Jetzt sitze ich wieder an meinem Schreibtisch in Essen-Kray.
Aus den Boxen klingen die Eels, ihr neues Album „Wonderful, Glorious“. Gut.
Und äußerst gut, wieder zu Hause zu sein.
Meine Frau meckert über meine Zigarette, leider hat sie
Recht.
Ist zwar noch nicht alles gesackt, ich ziehe aber trotzdem
mal ein Fazit meiner Reha:
Ich habe mit Sicherheit auch einige positive Sachen
mitgenommen, eigentlich hat mich die Reha aber eher zurückgeworfen.
Ich wiege nur noch 49 Kilo. Das liegt nicht an dem schlechten
Essen, das Essen war für eine Großküche sehr gut, sondern an der für mich
erschlagenden Speisesaalstimmung und meinen eingeschränkten Möglichkeiten der
Nahrungsaufnahme. Bei mir klappt das Essen eben am besten in meinen vertrauten
vier Wänden.
Oder bei Menschen, bei denen ich mich sicher und behaglich
fühle. Das war in der Reha nicht der Fall, konnte auch gar nicht der Fall sein.
Jetzt muss ich mich wieder aufpäppeln. Meine Frau Claudia
hat damit schon gestern mit Feuereifer angefangen und ich bin mir sicher, sie
schafft das.
Leider war ich über eine Woche durch eine fiese Erkältung
ziemlich gehandikapt.
Damit gingen einige Sachen nur noch eingeschränkt.
Zum Beispiel hielt sich die Logopädin ziemlich zurück.
Vielleicht bemerkte sie aber auch nur, dass da bei mir nicht mehr viel
rauszuholen ist. Immerhin meine Kopf- und Kieferbeweglichkeit hat etwas
zugenommen. Und ich habe mir Tipps zu einigen nützlichen Übungen geben lassen.
Manuelle Lymph-Drainage und Neck Dissection Gymnastik waren
wohltuend, aber nicht unbedingt erforderlich und somit ohne großen positiven
Effekt.
Und über meine Therapieresistenz bezüglich meiner
Tabakinhalation habe ich ja schon berichtet…
Inhalation und Gradierwerk (ne Form der Sole-Inhalation in
einem mittelalterlichen Salzwerk) taten auch gut. Ob ich das aber wirklich
vermissen werde wage ich zu bezweifeln.
Generell fühle ich mich nach der Reha richtig krank.
Wesentlich kränker als vor der Reha.
Dabei gab sich das gesamte Personal sehr viel Mühe. Aber bei
einer Erkältung und den Spätfolgen einer sechs Jahre alten Krebs-OP kann man
halt nix machen.
Dass ich mich krank fühle liegt auch daran, dass ich in
einer Umgebung lauter kranker Menschen immer wieder auf meine Erkrankung und
Behinderung zurückgeworfen wurde. Eine Sache, die ich nun wirklich nicht
brauche.
Mir geht es besser, wenn ich diesen Scheiß so weit wie
möglich ignoriere.
Und der Altersschnitt in der Klinik lag bei gefühlten 70 bis
80 Jahren. Das ist selbst für einen alten Sack wie mich zu alt. Wie mussten
sich da die paar wirklich jungen Menschen fühlen!
Okay. Die Rentenversicherung ging davon aus, dass ich nach
der Reha wieder arbeitsfähig wäre und meine Erwerbsminderungsrente wegfällt.
Davon bin ich weit entfernt und ich bin gespannt auf den
ausführlichen Reha-Bericht und die folgende Entscheidung der
Rentenversicherung.
Hört sich alles sehr negativ an. Aber so schlimm war die
Einrichtung nicht.
Eben nicht das Wahre für mich.
Und vier Wochen eindeutig eine zu lange Zeit (ganz zu
schweigen, vom falschen Zeitpunkt – wobei: Welcher Zeitpunkt wäre da schon
richtig…).
Jetzt kommt also wieder der ganz normale Wahnsinn auf mich
zu.
Massig Arbeit, Ideen, Pläne und Vorhaben bei der
Schreiberei.
Und dann die neue Bad Religion (eben eine Bad Religion wie
wir sie kennen – und damit geil), die neue Eels (ziemlich klasse, aber von
Everett erwarte ich Meisterwerke) und demnächst die neue Nick Cave und die neue
David Bowie.
Und dreimal (!) Kino: „Der Hobbit“, „Django unchained“, und „Vergiss mein nicht“.
Und all meine Freunde.
Und ganz viel Liebe.
Ich freu mich tierisch drauf!
Ab morgen soll es tauen und regnen.
Mir egal.
Wenn ich meine Frau und meine Hündin anschaue scheint die
Sonne.
Und wenn ich mich in unserem Heim bewege, dann wird mir
warm.
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