Freitag, 11. Januar 2013

Reha 6



Folgendes schrieb ich vorgestern. Irgendwie hatte ich zu viele Anwendungen und kein Bock ins Cafe zu gehen, so dass ich es erst jetzt poste:


Scheiße!
Frust!
Es ist zum kotzen!

Meine Reha wurde um eine Woche verlängert.
Meine Weigerungsversuche wurden von 3 Ärzten mit wirklich überzeugenden Argumenten platt gemacht und zähneknirschend musste ich dann doch zustimmen.
Und so sitze ich jetzt hier.

Heimweh!
Sehnsucht!
Darf ein Mann um die 50 vor sich hin heulen?
Ich finde, ich darf…

So schlimm ist es ja auch gar nicht. Macht schon Sinn, bringt auch was.
Auch nach sechs Jahren, in denen ich autodidaktisch lernte mit dem Krebs umzugehen.

Bloß: Ich bin nicht Zuhause. Da, wo ich sein will. Da, wo ich hingehöre. Da, wo mein Herz ist.
Ich habe Heimweh. Vermisse Frau, Hündin und Freunde. Nehme mir vor, mich nach der Reha ganz intensiv um sie alle zu kümmern.
Schließlich haben sie mir mehr als einmal meinen Arsch gerettet. Es wird Zeit etwas zurückzuzahlen. Obwohl das eigentlich gar nicht geht.

Hier bin ich krank.
Viele meiner „Leidgenossen“ spiegeln mir die Krebsscheiße (mittlerweile hat sich der Altersdurchschnitt gesenkt, dafür ist der „Neck Discession-Anteil“ sprunghaft gestiegen und die „Tracheostoma-Fraktion“ nicht mehr in der Minderheit) direkt in die Fresse.
Ich werde mir meiner Krankheit wieder bewusster, werde auf meine Behinderungen aufmerksam gemacht, ich weiß nicht, ob ich das wirklich will und ob es mir gut tut.
Zuhause funktioniere ich halbwegs. Meine Freunde und meine Umgebung nehmen mich als Hermann wahr und haben gelernt, mich zu verstehen.
Hier geht es nur um Krankheiten.
Zuhause mache ich Lesungen und schreibe manchmal gar nicht allzu doofe Sachen und veröffentliche Bücher.
Hier muss ich mich 15 Minuten auf einen Ergometer setzen und bekomme Schmerzmittel und Lymphdrainagen und Logopädie und so was.
Schon okay.
Aber bringt das was?
Es bringt was, aber es zieht mich auch runter.
Ich will nach Hause.
Ich will mich wieder gesund fühlen, soweit wie das geht.
Das geht nur mit meiner Frau.

Euch liebe ich auch.
Nicht so wie Claudia, aber schon ziemlich doll.

Liebe funktioniert Zuhause, nicht in der Reha.

Noch 14 Tage…

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