Mittwoch, 19. Oktober 2016

Ungeordnete Gedanken zu sexuellem Missbrauch



Menschen sind Arschlöcher.
Zu viele Menschen sind Arschlöcher.
Die Nationalität oder Herkunft spielt da nur eine untergeordnete Rolle. Nicht alle Menschen sind Arschlöcher.
Auch ich bin manchmal ein Arschloch, wenn auch nur ein kleines…

Sexuelle Übergriffe gehen überhaupt nicht.
Kann ich ja jetzt mit über 50 Jahren sagen - aber wenn ich zurückdenke: Ich habe in meinen jungen Jahren auch Frauen angebaggert.
Ich hoffe, ich habe dann immer das „Nein“ akzeptiert und mich zurückgezogen, aber wenn ich besoffen in der Disco war, da bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht auch mal genervt habe.
Und ich weiß, dass ich einmal in meinem Leben erst das dritte „Nein“ akzeptiert habe. Das war nicht okay, zum Glück konnte ich das nachher mit der Frau klären.
Nerven ist auch schon ein sexueller Übergriff.
Nein heißt Nein. Immer.
Das müssen auch Besoffene akzeptieren.

Das Bewusstsein für sexuelle Übergriffe ist ausgeprägter, als in meiner Jugend. Und das ist gut so.
Und sexueller Missbrauch wird heute nicht erst bei vollzogener Vergewaltigung gesehen - und das ist richtig und wichtig.

Ich weiß noch, wie entsetzt und angeekelt ich war, als ich während meiner Zeit als Taxifahrer mal von einer Frau an meinen Weichteilen angepackt wurde. Und dann fragte ich mich, wie oft Frauen wohl solche Situationen erlebten. Ich fragte meine zwei Kolleginnen und die sagten beide unabhängig voneinander nur, „was meinst du, warum ich nicht mehr Nachts fahre. Und tagsüber ist auch nicht besser.“.
Ich konnte da wenigstens n bisschen mitfühlen.

Menschen sind Arschlöcher.
Männer sind Arschlöcher.
Frauen können auch Arschlöcher sein.

In unserer gelebten Sexualität wurden die Menschen meines Jahrgangs noch zu Arschlöchern erzogen.
„Stoß dir ruhig deine Hörner ab!“ war einer der Erziehungssätze, die ich hörte.
Frauenfeindlicher geht es eigentlich nicht.
Ich hoffe, ich habe mir meine Hörner NICHT abgestoßen!
Denn dafür hätte ich eine Frau STOSSEN müssen. Hört sich einseitig, stumpf, gewalttätig an.
Ich habe die Frauen, mit denen ich sexuell verkehrte, geliebt. Alle.
Und ich hoffe, ich habe sie nicht missbraucht.



In meinen jungen Erwachsenenjahren legte ich mir ein Chauvi- und Macho-Image zu.
Gerade als Gegengewicht zu den lila Latzhosen-Trägern.
Aber so richtig hat mir das eh niemand abgenommen und meine FreundInnen grinsten, schüttelten den Kopf und sagten „Ja Ja…“ zu mir.
Heute sehe ich das als Kompliment an.

Aber ich bin auch über 50 Jahre alt. Lebe in einer wundervollen Liebe und Ehe. Bin sowieso schon immer größtenteils der monogame Typ. Und kann jetzt schlau reden.



Ich weiß nicht genau, wie Jugendliche und junge Erwachsene heute ihre Sexualität ausleben oder erlernen.
Ich glaube, es hat sich nicht sehr viel geändert.
Pornos sind heutzutage für jede/n greifbar. Das ist das Internetzeitalter.
Und die Pornos sind noch genauso beschissen, wie damals.
Meistens läuft es wohl darauf ab, dass auf die Frauen oder in ihren Mund abgespritzt wird. Und die Geschlechtsteile in Nahaufnahme gezeigt werden. Und ich behaupte jetzt mal, ohne ein Fachmann zu sein, dass der gezeigte Sex auch oft was mit Unterdrückung und Macht zu tun hat. Und zwar meistens aus der Sicht der Männer.
Und wenn ich ab und zu ins Fersehen gucke stelle ich fest, dass das Frauenbild sich immer noch nicht geändert hat.
Und die Männer sich noch immer „die Hörner abstoßen“ dürfen.
Während die Frauen attraktiv und willig sein sollen.

Ich befürchte, dass die Empfindsamkeit, was schon ein sexueller Übergriff ist, sich nur bei uns alten Säcken gesteigert hat.

Ist das so?



Themenwechsel:
Sexuelle Gewalt- oder Vergewaltigungsvorwürfe können die Existenz eines Mannes zerstören.
Und gerade, wo sich langsam ein Bewusstsein dafür entwickelt hat, was geht und was absolut nicht mehr geht, ist es kontraproduktiv falsche Anschuldigungen loszulassen.
Grundsätzlich neige ich dazu, eher dem Opfer, also in der Regel den Frauen zu glauben.
Der aktuelle „Skandal“ um die Band „Frittenbude“ ist ein Beispiel, wie man den Vorwurf des Missbrauchs missbrauchen kann.
Da wird ein Begleitmusiker der Band von einer Frau gestalkt und die Frau twittert dann, sie wäre missbraucht worden. (So stellt sich das für mich dar, natürlich lese ich auch nur die Presse…)
Sie nimmt ihre Vorwürfe zurück, aber irgendwas bleibt hängen.
Bei dem Musiker, bei dem ganzen Umfeld und natürlich bei allen, die immer behaupten, dass Frauen sich sowas ausdenken.
Scheiße.



Menschen sind Arschlöcher.
Männer sind Arschlöcher. Oft Machtmenschen.
Frauen können Arschlöcher und Machtmenschen sein.
Aber Frauen sind immer noch eher Opfer.

Ich will ja gar nicht den Genderwahn – und gerade die unmöglichen Wortfindungen und so viele überzogene MiMiMi-Scheiße – schönreden.
Ich glaube, die Frage nach Emanzipation stellt sich nicht mehr so wie vor zwanzig/dreißig Jahren. Und Feminismus ist gerade erst dabei, sich neu zu finden. Aber ich bin ein Mann. Deshalb kann ich auch gar kein Feminist sein. Darum geht es mir nicht.
Mir geht es um einen bewussten Umgang aller Menschen untereinander.
Und da liegt immer noch sehr viel im Argen.
Vielleicht einfach drüber nachdenken.
Könnte schon was bringen.

Und ich scheiße auf Entschuldigungen aller Art.
Egal, welcher Kulturkreis, welche Erziehung, welche Religion oder wieviel Promille: Nein heißt Nein.
Das nicht zu akzeptieren ist Missbrauch.
Immer.

Ich gestehe:
Auch ich bin ein Arschloch.
Ich hoffe, ein kleines…


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