Sorry, wenn da stilistische oder andere Fehler auftauchen. Das ist aktuell, direkt eingetippt und sowas von ehrlich, da ist mir alles andere egal. Ich hoffe, ihr könnt es schätzen:
The return of the K-Wort
Plötzlich taucht es wieder auf
deutlicher und bedrohlicher als in den letzten Jahren
das K-Wort
Die Ärztin erwähnt es nicht
braucht sie nicht
Gewisse Blutwerte kann ich auch einschätzen
ich war Krankenpfleger
Sie empfiehlt mir einen stationären Krankenhausaufenthalt
und hat auch Recht damit
Betroffen stimme ich zu
und lasse mich nach dem Wochenende einweisen
Es gibt Deja Vus
die braucht kein Mensch
Es ist wie vor sechs Jahren
als ich beinahe am Krebs krepiert wäre
und ich hätte nicht gedacht
dass sich die Scheiße so schnell wiederholt
und so sitze ich jetzt am Schreibtisch
und therapiere mich mit diesem Text
Meine geliebte Frau umsorgt mich
obwohl sie selber krank ist
Sie stellt mir Haferschleim an den Schreibtisch
und macht sich mindestens so viele Sorgen
wie ich
Das ist ein entscheidender Unterschied zu damals
auch wenn ich es heute nicht direkt genießen kann
Selbst das versteht sie
Ich liebe sie
Ich fülle eine Patientenverfügung aus
und regele ein paar Sachen
Morgen kommt der Andruck vom „Extraball“
und die Arbeit daran wird mich ablenken
Dieses Buch ist gerade zur richtigen Zeit fertig
und es passt
dass die Liebe mehr Raum als der Krebs darin einnimmt
Okay
bis April werde ich
das KrankMachendeHaus
mit Sicherheit verlassen haben
Ich gebe mir und denen eine Woche
Und jetzt noch ganz schnell das nächste Buch anfangen
das ich dann auch noch fertig machen muss
Und dann wird man sehen
Den Frühling und den Sommer lasse ich mir doch nicht vom
Krebs versauen!
Und überhaupt:
noch ist ja gar nichts klar
Nur ein Gefühl und eine Vermutung und Befürchtung
vielleicht bin ich ja nur ein paranoider Ex-Krebs
mit einem Magengeschwür
Wer weiß
Eigentlich wollte ich keine Krebsgedichte mehr schreiben
jetzt hat es mich
doch wieder gepackt
Sorry
Leben ist Vieles
Es ist wunderschön
Es ist scheiße
Es ist endlich
Fuck
Was weiß denn ich
So sitze ich also jetzt an meinem Schreibtisch
eine Zigarette nach der anderen
rotierende Gedanken
sich füllender Aschenbecher
sich leerende Bierflaschen
Sprachlose Gespräche mit Freunden
und Angst
Ich fröstele
mir ist kalt
mir tuen alle Knochen weh
und Dauermüde bin ich eh seit Wochen
In mir kriecht eine Gewissheit hoch
die ja noch gar nicht gewiss ist
Noch besteht ja Hoffnung
Nur
Dass ich diesen ganzen Scheiß halt schon mal durchlebt und
überlebt habe
und nicht weiß
ob ich diesen Kampf nochmal schaffen würde
Der Papst ist mir egal
Italiens Clowns und die Fettnäpfchen des SPD-Clowns –
da scheiße ich drauf
Selbst die wahrscheinliche Schlappe des VfL Bochums morgen
in Klautern
ist mir so was von egal
Im Schlafzimmer liegt meine Frau mit Fieber und Erkältung
die Hündin auf dem Teppich schläft zufrieden,
sie ist etwas unausgeglichen
und ich glaube
ihr fehlen die Spaziergänge mit mir
- Mir fehlen sie
verdammt, wie sie mir fehlen
aber
ich kann momentan nicht -
Meine Schwester mit Sprunggelenkbruch
das ist ein anderes Krankenhaus
Meine Mutter mit Zusammenbruch
und ab nächster Woche dann in Kurzzeitpflege
Verdammt, ich kann ihr nicht helfen
Meine Freundin
nach dem Entzug wartet sie auf eine stationäre Therapie
und ich sollte bei ihr sein
Ich kann
nicht
mehr
Ich weiß
wieder wird für mich gebetet,
werden Kerzen angezündet,
denken Menschen an mich
Diesmal sogar frühzeitig
wo noch gar nichts fest steht
Wie soll da was schief gehen?
Ich weiß
ich habe meine Frau
für immer
egal, wie lange das sein wird
Und sie hat mich
Das gibt Kraft
ist aber auch Verpflichtung
Egal
was passiert
Sie ist meine Lebensversicherung
und unsere Auszahlungen genießen wir
jeden Tag – Jetzt
Mir ist kalt
Ich fröstele von innen
bei 24° in der Wohnung
Der Versuch
meine Schmerzen mit Bier abzutöten scheitert
aber das überrascht mich nicht
Claudia schläft
Immerhin konnte ich ihr eine Kamille-Inhalation,
einen Zitronentee
und einen frischen Erdbeerquark zubereiten
Mehr konnte ich nicht
Ich durchlebe meine Albträume
von vor sechs Jahren
und das ist nicht lustig
Egal
was passieren wird
Ich stelle fest
dass mich der Krebs nie verlassen wird
das tut irgendwie weh
Ich glaube
ich sollte von Bier auf Schnaps umsteigen
aber die Zeiten sind für mich vorbei
(Nee: Schnapstrinker war ich eigentlich nie)
und das finde ich gut
Ich glaube
ich sollte mich einfach zu meiner kranken Frau ins Bett
legen
und versuchen zu schlafen
aber
Ich bin noch nicht soweit
Manche Gedichte tauchen immer wieder auf
bei den Guten wäre das okay
dies hier ist ehrlich
aber – ich glaube – nicht besonders gut
Immerhin:
Es ist nicht geklaut
Manche Sachen kann man nicht klauen
nur selber erleben
Vor sechs Jahren habe ich ähnliche Texte geschrieben
Ich würde es gerne
nicht mehr wiederholen
aber hier muss ich – und ihr – wiedermal durch
Ich habe Krebs
und wahrscheinlich einen neuen Tumor
deshalb darf ich wiederholen:
dieses grausame beschissene Leben ist wundervoll
Und verdammt nochmal:
Es ist noch nicht vorbei!
Aloha mein Freund,
AntwortenLöschenes ist gut, Dein Gedicht. Es ist hart, Dein Gedicht. Es ist ehrlich, Dein Gedicht. Es tut weh, Dein Gedicht. Es macht betroffen, Dein Gedicht. Es wühlt mich auf, Dein Gedicht. Und trotzdem wäre es besser, es wäre nie geschrieben worden, Dein Gedicht.
Nie geschrieben worden, weil es nicht notwendig wäre. Weil es nicht passiert wäre, nicht passieren würde.
Aber es passiert. Es hört offensichtlich nicht auf zu passieren.
Es tut mir so leid, Hermann.
Und ich fühle ..., nein, ich fühle nicht mit Dir - weil ich das nicht kann. Was Du erlebst, liegt außerhalb meines Vorstellungsvermögens.
Ich möchte was tun. Weiß aber nicht was. Beten? Hat das jemals schon geholfen? Das mit der Kerze. Bringt das was?
Ich weiß es nicht, werde es aber trotzdem tun. Heute. Morgen. Die anderen Tage. Wegen der Hoffnung, weißt Du.
Mensch Hermann ...