Freitag, 29. März 2013

Wir Katholikenkinder

Ostern. Was liegt da näher, als über den Katholizismus zu schreiben. Hier also ein etwas älteres Gedicht, zu dem ich voll und ganz stehe. Auch wenn uns der neue Pope Besserungen suggeriert:




Wir Katholikenkinder



„Er lachte viel und spielte Tischtennis mit uns

er sang zur Gitarre

und war unser aller Freund

als er mich überall streichelte

und dann meine Hand nahm und um sein Glied legte

dachte ich nur

ich kann ihm nichts verweigern

und dass es unser Geheimnis sei

und ich nichts sagen dürfte

Nur

dass ich an diesem Geheimnis zerbrochen bin

und

dass ich jetzt erfahre

wie viele von uns zerbrochen und geschändet wurden

-

Er ist dann in eine andere Gemeinde versetzt worden

…“

Mit der Muttermilch wurde uns die Sünde eingetrichtert

Wir konnten noch nicht laufen

aber waren schon schuldig

Und lernten beichten bevor wir sündigen konnten

Reue überdeckte Spaß

Statt aufrechter Gang wurde uns das Knien beigebracht

Sonntags ging es in die Kirche

und was die Nachbarn dachten

war wichtiger als eine glückliche Kindheit

Unsere Eltern wollten stolz auf uns sein

statt uns zu lieben

Komischerweise wuchsen wir trotzdem auf



Kommunionskleidung und Messdienergewand

und beim Weihrauch kippten wir schon mal um

Wenn wir Glück hatten und schlau waren

hörten wir weg

während die Pfaffen vom Himmelreich sprachen

und uns Duckmäusertum predigten

Die Nächstenliebe durften wir praktizieren

aber bloß nicht zu sehr

Die Scheinheiligkeit und der Zölibat

ließ viele von uns zu Opfern werden

In Berufsgruppenzugehörigkeit stehen Geistliche ganz vorne

in Kindermissbrauchstatistiken



Als Katholikenkind fällt es schwer

an einen Gott zu glauben

Hexenverbrennungen, Kreuzzüge, geweihte Panzer,

dogmatische Unfehlbarkeitsansprüche von Tattergreisen

Heuchelei und Lüge

Gold, Prunk und Macht

verhungernde Kinder, ermordete Kinder, geschändete Kinder

und ein großes Nein zur Sexualität und Verhütung

Die Kirche als Verbündeter der Aidsverbreitung

Homosexualität ist Krankheit

Evolution beinahe Teufelswerk

und die Erde am liebsten noch immer eine Scheibe



Unsere Mütter sind Jungfrauen und hatten nie Sex

unsere Väter sind unerreichbare Götter

oder nur Stellvertreter auf Erden

Und wir selbst sind gar nichts

außer geborene Sünder und Untertanen



Ich habe nichts gegen Religionen

manchmal würde ich selber gerne glauben und beten

Der Katholizismus meiner Kindheit hat es mir verdorben

das ist aber auch das einzig Gute,

was mir zum Katholizismus einfällt











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