesen und gefeiert habe, ich
finde dort Texte, von Helden und Heldinnen der Underground-Literatur, die mich
einfach umhauen. Über 100 Seiten für 9,95 €. Zu beziehen über www.EditionPaperONE.de. Natürlich auch
über mich…
Glaubt es mir: Ich kenne keinen besseren Einstieg in den
literarischen Untergrund!
(Dabei möchte ich aber all die
Fanszines und Zeitschriften keineswegs abwerten und nenne jetzt mal
stellvertretend den „Drecksack“, „ElVau“ und den „Superbastard“)
Abschied vom Abschied?
Bleibt alles anders?
Ich habe keine Ahnung. Irgendwie ist alles in der Schwebe.
Momentan deutet es daraufhin, dass ich weiterhin im Ruhrpott
rumnerve.
Ich finde das auch gut so, allerdings mit einem weinenden
Auge.
Keine Einzelheiten. Außer, dass es momentan alles andere als
spaßig und freudig ist.
„Ich bin zu alt für diesen Scheiß!“ (Na, aus welchem Film
zitiere ich?)
Aber auch:
„Noch habe ich genug Nerven, um weiter zu machen!“ (N Zitat aus n Song…)
Anyway.
People are
strange.
Und live is
hard.
Aber mit den Worten von Frank Zappa: „What’s the fuck!“
Gerade kam ein heftiges Gewitter runter.
Der Boden dampft danach. Die Luft ist klar und frisch. Ich
mag das.
Lee Clayton aus meiner Anlage.
Meine geliebte Frau kündigt sich an und wir gehen gleich
zusammen spazieren. Unsere Hündin entspannt sich auch wieder.
Schön.
Ich zitiere mal wieder. Der große Jörg HerBIG. Seine
Eindrücke vor einer Lesung mit mir. Und ich gestehe: ich habe mir die Unsitte
angewöhnt, nicht pünktlich zu starten. Aber es gibt auch wenig Schlimmeres, als
laute Nachzügler bei einer Lesung…
Jörg Herbig
Coffee & Cigarettes
Coffee & Cigarettes
„Der offizielle Beginn ist seit einer halben Stunde
überschritten. Hermann Borgerding nimmt an einem kleinen Tisch Platz und
bereitet sich auf seinen Auftritt vor. Die mäßig besetzten Stuhlreihen sind ihm
zugewandt. Ein Pärchen mit Dreadlocks sitzt in der dritten Reihe und holt sich
zwei Bier aus dem Rucksack. Beide strahlen übers ganze Gesicht.
Ein Mädchen von achtzehn oder neunzehn Jahren streift in
schwarzem Minirock und zerrissenen Nylonstrumpfhosen durch den beinahe
quadratischen Raum des „Zucker“. Ihre Eisaugen verschießen Salven von
Rasierklingen.
Eine Stimme dringt aus dem Off: „Hey, kannst du fünf
Minuten, bevor du anfängst, Bescheid sagen? Ich will vorher noch eine rauchen
gehen.“
Hermann Borgerding unterbricht das Sortieren seiner
Leseutensilien und blickt auf. Er lächelt, als wäre er einem Gleichgesinnten
begegnet.
„Du wirst mich dann auch draußen antreffen“, antwortet er.
Hermann Borgerding wirkt für einen Moment wie ein Rebell aus
einer Zigarettenwerbung: Auf dem Tisch liegen seine aktuellen Bücher „Mein
Mittelfinger dem Krebs“ und „Ausgehöhlt – Im Krebsstrudel“, in denen er von
seiner überwundenen Mundhöhlenkrebserkrankung berichtet, nichtsdestotrotz
verabredet er sich tollkühn auf eine Zigarette. Ungeachtet der Risiken, der
möglichen Vorwürfe, der Vergangenheit.
Es ist nicht seine erste Zigarette an diesem Abend, nicht
die erste Zigarette nach dem Krebs. Er liebt das Rauchen. Gäbe es eine
Fortsetzung von „Coffee & Cigarettes“, er wäre prädestiniert, darin
aufzutreten.
Hermann Borgerding bittet um ein Glas. Seine Stimme ist
leise. Er wiederholt seine Frage. Das zerknüllte Stofftaschentuch in seiner
Faust geht zum Mund. Er tupft Mundwinkel und Kinn trocken. Jemand hinter der
Theke erwidert: „Wozu denn ein Glas?“
Ein Anschwellen der Unterhaltungen verschluckt Hermann
Borgerdings Antwort, aber er bekommt ein Wasserglas gebracht.
Das Publikum hat es nicht eilig. Ausgelassene Gespräche sind
im Gange. Kleine Gruppen vor und im Laden. Nachzügler trudeln unter viel Trara
ein. Das große Schaufenster bietet optimalen Blick auf den Gehweg.
Markus Hintzen und Jerk Götterwind lachen über etwas. Sie
stehen seitlich des Tresens an der Wand. Das Mädchen mit den Eisaugen taucht
auf und bleibt bei ihnen stehen. Sie kennen sich. Iris, Jerks Frau, tritt
ebenfalls hinzu. Sie reden angeregt, unterhalten sich.
Eine Stunde nach offiziellem Anfang beginnt die Lesung.
Vorne am Tisch sitzen Hermann Borgerding und Markus Hintzen. Ihre Versuche,
Jerk Götterwind zu überreden, auch zu lesen, fruchten nicht.
Am Abend zuvor ist er gemeinsam mit ihnen in St. Ingbert
aufgetreten, aber in Darmstadt möchte er ausschließlich Zuschauer sein.
Grinsend winkt er ab, als sie es erneut probieren.
„
Weiter Platzregen und Gewitter.
Unerfreuliches Telefonat mit der Rentenversicherungsanstalt.
Wohnungsputz.
Unerfreuliches Telefonat mit der Rentenversicherungsanstalt.
Wohnungsputz.
Zwischendurch mal immer ein Blick auf den Compi.
Facebook ist doof…
Habe ich dich richtig verstanden, dass es von Urs Böke in nächster Zeit noch eine weitere Gedichtsammlung geben wird? Du erwähntest, dass du gerade Texte für ihn lektorierst.
AntwortenLöschenKönnte gut sein... Aber Verlagsmühlem mahlen manchmal langsam... Der Begriff "nächste Zeit" ist äußerst dehnbar... Abwarten ist also angesagt...
LöschenHey Hermann, ich hoffe sehr und glaube auch daran, dass wir das dieses Jahr noch auf die Reihe kriegen! Auch wenn wir Marvin dabei ins Gesicht schießen sollten ;)
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