Donnerstag, 11. August 2016

In der Falle der Krankenhausignoranz



Ein Termin in der Mund-, Gesichts- und Kieferchirurgie im Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer kann im wahrsten Sinne des Wortes kafkaest sein.

So erging es mir heute.

Ich hatte einen Arzttermin zur Abklärung meines Kieferaufbaus.
Um halb Elf machten meine Frau, die mich unbedingt unterstützen wollte, und ich uns also auf den Weg in den Ruhrpott: Erst in Herne die Überweisung vom Zahnarzt abholen (die bestehen im Krankenhaus immer auf die Überweisung, auch wenn es eine Weiterbehandlung ist. Auch so kann man den Krankenkassen Geld abluchsen…).
Dann um 13.30 der Termin im Krankenhaus.
Um 14.00 Uhr sagten sie uns, dass wir durchaus noch eine Stunde in die Cafeteria oder woanders hingehen könnten. Erstmal wären die Patienten dran, die schon über vier Stunden warteten.
Das war sehr freundlich von denen! Wirklich.
Um 15.00 Uhr waren wir wieder da und kamen wahrhaftig auch um 15.30 Uhr ins Behandlungszimmer.
Dort erwartete uns eine Ärztin (oder AIPlerin?) ohne Plan.

Nachdem ich sie aufklären musste, dass ich nicht zur Routine-Tumornachsorge, sondern zur Abklärung des Kieferaufbaus den Termin hatte guckte sie hilflos in meine Krankenakte auf den Computer.
„Ja. Da machen wir dann mal eine Röntgenuntersuchung. Ich schreibe ihnen eine Überweisung, aber sie müssen sich beeilen, die schließen in fünf Minuten. Und dann rufen sie uns morgen an.“
Mit einer kurzen Verabschiedung drehte sie sich um.
Untersucht hatte sie mich nicht.
Und wir rannten los.

In der Radiologie erklärte uns die freundliche Dame an der Anmeldung, dass sie seit einer halben Stunde zu hätten und die Ambulanz der Kieferchirurgie dies wissen müsste.
Wir sollten die Tage wiederkommen, einen Termin bräuchten wir nicht.

Ja.
Und so standen wir hilf- und planlos rum.

Mein Kiefer wurde vor ca. 3 Monaten geröntgt.
Ich hatte eigentlich eine Mundinspektion erwartet. Und dann auf das Okay zur Operation und einen Termin gehofft.
Unser Hinweis, dass wir über 100 Kilometer jedes Mal fahren müssen und doch eigentlich auch eine Radiologie immer eine Bereitschaft haben müsse, wurde ignoriert.

Eigentlich hätte ein Oberarzt sich mein Maul angucken müssen. Oder irgendjemand mit Plan oder wenigstens Einsatz.
Dieser Ärztin (?) musste ich sagen, dass mein Oberkiefer neu aufgebaut wurde, aber eben auch der Unterkiefer betroffen und durch die Bestrahlung halt nicht mehr die Implantate halten konnte.
Aber eigentlich interessierte es sie nicht. Sie guckte auf den Computer, nicht auf mich. Geschweige denn in meine Mundhöhle.
Und da ich in acht Jahren Krebsnachsorge und unzähligen Krankenhausterminen Bescheid wusste ballte ich meine Faust und verzog mich mit meiner Frau aus dem KrankMachendenHaus.
Manche Weißkittel (nicht alle!) sind einfach nur zum Kotzen.
Meine Person, meine Krankheitsgeschichte oder gar meine Empfindung waren egal.
Und Ärger machen hätte wahrscheinlich nichts gebracht.

Ich werde nächste Woche nochmal nach Bochum fahren.
Zum eigentlich unnützen Röntgen.
Aber danach kann ich versuchen, telefonisch einen OP-Termin zu vereinbaren.
Oder muss warten, bis ich Mitte September meinen nächsten offiziellen Termin habe.

Kafkaesk.
Und ich renne gegen Mauern.
Und niemand sagt mir etwas.
Und ich bin am Durchdrehen.
Aber das ist egal.

Fazit:
230 Kilometer fahren, ein Tag unterwegs, 5 Minuten Ärztekontakt.
Keinerlei Information, geschweige denn Fortschritt meiner Genesung.
Aber meine Mutter freute sich, als wir auf dem Rückweg bei ihr einen Kaffee tranken.

Prost!

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