Dienstag, 2. August 2016

Über Mix-Tapes






Früher war mehr Lametta, früher war mehr Herzblut.
Ein Mix-Tape zu erstellen konnte durchaus mehrere Tage & Nächte dauern und ich war meist stolz wie Oskar auf das fertige Tape.

Musik wurde damals (es ist beinahe 30/40 Jahre her!) anders konsumiert.
Über Kassetten, mit Tapedecks (am Anfang noch mit Mono-Kasetten-Rekordern), am Radio und natürlich über die wunderbare Schallplatte.
Wichtige Utensilien dabei: Der Bleistift und Tesafilm.
Erinnert ihr euch?
Ihr hattet damals noch nicht mal einen Computer!

Tapes waren eigentlich doofe Speichermittel für Musik:
- Schlechter Sound
- ständig Bandsalat (gerade bei schlechten Tapedecks oder Autoradios)
- gerissene Tapes
- irgendwann völlig verstaubt und leiernd…
Trotzdem überlebten sie sehr lange und es soll sogar noch Menschen geben, die auch heute noch auf Tapes schwören (ich kenne mindestens 2).

Egal, hier soll es ja um Mix-Tapes und die nachfolgenden CD-Mixe gehen.

Warum habe ich Mix-Tapes aufgenommen?
Weil ich es liebte, weil es zu meinem Hobby, der Musik, irgendwie dazugehörte.
Ich nahm die Mixe für mich auf, für Autofahrten oder Urlaube.
Ich nahm die Mixe für FreundInnen auf, als Wertschätzung und Freundschaftsbeweis, als Anbaggerversuch und natürlich aus Missionars-Eifer.
Unterwegs im Auftrag der Musik.
Eine Hand an der Pausentaste des Tapes, die andere an der Play-Taste des anderen Tapes oder am Plattenspieler. Jedes Lied musste einzeln ausgesteuert werden, da es eine automatische Aussteuerung noch nicht gab. Manchmal hakte oder sprang ein Lied von Platte, dann musste die Playlist nochmal umgestellt und erneuert werden.
Dann die Cover. Die Titel noch handgeschrieben, auf den Kassettenpappen eine Fotocollage oder etwas Handgemaltes.
Kleine Kunstwerke.
Ich war stolz auf sie.
Ich liebte es.

Die Zeiten änderten sich.
Der CD-Player kam.
Und die Schallplatten wurden (vorerst) in die Ecke gestellt.
Die Tapedecks wurden erst immer besser, bevor auch sie langsam vom Markt verschwanden.
Sobald die Teile erschwinglich wurden kaufte ich mir einen CD-Rekorder für Audio-Dateien.
Damit konnte ich nun Mix-CDs brennen.
Das war einfacher, vom Sound wesentlich besser und nicht mehr ganz so zeitaufwendig.
Irgendwann schenkte mir ein Freund seinen ausrangierten Atari-Computer mit nem 9-Nadel-Drucker und die Covergestaltung geschah am Computer (zuerst malte oder klebte ich allerdings weiter…).

Irgendwann verkaufte und verschenkte ich Trottel meine ganze Schallplattensammlung, stellte das Tapedeck in den Keller und bediente nur noch CD-Player und Brenner.

Und dann kam der nächste Computer und der hatte schon ein CD-Laufwerk und einen CD-Brenner.
Mein Audio-Brenner war out, zumal entweder die Rohlinge oder die Feinjustierund des Kastens dafür sorgten, dass immer mehr Rohlinge nicht formatiert werden konnten und es keinen Spaß mehr machte.
Außerdem hatte ich im Laufe der Zeit eine Musikbibliothek auf dem Computer und stellte auch alle meine CDs dort ein.
Und stellte die Mixe nur noch dort zusammen. Und brannte.
Und es war wesentlich einfacher, ging alles per Klick und im Laufe der Jahre immer schneller und komfortabler.

Und jetzt?
Ich selber höre wieder Schallplatten. Und habe mittlerweile eine kleine aber feine Sammlung zusammen.
Meine CDs verstauben, der CD-Player wird kaum noch genutzt.
Trotzdem bleiben sie in meinem Zimmer: Ich werde nach der Auflösung meiner ersten Plattensammlung nie wieder so einen Fehler begehen!
Jetzt, das sind Schallplatten oder Computer.
Und selbst Musikbibliotheken im Computer sind ja eigentlich out (ich nutze iTunes, nicht weil das am besten ist, sondern weil es nach meiner iPod-Zeit mein gewohntes Programm ist…) – mittlerweile wird gestreamt. Und eigentlich ist fast jeder Titel jederzeit abrufbar. Natürlich auch über YouTube (und die in Dland von der Gema gesperrten Lieder kann jeder Laie über einen Unblogger trotzdem sehen, selbst ich habe das geschafft!).
Wenn überhaupt wird jetzt in einer Cloud gespeichert.

Musikmixe?
Für mich (Auto und Krankenhaus) habe ich einen USB-Stick. Groß wie ein Fingernagel, 500 Musikstücke drauf. Passt ins Autoradio (darf man überhaupt noch von Autoradio sprechen?) und ins Handy (heißt jetzt ja auch Smart Phone oder so). Den aktualisiere ich jedes halbe Jahr.
Und meinen Missionarseifer erfülle ich, indem ich verlinke. Zum Beispiel auf Facebook (selbst Facebook ist ja mittlerweile eigentlich ne Ü40-Community geworden…).

Früher war mehr Lametta.
Und einfacher ist nicht unbedingt besser.


(meine Musikbibliothek, 33900 Titel, 213 GB)



(mein aktueller Mix, 500 Titel, 32 GB)



(so sieht eine Mix-CD-Hülle aus, um die 20 Titel, 700 MB)


Am Wochenende stellte ich seit langer Zeit mal wieder eine Mix-CD zusammen.
Für eine Facebook-Freundin, die um Musik-Input bat.
Hey! Es machte Spaß!
Auch wenn ich sie eigentlich nicht genug kenne, um zu wissen, ob ich ihren Geschmack getroffen habe…

Könnte ich eigentlich wieder öfters machen!

Ich habe noch sieben CD-Rohlinge.
Also:
Die ersten fünf, die mir eine Nachricht per PN (Facebook) oder Mail (hermann.borgerding@gmail.com) zukommen lassen, bekommen einen Mix von mir.
Ich brauche nur ein Thema oder Schlagwort eurer Wahl und natürlich die Adresse, an die ich das dann schicke. Im Lauf einer Woche (oder zwei, ich kenne mich…) habt ihr dann ne Mix-CD.
Deal?

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