Dienstag, 3. Juli 2012

Der Duft der Freiheit?


Der Duft der Freiheit?

Die Fußball-EM ist vorbei und ich kam gestern Abend mal wieder dazu, einen Film in der Glotze zu gucken (Fight Club: habe ich zwar auch auf DVD, aber wenn dieser super Film schon läuft…).
Kabel 1 kann ich jedem Masochisten nur empfehlen: Massig dumme Werbungen unterbrechen gefühlt andauernd den Film und zerstören jeglichen Genuss!

Manchmal sind doofe Werbungen aber wirklich Verbraucherinformationen und so durfte ich gestern die Geburtsstunde eines neuen Deos bestaunen: „Axe Anarchy“.

Ich glaube nicht, dass dieses Produkt für Anarchisten entwickelt wurde, ich glaube auch nicht, dass Anarchisten dieses Deo kaufen. Nicht, weil Anarchisten kein Deo benutzen, sondern eher weil Anarchisten (hoffentlich) nicht so leicht vom Konsum zu ködern sind.
Die Werbung liefert auch ein eher krudes Bild der Anarchie: da ist keine Rede von Freiheit und Herrschaftslosigkeit, da wird nur eine völlig peinlich sexuelle Freizügigkeit und Geilheit propagiert. Sonst nix.
Ich habe nichts gegen sexuelle Freiheit. Aber ich will nicht jedes schwanzlose Wesen ficken. Und stelle fest, dass ich doch immer konservativer werde und die Liebe höher ansiedele als den Sex. Und mich doch zu den monogamen Männern zähle.
Außerdem finde ich es sinnvoll, dass sexuelle Belästigung ein beachtetes und sensibel behandeltes Thema geworden ist (falsch: sein sollte!). Diese Deo-Werbung ist da kontraproduktiv.
Soweit.

Wie riecht Anarchie?
Nicht nach übertünchtem Achselschweiß, da bin ich mir sicher.
Eher süßlich, wild und eigenständig. Vielleicht nach Rauch (das lasse ich jetzt frei interpretierbar).
Oder gar nicht.
Meine Anarchieträume riechen zumindest nicht. Ich habe sie im Kopf und im Herzen aber nicht unter meinen Achseln.

Axe Anarchy.
Ich gestehe, ich bin irritiert.

Der Begriff der Anarchie wird ja fälschlicherweise oft als Warnung und abwertend benutzt. Wenn ich als Anarchist beschimpft wurde, dann grinste ich zwar innerlich über diese zumindest teilweise zutreffende Charakterisierung, wusste aber, dass man mich als Chaoten, Spinner und Verbrecher titulierte.
Sollte sich das jetzt ändern?

Die Bezeichnung einer Utopie, Gesellschaftsform, Philosophie missbraucht für ein Markenprodukt erscheint mir komisch.

Deo Anarchie,
Kopfschmerztablette Kommunismus,
Haarwaschmittel Sozialismus,
Damenbinde Feminismus,
Abführmittel Demokratie?

Ich sollte vielleicht öfters Werbung gucken.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen