Mittwoch, 9. Oktober 2013

Gedanken zum Hochzeitstag und Wasserstandsmeldungen im Oktober:



Liebe kann man nicht zum Bleiben überreden. Liebe bleibt und Liebe ist immer.
Sie wächst, sie schrumpft, sie verändert sich, aber sie bleibt.
Da bin ich mir sicher.

Anfang letzter Woche hatten Claudia und ich unseren dritten Hochzeitstag.
Und lieben uns weiterhin unendlich.
Beide haben wir unsere Krankheiten, beide haben wir gemeinsam unsere Existenz- und Finanzsorgen und beide betrachten wir ungläubig die politischen und gesellschaftlichen Realitäten in unserer Heimat.
Beide haben wir unsere Liebe.
Und eine Beziehung, die in ihrer Tiefe und Dauer alles Bisherige in meinem Leben schlägt.
Wir streiten uns (und das musste ich erst lernen), wir nerven uns gegenseitig (zumal wir fast andauernd zusammen sind, das ist schon sehr viel…) und wir nehmen uns in den Arm und versuchen uns Sicherheit zu geben und ein Lächeln in das Gesicht des anderen zu zaubern.
Unsere Liebe bleibt.

Claudia hat Alpträume. Ich nehme sie in den Arm und versuche, sie zu beruhigen.
Ich habe Nervenzusammenbrüche. Wenn sie lächelt gehen die wieder vorbei.

Vor fünf Jahren begann ich zahnlos eine Weiterbildung zum Altentherapeuten. Ich hatte zuvor nach meiner Krebserkrankung und den entstandenen Behinderungen und Schmerzen versucht, weiterhin in irgendeiner Form als Krankenpfleger, Praxisanleiter und Wundmanager meinen (vermeintlichen) Lebensjob fortzuführen und scheiterte. Altentherapeut war eigentlich auch Schwachsinn, aber ich hatte was zu tun und eine Verlängerung des Arbeitslosengeldes und die Weiterbildung konnte nicht schaden, so what.
Am ersten Tag der Weiterbildung entdeckte ich sie.
Schwarze Kleidung, rote Chucks, mein Alter. Und eine Herzlichkeit, die unbeschreiblich war (und ist).
Ihr Name machte mich neugierig: Claudia, wie meine Schwester. Und der Nachname Hermanns. Hatte das was zu bedeuten? War das Schicksal?
Sie war Krankenschwester. Und schnell bekam ich mit, dass sie eine ähnliche Vorstellung von Pflege hatte wie ich. Profession und Herzlichkeit. Pflege geht nur in der tiefen Verbindung dieser Eigenschaften.
Ich selber hatte jegliche Hoffnung auf eine Beziehung aufgegeben. Ich war fertig. Mit allem. Aber mein Interesse an Claudia war geweckt.
Ich lud sie zu einem New Model Army Konzert ein, sie konnte nicht, da sie an diesem Tag ein Unheilig-Konzert besuchte. Eigentlich hätte das das Ende jeglichen Kontaktes bedeutet.
Gemeinsam sahen wir Attila and the Stockbrokers in der Bahia in Castrop.
In ihrem Schlepptau war ein heftiger Alki, der durch sein antisoziales und besoffenes Auftreten äußerst negativ auffiel. So etwas konnte doch nicht ihr Ernst sein!
Ich lud sie zu meiner Geburtstagsfeier ein und sie kam wahrhaftig, ich lud sie zu Silvester ein, aber sie fühlte sich diesem Alki verpflichtet. Ich gab ihr meinen Gedichtband („Ein Versuch: Die Liebe“) – ohne Hintergedanken – ich schwöre!
Den las sie in der Silvesternacht - während der Alki auf ihrem Sofa pennte.
Kurz nach Neujahr kam sie dann zu einem Kaffee zu Besuch.
Wir unterhielten uns sehr tief, intensiv und persönlich. Und landeten irgendwann in der Kiste.
Seitdem sind wir zusammen.

In der ersten Zeit funktionierte es nicht.
Ich war ein Single-Leben gewohnt. Ich hatte keinerlei Kraft, mich in eine verantwortungsvolle Beziehung einzubringen.
Ich wollte nicht – ich wollte, aber ich traute mich nicht.
Wir trennten uns. Wir kamen wieder zusammen. Und ich wusste: diese Frau darfst du nicht verarschen.
Entweder ganz – oder gar nicht.
So entschied ich mich für ganz. Und machte ihr einen Hochzeitsantrag. Ausgerechnet ich!
Sie sagte zu – und ich habe es nie bereut und begann ein neues Leben.

Momentan durchleben wir eine sehr schwierige Phase.
2013 fickt uns.
Gesundheitlich, finanziell und überhaupt.
Alles nicht so einfach.
Kann man die Liebe zum Bleiben überreden?
Nein. Kann man nicht. Aber die Liebe bleibt, wenn man sie lässt. Und gibt Kraft.
Man muss natürlich auch um sie kämpfen, aber das ist doch wohl das Mindeste, oder?

Und so kochen wir Obst ein, renovieren und handwerkern rum, nerven uns und lieben uns.
Das Leben ist das schönste, das wir haben!


Niemand kann mich retten.
Ich kann niemanden retten.
Wahrheiten des Lebens.




Ich bin verpeilt.
Ich kümmere mich zu wenig um meine Freundschaften, kriege zu wenig geregelt und Claudia ist öfters sauer auf mich.
Sie hat Recht, aber ich kann momentan nicht anders.
Ich wäre gerne der starke Mann, der sie auffängt. Ich wäre gerne der starke Mann, der uns ernährt und der bleibende Verse verfasst, die Ruhm und Geld bringen. Ich würde ihr gerne meine starken Schultern zum Anlehnen anbieten. Aber irgendwie breche ich oft schon beim Aufstehen zusammen.
Nein. Das tötet nicht die Liebe. Aber das macht es schwierig.


Leben.
Leben eben.
Und trotzdem genieße ich es. Und genieße unsere Liebe.
Die wird bleiben.
Mit Liebe ist das wie mit Energie: die verschwindet nicht, wandelt sich höchstens.
Und wird verstärkt aus jeder Krise erwachen. Da bin ich mir ziemlich sicher.


Eine Stubenfliege in unserer Wohnung nervt. Und zwar tierisch.
Ich muss diese dämliche Fliege töten.
Hermann, the killer.


Ich schwafele. Und ich lasse mal wieder meine Hosen runter und öffne mich.
Ich glaube, das ist okay so.




Metallica aus meiner Anlage. Die neue Live-Aufnahme.
 Klar: n Fake, keine wirkliche Live-Aufnahme. Aber ich mag sie. Und gerade die Stimme von Hetfield ist geil: Sie ist kaputt und vom Leben gezeichnet. Ich glaub, ich werde mir den Film angucken. Und den RocknRoll spüren. Und den haben Metallica drauf. Da täuscht mich mein Gefühl nicht.



Nach der Renoviererei.
Ich öffne mir eine Flasche Bier und tippe Kram.
Meine Gitarren funktionieren nicht, auf Pinsel habe ich keinen Bock und auch die Tastatur funktioniert nur bedingt.
Aus der Anlage John Cale.
Der funktioniert immer, irgendwie.


Und ne Vorab-Raub-Aufnahme der neuen Pearl Jam. Wow! Vor allem die langsameren Stücke knallen rein, Eddie Vedder ist ein Gott!
Aber ich warte noch mit einem Urteil, bis ich die Original-CD in meinen Fingern habe.


Göttin!
Mein letzter Blogeintrag ist über zehn Tage her, auch auf Facebook halte ich mich zurück. Und ich glaube, das ist ganz gut so.
Überflutung heißt ja nicht, dass ich immer was zu sagen bzw. zu schreiben habe. Manchmal schreibe ich auch nur Schwachsinn und da wäre weniger mehr.
Das Leben läuft auch unkommentiert. Alles will ich eh nicht öffentlich machen.
Und ich kriege meine Freundschaften in der realen Welt schon kaum auf die Reihe. Und die sollten mir wichtiger sein, als die im Netz.


Ansonsten: Der VfL Bochum.
Ne gute Metapher für mein Leben.
Abstiegskampf und Rumgemurkse.


Pablo Haller, Susann Klossek, Sven André Dreyer, Ron Hard, Jerk Götterwind, Klaus Märkert, Florian Günther, Robsie Richter, Kersten Flenter, Urs Böke oder Lütfiye Güzel oder all die anderen großartigen Dichter und Dichterinnen, die ich über alles schätze, werden morgen nicht den Literatur-Nobelpreis bekommen.
Ihnen muss meine Lobpreisung reichen.
Scheiße eigentlich.


Und dieses Geschreibsel muss jetzt auch erst mal reichen. Ich bin platt. Und der Renovierungskram ist noch nicht fertig und Claudia kommt gleich aus der Dusche und der Hund will noch ne Runde drehen.

In meinem Kopf wachsen Ideen, meine Schreibprojekte schreien nach mir und ich will meine Liebe und den Herbst genießen.
(Ach ja. Und nächste Woche wieder einer meiner geliebten Krankenhausbesuche wegen Krebs und so…)

Sorry, wenn ich euch vernachlässige!



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