Samstag, 24. September 2016

Musiklaberei: Aktuelle Playlist und Verriss eines "Rome"-Konzerts



Playlist:
- „You want it darker“ von Leonard Cohen ist ein saustarker Song. Der 82 jährige Meister zeigt, dass er es noch drauf hat. Bald erscheint sein Album.
- „Who shot ya“ von Living Colour ist ein wütender Aufschrei zu den Morden der amerikanischen Polizisten an oft unschuldigen (meist schwarzen) Menschen. Und die alten Männer bringen ihre Wut rüber und ich frage mich, warum so wenig neue Bands diese Energie haben.
- Bruce Springsteens „Chapter and Verse“ ist eben ne Platte für Fans. Und steht in direkter Verbindung zu seiner Biografie, die in einer Woche erscheint. Aber die Fassung von „4th of July (Sandy)“ kannte ich noch nicht. Und die ist schön.
- „Walls“ ist die zweite Vorabveröffentlichung des neuen Albums der Kings Of Leon. Der erste Song („Waste a moment“) war belanglos. Und „Walls“? Irgendwie warte ich das ganze Lied über, dass da ne Steigerung kommt, die Gitarren einsetzen, der Gesang sich steigert, irgendwas. Und. Nichts passiert.
Merkwürdigerweise mag ich gerade das an dem Song, befürchte aber, dass die Platte der Abgesang der KOL für mich sein wird.
Schade, vor Jahren hatte ich diese Band noch als das nächste wirklich große und gute Ding auf dem Schirm.
Jetzt gehen sie den gleichen Weg, wie Gaslight Anthem.
- Green Day haben von „Revolution Radio“ bisher drei Songs veröffentlicht. Ich befürchte, das Album wird kein Meisterwerk und bei mir mit einem Achselzucken enden, wie die letzten drei. Immerhin:
„Still breathing“ ist ein netter Song.
Vielleicht bin ich auch nur zu alt für Green Day.

Natürlich reicht das nicht für ne abendliche Playlist.
- Ich probiere Wovenhand und scheitere mal wieder an dieser hochgelobten Band. Nicht meins.
- Ich probiere Billy Talent. Und stelle fest, dass ich zu alt und kritisch für diesen Scheiß bin.
- Ich lasse Wilco – „Schmilco“ und Ryley Walker – „Golden sings thad have been sung“ laufen und tauche in den Herbst ein.
Mit melancholischen Optimismus.



Ich war gestern auf einem sehr merkwürdigen Konzert:
Rome spielte in der Matrix (Rockpalast) in Bochum.
Meine Vorfreude und Erwartung war groß. Jerome Reuter hat wunderbare Songs veröffentlicht und ich mag seine Stimme. Und ich hatte bisher nur gehört, dass seine Konzerte groß und stimmungsvoll wären.
Das Konzert gestern war es nicht. Wenn überhaupt, dann kommt es auf meiner Skala zu einem „Ja. Okay. Aber bleibt nicht in Erinnerung.“

Was lief schief?
Der Sound war okay, die Matrix ist ein Ort in Bochum, in dem ich groß geworden bin und das Konzert fand im Rockpalst und nicht in dem langen fürchterlichen Schlauch statt. Hätte passen können. Der Raum war halb gefüllt, ziemlich wenig Besucher, was mich überraschte, aber daran kann es doch nicht gelegen haben, oder? Auch vor wenigen Zuschauern geben Künstler doch immer alles – sollten sie zumindest.
Die Songs wurden nicht schlecht gespielt, technisch und musikalisch stimmte es. Aber was fehlte, war der Funke.
Da sprang einfach nichts rüber.
Nicht innerhalb der wirklich guten Band, die eigentlich nur auf Reuter guckten und ihm folgten, nicht von der Bühne zum Publikum.
Neo-Folks und Ghotics sind ja eh cool. Und eher emotional zurückhaltend. (Ich liebe Vorurteile und Schubladendenken!)
Jerome Reuter bedankte sich artig nach jedem Stück für den Applaus. Oft schon, bevor dieser einsetzte. Und er sagte artig, „Danke, dass ihr hier seid.“ Das war alles. Sorry, ist mir zu wenig.
Bei einem Konzert will ich keine perfekte Kopie der Platten (und selbst das klappte nicht, es waren einige Fehler zu hören…) und kein lustloses Runterspielen. Da will ich Feeling. Und das fehlte gestern völlig.
Ich habe mich gelangweilt.
Und das ist der übelste Satz, der nach einem Konzert fallen kann.
Es lag nicht an der Band, die war gut. Ich glaube, es lag an Jerome Reuter und seiner schlechten Tagesform. Und momentan bin ich auf den nicht gut zu sprechen.
Komischerweise funktionierten, wenn überhaupt, die „rockigen“ und schnelleren Nummern. Dabei ist Jerome Reuter eigentlich ein Meister der Balladen und verträumten Melodien.

Ich werde weiterhin (aber im Moment seltener) die wunderbaren Rome-Alben hören.
Live brauche ich das nicht: Ich kann mich auch vor der Glotze bei „Sturm der Liebe“ langweilen.



Nachtrag:
Meine Frau findet meine Konzertkritik zu hart.
Ich nicht.
Und dafür habe ich ein Spiel des VfL Bochum versäumt!





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