Dienstag, 29. Oktober 2013

Noch ein Lou Reed Nachruf



Lou Reed:

Die Nachrufe und die verlinkten Videos auf Facebook und all das nimmt überhand, nervt schon etwas. Wir alle brauchen Ventile um unsere Trauer rauszuschreien.
Und Lou Reed war Rock’n’Roll, war Punk, war eine Vaterfigur und da passt ja auch die Unnahbarkeit, mit der er sich umgab.

Lou war Genie und Arschloch
Seine Texte waren nicht so gut
wie er sie selber empfand
Er war kein Dichter
dem der Nobelpreis versagt blieb
weil man ihn nicht verstand
aber er benahm sich so
Lou war Freund von Andy Warhol
und John Cale
der oft an ihm verzweifelte
und spielte mit Metallica eine der umstrittensten Platten
dieses jungen Jahrhunderts ein
die schon deshalb ein Meilenstein ist
weil über sie so viel diskutiert wird
(Ich meine natürlich Lulu)
Lou war Freund von Vaclav Havel
und stolz darauf
und wer wäre das nicht gewesen!
Lou war der Mann von Laurie Anderson
und Lou war der Mann von Velvet Underground
auf den alle warteten

Lou war der einzige Rock n Roller
der mir ein total bestuhltes Konzert
mit Rauch-, Trink- und Essverbot zumuten durfte
Wenn jemand den Saal verließ
durfte er nicht mehr rein
und die Leute sollten zuhören
während er und seine Band "Magic and Loss" zelebrierten
und es war geil

Lou war oft Scheiße
und immer umwehte ihn ein Hauch von Arroganz
Lou war Junkie und Säufer
und Mensch

Lou Reed war...

Scheiße...

Dabei war Lou kein begnadeter Sänger, eher ein mittelmäßiger Gitarrist und seine Texte hatten keine überragende Poesie. Aber in der Mischung und seiner eigenen Reduktion war er unerreichbar gut.
Die Verkörperung des Rock’n’Roll Vaters eben.
Und er stand als Mann mit der Gitarre auf jeder Bühne, wo der Rock n Roll lebte. Als mächtiger Schatten. Und so wird er immer da stehen. In Proberäumen, schmuddeligen Garagen und Kellern oder auf Bühnen in Stadien.

Der Tod von Lou Reed haute mich um, kam völlig überraschend.
Für mich gehört/gehörte Lou zu den Musikern, die mich mein Leben lang begleiten, eigentlich immer da sind. 
Und Pioniere waren.
Keith Richards, Patti Smith, Iggy Pop, Bob Dylan, Justin Sullivan, Nick Cave, Udo Lindenberg, Leonard Cohen, Pete Townshend, Robert Plant, Lemmy und Ozzi, John Cale, Peter Gabriel, David Bowie,… 
und eben Lou Reed.

„Berlin“ ist für mich die beste Lou Reed Platte. Und natürlich „New York“. 
„Lulu“ finde ich spannend, im Gegensatz zu den meisten Fans.
Eindeutig gibt es zuviele Live-Platten von Lou. Und zu viele Compilations. 
Aber so ist das halt bei Helden und Dinosauriern der Rockmusik.

Es gibt schon zu viele Nachrufe auf Lou.
Aber irgendwie muss ich meine Trauer verarbeiten…



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