Mittwoch, 14. März 2012

Nostalgika: Tapes und Schallplatten


Eins aus der Kiste „Früher war alles besser“:

Nostalgika: Tapes und Schallplatten
Tapes waren scheiße.
Die Technik völlig daneben und dermaßen kurzlebig und unbelastbar: Tapes waren scheiße.
Trotzdem machten sie Spaß und die Mixtapes waren Kunstwerke und immer liebevoll. Ganz zu schweigen, von den Aufnahmen aus dem Radio, wo man immer versuchte, den Moderator rauszuschneiden.
Schlagerralley hieß eine Sendung auf WDR und da wurde alles andere gespielt, aber keine Schlager. Und davor gab es Mal Sandock. Und dann natürlich der Rockpalast und BFBS mit John Peel. Und wir nahmen auf. Mit Kassettenrekordern. Und Kassetten, Tapes. Die waren zwar eigentlich scheiße, aber damals unser Medium und für uns genial.

Bandsalat. Bandsalat war immer eine Katastrophe aber leider nicht zu vermeiden. Wir kannten unser Reparaturwerkzeug: Bleistift und Tesafilm.
Natürlich war das auch scheiße und verschlechterte die Aufnahme noch zusätzlich aber zumindest für eine kurze Zeit überlebte das Tape noch und das war doch schon mal was!
Tapes waren wertvoll.

Der Sound der Kassetten war noch schlechter, als es heutzutage die miesesten MP3s sind. Die Schnitte zwischen den Stücken passten niemals, irgendwas war immer falsch. Und die Lautstärkenanpassung kriegten wir nur unbefriedigend hin. Und nach kurzer Zeit nahm das Rauschen zu und irgendwann leierten die Tapes dann und das war eigentlich der erste Schritt zum Todesurteil. Trotzdem: die Kassetten hatten was.

Irgendwann beugte ich mich dem Zeitgeist. Packte mein Tapedeck in den Keller und die Tapes in einen großen Umzugskarton, den ich einem Freund schenkte. Die wertvollsten Aufnahmen sicherte ich vorab auf der Festplatte meines Computers, wo sie noch immer ruhen, die Magie ist weg: ich höre sie nicht mehr.

Mix-Tapes wurden von Mix-CDs abgelöst.
Natürlich, objektiv war der Sound besser und auch die Bedienungsfreundlichkeit und die Langlebigkeit schienen vorhanden zu sein. Wobei ich mittlerweile öfters feststellen musste, dass auch CDs ihre begrenzte Lebenszeit haben. Vor allem selbstgebrannte CDs. Das ist schon okay so, es ist eben alles vergänglich. Okay, n anderes Thema…

Ich weiß nicht. Ich gebe mir Mühe und finde, dass ich gute Mix-CDs erstelle. Aber der Zauber ist trotz besserer Qualität irgendwie verschwunden.
Egal: in Internet- und Streaming- und Was-Weiß-Denn-Ich-Für-Zeiten ist wahrscheinlich auch die CD schon längst auf der Liste der aussterbenden Arten.
Bald kann sich jeder seine eigenen Musiklisten mit ein paar Klicks selber erstellen, wozu dann noch persönliche oder thematisch bezogene Mixe erstellen?
Einfach die Play List ins Internet stellen und damit hat es sich dann.
Und Zauber und Magie kennen dann nur noch wir Oldtimer und Anachronisten.

Wenn ich mal Geld und Platz haben sollte (HaHa!) werde ich zurück zu den Wurzeln gehen. Es gibt da große schwarze Scheiben, die nennen sich Schallplatten. Vinyl.
Mit der Etablierung der CDs wurde dem Vinyl schon der Tod prognostiziert aber die Schallplatten leben immer noch und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Und das hat seine Gründe:
Erst mal der Sound: er ist wärmer und kraftvoller als die Computerscheiße. Ich bin mir da sicher, auch wenn mein Gehör nicht mehr das Beste ist.
Dann die Plattencover: angenehme Größe, liebevolle Gestaltung und richtige Hüllen!
Und die Zeremonie des Auflegens: du nimmst vorsichtig die Platte aus der Hülle, drehst sie ein, zweimal zwischen deinen Fingern, mit denen du sie vorsichtig am Rand anfasst, legst sie auf den Teller des Plattenspielers und lässt behutsam die Nadel in die Rillen gleiten und dann beginnt die Musik. Hach!
Das ist bewusstes Wahrnehmen und ehrfurchtsvolles Hören! Das hat wesentlich mehr Feeling als der Klick auf der Computertastatur.
Musik sollte man über Schallplatten hören. Oder live. Probiert es mal, ihr werdet feststellen, dass der Konsum wesentlich intensiver wird!

Schallplatten bekommen Kratzer. Ich glaube, heute würden die Schallplatten weniger Kratzer bei mir bekommen. Aber damals hatten sie Kratzer. Und jeder Kratzer erzählt eine Geschichte. Da war das Knistern bei den Anfängen meiner Lieblingslieder, da waren die teilweise heftigen Kratzer nach irgendwelchen harten Feten. Da knisterte und ruckelte es schon manchmal ziemlich störend. Cds haben keine Kratzer. Sie springen oder bleiben hängen oder werden erst gar nicht vom CD Player eingelesen.

Ich dämlicher Idiot habe damals, als mein alter Schallplattenspieler seinen Geist aufgab, direkt meine Plattensammlung aufgelöst und bin generell auf CDs umgestiegen. Ich könnte mir noch heute dafür in den Arsch treten.
Die Schallplatten habe ich verkauft (ich war jung und ich brauchte das Geld) und verschenkt. Die Erstauflage der „Some Girls“ von den Stones war dabei. Viele Bootlegs mit fürchterlichem Sound aber Sammlerwert. Die komplette TonSteineScherben-Sammlung. Geile Sachen aber auch viel Scheiß. Ich war schon immer ein Sammler und Jäger, damals noch stärker als heute. Egal. Hinterherweinen bringt auch nichts.

Irgendwann schaffe ich mir wieder einen Schallplattenspieler an. Kaufe mir dann ein bis zwei Platten im Monat und werde so nach und nach wieder ne kleine Sammlung zusammenkriegen.
Natürlich werde ich dann auch weiterhin CDs und MP3s hören, bloß das ich dann zusätzlich wieder dieses heilige Feeling für die Musik entwickeln werde.
Ich freue mich schon drauf.




1 Kommentar:

  1. Hallo Herrmann,

    ein Tipp zu deinem Text: Schneider`s LP-Shop in Bottrop. Klick mal auf meine Seite, da habe ich einen Text über ihn eingestellt...
    http://www.ulli-engelbrecht.de/links-und-mehr

    Liebe Grüße, Ulli

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