Donnerstag, 15. August 2013

Göttingen, Pauli-Niederlage und ganz viel Wahlboykott:



Göttingen ist schön.
Die meisten Städte wirken ja erst mal schön, wenn man zu Besuch dort ist.
Göttingen hat eine Universität (okay, haben Dortmund, Bochum, Essen etc. auch). Eine sehr traditionelle Uni und damit viele alte und altehrwürdige Universitätsgebäude. Das ist schon mal schön.
Göttingen hat viele alte und äußerst schöne Villen und Herrschaftshäuser. Unbezahlbar für Normalos, trotzdem schön.
Göttingen hat einen Fluss. Die Leine. Und ich dachte, ich wäre in Hannover.
Göttingen hat einen Bismarck-Turm. Und ich dachte, ich wäre in Bochum.
Göttingen hat wunderschöne Parks und Wälder. Und ich dachte, ich wäre in Göttingen.
Göttingen ist schön…

Die A44 ist schön.
Doch. Die Landschaften auf der Fahrt machten Spaß. Die LKWs und all diese Verkehrsidioten um mich herum machten keinen Spaß. Es ist bekannt, dass nur ich ein guter Autofahrer bin. Wenn auch in einem langsamen Kleinwagen.

Nette und gastfreundliche Menschen besuchen ist immer schön.
Vanessa und Karsten waren toll.
Und die Wohnung und der Balkon und das Essen und überhaupt. Schön! Danke!

Der Kaffee in der italienischen Eisdiele war einzigartig.
Jetzt weiß ich, wie ein „Cafe Dublin“ (so nannten die das Zeug) mit Sicherheit nicht schmecken sollte: Lauwarmes und dünnes Kaffeewasser, ein Tropfen Bailys (höchstens ein Tropfen!), dafür aber eine Sahnehaube, an der ich nichts aussetzen kann. Dafür viereinhalb Euros hinzublättern war einzigartig. Aber nicht schön und auch nicht lecker…


Beim Nachhausekommen Büchersendungen im Briefkasten! Darüber freue ich mich immer.
„Don’t Try!“, die Bukowski Hommage vom Acheron Verlag, scheint richtig klasse zu sein!
Ich werde sie nicht rezensieren, stehe ich doch selber drin.
Und der „Laborbefund 6“ liefert Texte von Vetsch, Dünnebacke, Grundmann, Thorban, Gudix, Köhn, Mohr und Adelmann.
Hört sich wie immer klasse an.
Absolute Kaufempfehlung für beide Teile!!!


Morgen muss St. Pauli verlieren.
Ich gönne den Paulianern nur zwei Niederlagen in dieser Saison. Natürlich beide Mal gegen Bochum. Eigentlich mag ich den FC St. Pauli.
Morgen müssen sie verlieren, zumal meine geliebte Frau zum ersten Mal seitdem wir uns kennen mich in mein Wohnzimmer an der Castroper Straße begleitet. Und oft (berechtigterweise) über den VfL Bochum meckert.
Und Pauli momentan einen äußerst unsympathischen, schlechten und blöden Trainer hat.
Drückt mir die Daumen:
Morgen muss Pauli verlieren!


Warum ich die Bundestagswahl boykottiere:

Durch meine schulische und private Sozialisation war ich schon in jungen Jahren politisch interessiert und auch immer wieder engagiert.
Ich habe bewusst Schmidt, 16 Jahre Kohl, Schröder und Merkel erlebt.
Und muss mit Erschrecken feststellen, dass die parlamentarische Politik mir mittlerweile am Arsch vorbeigeht.

Die angebliche Wahlmöglichkeit ist eine Illusion: egal, ob CDU, SPD oder Die Grünen: Keine Konzeptunterschiede, Wahlversprechen werden eh nicht eingehalten und das Volk wird ohne Ende belogen.

Der soziale Missstand und Hartz IV, die NSU und Geheimdienstskandale, die Energie-, Bildungs- und Gesundheitspolitik kränkeln vor sich hin und gerade aktuell die NSA-Bespitzelungen: Anstatt Aufschrei und Reaktion wird gelogen, verschwiegen und vertuscht.

Egal, welche Partei – da gibt es keine Unterschiede mehr.
Vielleicht Die Linken, okay. Aber auch die sind erschreckend konzeptlos, zerstritten und vor allem in ihrer Vergangenheitsbewältigung genauso verlogen, wie die Machtparteien.
Wären die Linken in irgendeiner Form regierungsbeteidigt, ich würde keinen Cent drauf setzen, dass sie etwas anderes täten, als die momentanen Betrüger.
Nee.

Ich mag diese Erkenntnis nicht. Sie erschreckt mich.
Demokratie scheint sich als ebensolche Utopie wie Sozialismus oder Anarchie zu beweisen.
„Sozial“ ist unsere Marktwirtschaft schon lange nicht mehr.
Mit dem Grundgesetz hätten wir eigentlich eine solide Basis, um einen freiheitlichen und gerechten Staat aufzubauen. Schade nur, dass dieses Gesetz keine Beachtung und Wertschätzung mehr findet.

Ich würde gerne an diese Demokratie glauben. Ich tue es momentan nicht mehr.

Das Ergebnis der Wahl im September steht außerdem ja eh schon fest: Merkel.
Wahrscheinlich unverständlicherweise wieder mit der FDP (wer wählt DIE eigentlich?!), ansonsten halt mit der SPD oder den Grünen. Glaubt nicht deren Beteuerungen – die sind so machtgeil, dass sie nach jedem Strohhalm greifen würden!
Und die Linken stehen da, wo sie in diesem System momentan hingehören. In der Opposition (und das ist das Einzige, was ich gut finde…).

Wirkliche Opposition ist außerhalb der Parlamente zu finden. Und das mittlerweile weltweit und kräftig.
Da vollzieht sich ein gesellschaftlicher Umbruch und die sozialen Netzwerke und Bewegungen spielen da eine große Rolle.
Und da setze ich meine Hoffnung drauf. Nicht auf das Kreuz, dass ich alle vier Jahre machen darf.

Mein Wahlboykott ist keine Resignation und schon überhaupt nicht Bequemlichkeit. Meine Entscheidung beinhaltet sogar massig Hoffnung. Aber Hoffnung setze ich halt nicht mehr in die parlamentarischen Kräfte. Hoffnung setze ich in die Menschen. Und davon haben sich die Politiker immer mehr entfernt.

Okay.
Diesen September gehöre ich mit meiner Wahlentscheidung also zum ersten Mal zur Mehrheit: Eben zu den Nichtwählern.

Ich habe ein schlechtes Gewissen gegenüber den Kämpfern und Revolutionären, die sich historisch betrachtet für die Demokratie und das Wahlrecht umbringen ließen. Aber das ist eben Geschichte und heutzutage wird (hoffentlich) eine andere Geschichte geschrieben.

Meine Sätze sind nicht ausformuliert und beschreiben nur kurz meine Wut und Meinung.
Ich bin nicht der Typ für politische Pamphlete oder gesellschaftsphilosophische Analysen.

Aber loswerden wollte ich das trotzdem.

WAHLEN ÄNDERN NICHTS. SONST WÄREN SIE VERBOTEN.
Ich glaube die Wahrheit dieses Slogans war nie deutlicher zu spüren als heutzutage.


Zum Abschluss sei darauf hingewiesen, dass ich während der Tipperei Black Sabbath höre.
Und das ist wirklich schön!

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