Mittwoch, 28. März 2012

Noch mehr nächtliche Laberei, die Toten Hosen, Bukowski und mein Veranstaltungshinweis


Diese Nächte am Computer!


Nächtliches Gelaber.
Monologe auf einer Tastatur.
Niemand kann mir widersprechen. Niemand unterbricht mich.
Maya pennt auf dem Sofa und träumt von Kaninchenjagden, die wir ihr immer verbieten.
Claudia pennt im Bett und vermisst mich neben sich (hoffe ich, denke ich, weiß ich eigentlich). Ich sitze am Schreibtisch und habe die Frauen, die mich lieben, ganz nah bei mir.
Vor drei Jahren war ich noch alleine. Vieles war einfacher. Aber ich war definitiv nicht glücklicher.
Nächtliche Seifenblasen tigern durch meinen Schädel und ich rauche mir erst mal eine Zigarette, um mich wieder zu erden.


Ich höre die Vorab-Single der Toten Hosen (Tage wie diese“) und freu mich auf den Mai, wenn ich mich über das Album ärgern kann.
Und natürlich „auch“ auf die neue Ärzte-CD, die schon Mitte April rauskommt. Ich weiß, das ist in gewissen Kreisen nicht korrekt, aber trotzdem mag ich beide Bands und weigere mich seit über zwanzig Jahren mich auf eine der beiden festzulegen oder aber, beide einfach zu verteufeln. „Die Ärzte“ sind witziger, musikalisch einfallsreicher, okay. Aber ich finde, Campino hat Charisma und Glaubwürdigkeit. Und der Song „Tage wie diese“ ist mal wieder eine der Hosen-Hymnen: ein Song zum mitgrölen und mitfühlen. Trotzdem auf hohem Niveau und diesmal mit wirklich geilen Gitarrenriffs. Die anderen Songs der Maxi (gibt es überhaupt noch Maxis in MP3-Zeiten? macht das Sinn?) fallen etwas ab, sind aber durchaus hörbar.  Ich bin gespannt.
Natürlich haben beide Bands mit Punk nun wirklich nichts mehr am Hut. Sind im Pop/Rock-Olymp angekommen. Is nix mit Underground!
Na und ? Ich mag sie. Mainstream heißt ja nicht, dass alles scheiße sein muss. Und einen Underground kann es nur geben, wenn auch ein Overground existiert. Und die Grenzen sind fließend.
Ich höre viel kruden Kram. Manches ist für meine Freunde (und besonders für meine Frau, die das täglich mithören muss) kaum zu ertragen. Mir ist dabei völlig egal, ob das Underground, Mainstream, Independent oder sonst was ist.
Hauptsache, es gibt mir was und ich habe Spaß dabei.
Nehmen wir mal die Literatur, wo es ja genauso ist:
Glaubt es mir, ich habe schon massig Scheiße gelesen, die einfach nur gelobt werden wollte, weil sie aus dem Underground kam. All diese Bukowski-Epigonen!
Nur weil jemand weiß, wie man die Wörter „ficken“, „scheißen“ und „kotzen“ schreibt, ist er noch lange kein guter Underground-Dichter!
Bukowski war herzlich, war authentisch, war einfach großartig. Die Affen, die denken, dass sie genauso gut sind, sollten einfach mal ein Jahr seines Lebens nachleben. Danach können sie meinetwegen weiterschreiben. Aber dann werden sie eh aufgegeben haben.
Und der Mainstream: ich lese gerne Stephen King oder John Irving. Ich find die gut, kann in die Bücher eintauchen und fühle mich grandios unterhalten. Nur weil sie Millionen-Seller sind müssen die doch nicht schlecht sein!
Ich scheiß auf die Schubladen und oben oder unten ist mir ziemlich egal.
Hauptsache Feeling!
Das gilt für Musik, Literatur und Filme (einer meiner Lieblingsfilme ist die „Love Story“ – los: steinigt mich!).


Ich glaube, es gibt eh viel zu viel Musik und Songs. Ich blick nicht mehr durch. Und natürlich ist da massig geklaut. Bei so vielen Liedern und Melodien muss sich das schon rein mathematisch wiederholen, geht gar nicht anders. Und Komponisten haben irgendwann ne Melodie im Kopf, schreiben die auf, spielen den Song ein und entdecken vielleicht Monate später, dass es eigentlich von einem völlig anderen Song geklaut ist.
Ist mir damals ähnlich ergangen. Wir spielten mit unserer Band nen Song ein und erst Monate später bei ner Session entdeckten wir, dass die Akkorde genau wie „Halt dich an deiner Liebe fest“ von TonSteineScherben klangen. Wir machten uns dann einen Spaß daraus und packten den Scherben-Song als Cover-Version in den Mittelteil des Liedes rein. Wir hatten zum Glück nie nennenswerten Erfolg. Und damit auch keinen Urheberrechtsstreit.


Es ist Frühling. Mit voller Wucht.
Also ist Gartenarbeit angesagt. Und auf der Terrasse sonnen. Und Fenster putzen. Und Wintersachen wegräumen und dafür die Sommersachen wieder rauskramen.
Und unser obligatorischer Ausflug ans Meer. Zandvoort war am Samstag schon ziemlich überlaufen, das war uns egal. Strand, Sonne und Meer gaben Kraft und wir tankten für den Alltag auf. Auch wenn der Aufwand eigentlich völlig bescheuert ist, das lohnt auf alle Fälle.
Natürlich bleibt da die Schreiberei etwas auf der Strecke. Egal. Ich kann mir den Luxus leisten, ohne Zeitdruck nur dann zu tippen, wenn ich Bock drauf habe, mir was einfällt und ich die Ruhe dafür finde. Und wenn mir nichts Besonderes einfällt, dann halt so was wie dies hier.
Klingt alles sehr entspannt und beneidenswert, aber glaubt mir, ihr würdet nicht mit mir tauschen wollen.
Obwohl, im Moment scheint alles okay zu sein und gut zu laufen. Ich will nicht klagen (können kann ich immer).


Diese Nächte am Schreibtisch!
„Alter Schriftsteller zieht sich einen Pulli über, setzt sich hin, stiert auf den Monitor und schreibt über das Leben. Geht’s noch ein bisschen heiliger?“
Charles Bukowski. Zitieren ist erlaubt. Finde ich gut. Nachmachen und kopieren ist absoluter Bullshit. Siehe oben.


Die nächste Zigarette. Jazz über die Ohrknöpfe: Curtis Stigers. Nachts darf man das. Tagsüber besser nicht.
Ein Essener Arsch (einer der besten deutschen Dichter by the way…) heitert mich mit bösartigen Facebook-Kommentaren auf (ich mag diesen Skinhead, ich mag ihn wirklich!), ein Bochumer Kollege chattet kurz mit mir, bevor wir beide weiter unseren eigenen Tippereien nachgehen (seine sind wahrscheinlich durchdachter, als meine… Ich befürchte, sie sind sogar besser formuliert... Ich mag diesen Gothic-Schelm (der diese Bezeichnung überhaupt nicht mag, sie stimmt auch nicht…)).
Ich denk an meine Freunde und Freundinnen, die ich in letzter Zeit ziemlich vernachlässigt habe. Sorry: das Leben, die Liebe, der Alltag.
Ich gucke in ein VfL Bochum Forum, bekomme schlechte Laune und switche zurück zu Facebook.


Noch eine Woche, dann ist es soweit:

Gimme more truth:

Hermann Borgerding
Alleine und ohne Sicherheitsgurt

Hermann Borgerding liest aus seinem Roman „Ausgehöhlt“ und seinem Gedichtband „Mein Mittelfinger dem Krebs“.
Texte über den Krebs, das Leben, Vergänglichkeiten und Hoffnungen, irgendwo zwischen Rock-Rebellion, Blues und Ballade:

Ein alter, müder Mann. Sichtbar behindert. Zerbrechlich und dünn, als würde der kleinste Windhauch ihn umwerfen. Schwer gezeichnet im faltigen und narbigen Gesicht. Am Hals zwei dicke Narben, als käme er aus einem Western und wäre gerade vom Galgen abgeschnitten worden. Wenn er spricht, dann sabbert er und lispelt. Seine Anstrengungen sind nicht zu übersehen. Das Taschentuch vor dem Mund eines seiner Markenzeichen.
Und trotzdem sprüht das Leben aus seinen Augen. Trotzdem bemerkt man die Kraft und Lebenslust. Und wenn Ihr ihn zum Lächeln bringt, dann entsteht da eine spürbare Wärme.
Und Ihr hört aufmerksam zu, taucht in seine Worte und fühlt mit.

Das Leben ist scheiße. Das Leben ist wunderbar.

Hermann Borgerding bringt dies in seinen Gedichten, Texten und Blogs rüber.
Oder er versucht es. Und gewinnt in seinem Scheitern.
Er weiß nicht, ob er was zu sagen hat. Es ist ihm auch egal. Aber er sagt es, ehrlich und schonungslos.

Mit „Gimme more truth“ entwickelt sich eine Veranstaltungsreihe in der „Bastion“ in Bochum. Unabhängige  Autoren und Autorinnen präsentieren sich und ihre Texte im kleinsten (und schönsten) Kinosaal Bochums. Nach den Auftritten von Klaus Märkert, Kersten Flenter und Hermann Borgerding eröffnet Borgerding nun die Lesereihe Solo, bevor er im ungefähren 8-Wochen-Rhythmus andere Schreiberlinge die Worte tanzen lässt.

Mittwoch, den 04.04.2012, Einlass 19.00 Uhr

[no-budget-arts] Bastion
Karl-Lange-Straße 53
44791 Bochum

Jau. Ich freu mich. Ich bin nervös. Mittlerweile habe ich ja viele Lesungen hinter mir. Aber ich war nie alleine und die KollegInnen neben mir gaben mir immer Kraft und Stärke und ich konnte auch allen möglichen Scheiß auf sie abwälzen. Jetzt bin da ich und nur ich am Mikro (vielleicht mit meiner Gitarre an meiner Seite, aber ich habe ja noch eine Woche Zeit, zu überlegen…).
Ich habe keinerlei Ahnung, hoffe aber, dass der wunderbare Kinosaal voll wird. Und hoffe auf ein nettes Publikum. Einfach mal antesten. Ich zähle auf Euch!


Diese Nächte am Computer!
Bevor ich mich noch eine weitere Nacht hiermit beschäftige, setze ich das jetzt einfach mal in meinen Blog.
Mein nächster Post wird übrigens der 100ste. Jubiläum. Grund zum Feiern.
Ich versuche mal, mir was einfallen zu lassen…
Gute Nacht!



2 Kommentare:

  1. Nieder mit den Bukowski-Surrogaten die knieftief am Ufer des Mainstreams waten und trotzdem bis zum Hals versinken.Klasse Text.
    Der Koenig
    (doch nicht anonym);-)

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  2. hi hermann ich weiß das dein leben meinchmal nicht einfach ist doch verneige ich mich vor dir und ziehe meinen (Hut wenn ich einen hätte)viele würden einfach aufgeben doch du nicht du kämpfst immer weiter und das schafft nicht jeder bin wirklich unheimlich stolz auf dich und wünsche dir weiterhin alles gute und glück auf erden mit lieben grüßen dein uwe

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