Es ist schön und witzig, sich durch seinen alten Kram zu
wühlen.
Ich entdecke ein 200seitiges Manuskript, schüttele den Kopf
und bin froh, dass dieses Ding außer mir niemand gelesen hat: Ne unfertige und
schlechte Kopie von Buk und Djian. Gewollt erotisch, in Wirklichkeit eher
peinlich. Meine Feuchtgebiete, lange bevor Charlotte ihre aufgeschrieben hat
(und längst nicht so witzig).
Ich packe es wieder zur Seite. Wegwerfen bringe ich nicht übers
Herz. Aber ich befürchte, es ist selbst als Anregung oder zum Überarbeiten
nicht zu gebrauchen.
Ich entdecke Kurzgeschichten und stelle fest, dass ich da ne
Zeitlang gar nicht so schlecht drin war. Obwohl Kurzgeschichten nicht mein Ding
ist.
Ich entdecke fürchterliche Gedichte.
Ich entdecke aber auch schöne Gedichte.
Und ich stelle fest, dass sich in der deutschen
Empfindlichkeit und Politik in den letzten 25 Jahren sehr wenig geändert hat.
Es eher noch ne Nummer schlimmer geworden ist.
Ich entdecke Fotos und tauche in meine Vergangenheiten ein.
Jedes Bild erzählt eine Geschichte (und ich häng jetzt einfach mal n paar hier
rein):
Und dann noch dieser Text von 1994:
Grenzgänger
Ich
überschreite sie nicht. Diese Grenze zum Wahnsinn.
Ich
bleibe in meinen Grenzen, gesteckt per Konventionen, Erziehung, Hang zur
Romantik und Sentimentalität.
Liebe
zum Bier und Liebe zum Leben.
Ich
habe meine Grenze gesehen, trat mit einem Fuß vorsichtig hinüber und zog ihn
schnell wieder zurück. Ich habe es geschafft.
Nach
dem Schritt über meine Grenze wachte ich schweißgebadet auf.
Niemand
hielt mich fest.
Ich
stand auf, trank einen Schluck Wasser und legte mich wieder hin.
Kein
Schlagbaum, kein Stacheldraht, kein vermimter Streifen und keine Zollbeamten,
die mir den Arsch aufgerissen hätten bei der Suche nach Drogen.
Hätte
ich die Grenze überschritten und dort Asyl beantragt, mit freudigen Armen wäre
ich empfangen worden.
Die
Grenze war offen.
Nur:
Hätte es ein Zurück gegeben?
Ich
werde diese Grenze noch nicht überschreiten.
Da
gibt es noch so viel zu erleben und erledigen.
So
viel Liebe und Hass. Hier.
So
viel Leben.
Vor
der Grenze.
Ich
werde noch ein bisschen auf dem Grenzstreifen balancieren und dann auf der
sogenannten normalen Seite bleiben.
Immerhin
weiß ich, dass ich jederzeit rüber kann.
Das
ist viel wert.
Heutzutage
muss es Fluchtwege geben.
Diesen Text würde ich heute genau so
schreiben.
Ja, diesen Text würde ich immer wieder lesen.
AntwortenLöschenHier meine Antwort drauf:
Mit ihm.....
Zaunkönig des Wahnsinns
lange Jahre verwoben
ungut geflogen zu zweit
im Tandem bis zur
Bruchlandung aufgerappelt
weitergemacht lohnt es sich -
Aufstieg zur
Närrin des Thantalos
ohne Not