Samstag, 26. Januar 2013

Reha-Ende



Jetzt sitze ich wieder an meinem Schreibtisch in Essen-Kray. Aus den Boxen klingen die Eels, ihr neues Album „Wonderful, Glorious“. Gut.
Und äußerst gut, wieder zu Hause zu sein.
Meine Frau meckert über meine Zigarette, leider hat sie Recht.


Ist zwar noch nicht alles gesackt, ich ziehe aber trotzdem mal ein Fazit meiner Reha:

Ich habe mit Sicherheit auch einige positive Sachen mitgenommen, eigentlich hat mich die Reha aber eher zurückgeworfen.

Ich wiege nur noch 49 Kilo. Das liegt nicht an dem schlechten Essen, das Essen war für eine Großküche sehr gut, sondern an der für mich erschlagenden Speisesaalstimmung und meinen eingeschränkten Möglichkeiten der Nahrungsaufnahme. Bei mir klappt das Essen eben am besten in meinen vertrauten vier Wänden.
Oder bei Menschen, bei denen ich mich sicher und behaglich fühle. Das war in der Reha nicht der Fall, konnte auch gar nicht der Fall sein.
Jetzt muss ich mich wieder aufpäppeln. Meine Frau Claudia hat damit schon gestern mit Feuereifer angefangen und ich bin mir sicher, sie schafft das.

Leider war ich über eine Woche durch eine fiese Erkältung ziemlich gehandikapt.
Damit gingen einige Sachen nur noch eingeschränkt.
Zum Beispiel hielt sich die Logopädin ziemlich zurück. Vielleicht bemerkte sie aber auch nur, dass da bei mir nicht mehr viel rauszuholen ist. Immerhin meine Kopf- und Kieferbeweglichkeit hat etwas zugenommen. Und ich habe mir Tipps zu einigen nützlichen Übungen geben lassen.
Manuelle Lymph-Drainage und Neck Dissection Gymnastik waren wohltuend, aber nicht unbedingt erforderlich und somit ohne großen positiven Effekt.
Und über meine Therapieresistenz bezüglich meiner Tabakinhalation habe ich ja schon berichtet…

Inhalation und Gradierwerk (ne Form der Sole-Inhalation in einem mittelalterlichen Salzwerk) taten auch gut. Ob ich das aber wirklich vermissen werde wage ich zu bezweifeln.

Generell fühle ich mich nach der Reha richtig krank. Wesentlich kränker als vor der Reha.
Dabei gab sich das gesamte Personal sehr viel Mühe. Aber bei einer Erkältung und den Spätfolgen einer sechs Jahre alten Krebs-OP kann man halt nix machen.
Dass ich mich krank fühle liegt auch daran, dass ich in einer Umgebung lauter kranker Menschen immer wieder auf meine Erkrankung und Behinderung zurückgeworfen wurde. Eine Sache, die ich nun wirklich nicht brauche.
Mir geht es besser, wenn ich diesen Scheiß so weit wie möglich ignoriere.

Und der Altersschnitt in der Klinik lag bei gefühlten 70 bis 80 Jahren. Das ist selbst für einen alten Sack wie mich zu alt. Wie mussten sich da die paar wirklich jungen Menschen fühlen!

Okay. Die Rentenversicherung ging davon aus, dass ich nach der Reha wieder arbeitsfähig wäre und meine Erwerbsminderungsrente wegfällt.
Davon bin ich weit entfernt und ich bin gespannt auf den ausführlichen Reha-Bericht und die folgende Entscheidung der Rentenversicherung.

Hört sich alles sehr negativ an. Aber so schlimm war die Einrichtung nicht.
Eben nicht das Wahre für mich.
Und vier Wochen eindeutig eine zu lange Zeit (ganz zu schweigen, vom falschen Zeitpunkt – wobei: Welcher Zeitpunkt wäre da schon richtig…).


Jetzt kommt also wieder der ganz normale Wahnsinn auf mich zu.
Massig Arbeit, Ideen, Pläne und Vorhaben bei der Schreiberei.
Und dann die neue Bad Religion (eben eine Bad Religion wie wir sie kennen – und damit geil), die neue Eels (ziemlich klasse, aber von Everett erwarte ich Meisterwerke) und demnächst die neue Nick Cave und die neue David Bowie.
Und dreimal (!) Kino: „Der Hobbit“, „Django unchained“,  und „Vergiss mein nicht“.

Und all meine Freunde.
Und ganz viel Liebe.
Ich freu mich tierisch drauf!


Ab morgen soll es tauen und regnen.
Mir egal.
Wenn ich meine Frau und meine Hündin anschaue scheint die Sonne.
Und wenn ich mich in unserem Heim bewege, dann wird mir warm.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen