Mittwoch, 29. Mai 2013

Über alte Zeiten:



Auch ne Art Frühstück

Sie klingelte irgendwann morgens an meine Tür
und wir tranken erst Mal n Kaffee
und rauchten ein paar Kippen

Feste Nahrung am Morgen war nicht unser Ding
und wir hatten gestern eine harte Nacht
in der Kneipe
in der sie hinterm Tresen stand

Wir waren jung
(auch wenn ich für sie schon als alter Mann galt)
und kämpften uns durch dieses Leben
und unsere Räusche
machten den ganzen anderen Scheiß irgendwie erträglich
Wir waren auf einer Wellenlänge
und Freunde
mehr lief da nicht
auch wenn ich gestehen muss
dass ich mehr wollte
aber auch das
ließ sich mit Bier herunterspülen
Hauptsache
sie war da

Wir drehten eine Runde mit ihren Hündinnen
und gelangten so „Zum Volkskeller“
eine Kneipe in einem Keller
ein absolutes Loch
aber rund um die Uhr geöffnet
So bestellten wir uns beide ein großes Bier
prosteten uns zu und tranken

Irgendwie
(die letzte Nacht, die Uhrzeit, was weiß ich)
kam es mir hoch
und ich konnte mich gerade noch entschuldigen
und ging zum Pott
und kotzte
Aus der Nachbartoilette
dem Frauen-WC
hörte ich ähnliche Geräusche
und als ich zum Tresen zurückging
stellte ich fest
dass diese Geräusche von ihr kamen

Dann saßen wir wieder am Tresen
wir schüttelten den Kopf und lachten und
prosteten uns zu
fingen den Tag vorsichtig wieder an
mit einem tiefen Schluck frischgezapften Bier

Das ist jetzt zwanzig Jahre her
sie lebt mittlerweile im Westerwald
und mich hat es wahrhaftig nach Essen verschlagen
Bochum – LA ist eh nicht mehr das
was es mal war
schon gar nicht
ohne uns

Noch immer
sind wir befreundet
und haben Kontakt
Noch immer
kämpfen wir uns durch dieses Leben und unsere Süchte
Jede und jeder auf seine Art
so
wie es sein sollte

Nein
ich vermisse nichts
Aber verdammt nochmal:
ich bereue gar nichts!

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