Freitag, 26. August 2016

VOID



Man kann sich neuen Platten unterschiedlichst nähern. Ich mache eine Sache immer gleich bei allen neuen Platten, die ich in meine Finger bekommen darf: Ich behandele sie mit Respekt.
Das vorweg.

Heute kam das neue Werk von Andrea Schröder raus. Void.
Als der Postbote klingelte freute ich mich tierisch (und bot ihm wegen der Hitze ein Wasser an). Dann öffnete ich das Paket. Und legte die Platte zur Seite:
Ich würde sie erst nach dem Hundegang hören, um sie auch in Ruhe genießen zu können.

Also zog ich mich nach dem (kurzen – wegen Hitze) Spaziergang in mein Zimmer zurück, legte die Schallplatte auf und ließ sie laufen.
Danach nahm ich die beigelegte CD und importierte sie in mein iTunes und dann guckte ich mir das Video zu dem Titelstück an, welches heute zeitgleich erschien (ich mag Musik lieber erst nur hören, um mir mein eigenes Kopfkino zu gestalten).
Dann begann ich nochmal die Platte durchzuhören, mit den Texten und den Infos zu den Musikern auf meinen Knien.
Und dann fing ich an, diesen Kram zu tippen…

Andrea Schroeder ist in Ostwestfalen aufgewachsen. Durch einen befreundeten Fotografen kam sie zum Modeln.
Zum Gesang kam sie, als sie nach einer Operation zeitweise ihre Stimme verlor. Als die Stimme wiederkam, war das für Andrea Schroeder lt. eigener Aussage ein Zeichen. Sie absolvierte eine klassische Gesangsausbildung und hatte einige Gospel-Engagements. Nebenher schrieb sie eigene Songs.
Das im Jahr 2012 veröffentlichte erste Album "Blackbird" produzierte Chris Eckman, bekannt vor allem durch die „Walkabouts“.
Und seit „Blackbird“ bin ich Fan.
Das zweite Album "Where the Wild Oceans End" folgte 2014. Produzent war erneut Chris Eckman. (Die Infos habe ich dreist aus Wikipedia geklaut.)
Bei „Void“ ist Eckman nicht mehr der Produzent. Und ich meine, es tut dem Album gut: Ich werde weniger an die Walkabouts erinnert und entdecke noch mehr, als bei den beiden wirklich starken Vorgängern, die Einzigartigkeit von Andrea Schroeder.
Sie ist eben keine neue Nico, keine Marianne Faithful, keine weibliche Nick Cave. Sie ist Andrea Schroeder. Und das ist gut so.

Aber es wäre unfair, nur die grandiose Frontfrau und Songwriterin zu erwähnen. Jesper Lehnkuhl, Gitarrist und mit ihr Komponist ist genauso großartig. Die Violonistin Catherine Graindorge, Bassist Dave Allen und Schlagzeuger Chris Hughes ergänzen das Gesamtwerk Andrea Schroeder perfekt und die Menschen im Hintergrund dieser Sängerin und Band (ich weiß, warum ich Glitterhouse liebe!) darf man auch nicht vergessen!

Jetzt läuft die LP heute zum vierten Mal.
So wird das weitergehen. Andrea Schroeder wird mich durch den September bringen. Mit „Void“, mit „Blackbird“ und mit „Where the wild ocean ends“ (Zur Unterbrechung New Model Army, Rome, Nick Cave und  Wizo). Danach werde ich sie in mein Plattenregal einsortieren, ne kurze Pause einlegen und sie dann immer wieder mit strahlendem Herzen neu entdecken.

Ich bin ja (zum Glück) kein professioneller Musikkritiker.
Diese Rezension würde mir jede/r um die Ohren knallen, weil ich noch gar nicht auf die Platte und die Musik eingegangen bin.
Will ich auch nicht: Im Spiegel und im Rolling Stone ist diese Platte sehr gut und treffend bewertet worden, ich denke, alle Musikmagazine ziehen da nach.
Und ich habe keinen Bock, den gleichen Kram zu schreiben.
Und finde Andrea Schroeder viel zu gut, um sie in Schubladen zu packen.
Mein Hund kommt gerade in mein Zimmer, legt sich trotz der lauten Musik zu meinen Füßen.
Gestern bei New Model Army flüchtete er noch zu Frauchen ins Wohnzimmer (über Army lasse ich mich übermorgen nach dem Konzert aus)…

Frauen und (Rock-)Musik ist ja nicht unbedingt mein Ding, ich bin da Chauvie.
Marianne Faithfull, Lucinda Williams, mit Abstrichen Björk, n bisschen Kate          Bush, Madonna in ihrer „Ray of light“-Zeit, Joan Armatrading, Sinead O’Connor, bevor ihre psychischen Krankheiten überhandnahmen, natürlich Janis und Amy. Ich habe mit Sicherheit einige vergessen, meine Liste männlicher Musik-Götter ist wesentlich länger.
Patti Smith ist eine Art Göttin.
Aber Andrea Schroeder hat sich hinter Patti bei mir auf Platz Zwei katapultiert.
Sie ist keine Göttin und keine Königin. Sie ist Andrea Schroeder.
Ich hoffe, sie bleibt es und ich hoffe, sie bleibt Glitterhouse treu und ich hoffe, ich werde sie irgendwann live sehen.
Und noch oft begeistert von kommenden Platten schreiben.

“My smoke
disappears
and go back
inside
back inside

And open
another bottle
every cell
every cell
welcomes the poison
welcomes the poison”
Andrea Schroeder, “Black Sky”.





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