Dienstag, 10. April 2012

Grass, Lesungen, VfL, Ostern...


Ostern ist vorbei.
Ich hoffe, Ihr hattet schöne freie Tage…


Dann war da noch Günther Grass. Der hat ein Gedicht geschrieben.
Günther Grass ist berühmt und für manch einen eine moralische Instanz. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass sein Gedicht über den israelischen Rüstungswahn mit deutscher Beteiligung und die drohende Kriegsgefahr Israel gegen den Iran Wellen schlägt.
Mir persönlich gefällt das Gedicht nicht.
Aber viele der „Analysen“ und „Interpretationen“, die man momentan zu hören kriegt, sind einfach nur anmaßend und unverschämt.
Mir gefällt der Inhalt und den kann ich teilen. Und da geht es ja nicht darum, die iranische Führung zu verteidigen, sondern es geht darum, die Gefahr, die von Israel ausgeht, anzuprangern. Und sich als Deutscher das Recht dazu zu nehmen. Und das ist okay.  Und mir gefällt, dass der gute Günther Grass diesen Inhalt bewusst verbreiten ließ.
Ich meine, der Mann ist ja nicht doof.
Und konnte die Reaktionen und den Wirbel nach seiner Gedichtsveröffentlichung mit Sicherheit vorhersehen.
Und natürlich kommen jetzt die Antisemitismus-Vorwürfe. Dabei geht es in dem Gedicht mit keinem Wort um das Judentum oder die israelischen Menschen. Grass nutzt seine exponierte Stellung um zu mahnen. Und einen drohenden Krieg zu verurteilen. Vielleicht nicht mit den überlegtesten Worten, aber aus tiefem Herzen.
Und er löst damit eine nötige Debatte aus, die zwar momentan fast nur unsachlich geführt wird, aber immerhin stattfindet. Und damit mag ich dieses Gedicht.
Ich kenne kein Gedicht in diesem Jahrtausend, das so oft zitiert und verbreitet wurde, wie das von Grass.
Andere Gedichte, auch mit anderen Thematiken, hätten mindestens genauso viel Aufmerksamkeit verdient. Aber weitaus bessere Gedichte haben selten so viel erreicht.
Ansonsten: viel Geschrei um wenig. Und dass Israel dem Literaturnobelpreisträger die Einreise verweigert kratzt ja nun niemanden, nicht mal Grass, der soweit ich weiß sowieso nicht gerade nach Israel wollte…


Mann, bin ich platt!
Lesungen stressen mich. Zwei Tage vorher mache ich mich verrückt und stelle ein Programm zusammen, dass ich andauernd wieder über den Haufen schmeiße (und spätestens bei der Lesung ein letztes Mal ändere und kürze). Am Tag vor der Lesung tigere ich durch meine Bude und mache unsere Hündin wahnsinnig, ich denke mir, dass sowieso kein Schwein kommen wird und frage mich, warum ich mir diesen Scheiß eigentlich immer wieder antue.
Am Lesungstag selber habe ich dann wahrhaftig Lampenfieber und direkt vor einer Lesung bin ich kaum ansprechbar. Wenn das dann läuft ist es meistens okay.
 Und nach der Lesung ist es einfach ein geiles und befriedigtes Gefühl. Und am Tag nach der Lesung fordert meine angeschlagene Konstitution ihren Tribut und ich bin eben einfach nur platt.
Die Lesung letzten Mittwoch war eine Premiere für mich: ich trat Solo auf.
Ca. 80 Minuten ein sabbernder, schwacher und frühzeitig gealterter Mann und ein Mikro alleine auf einer Bühne. Natürlich war ich noch nervöser als sonst, wenn andere Schreiberlinge an meiner Seite saßen und wir uns gegenseitig unterstützen konnten. Aber es war ein klasse Abend für mich.
Ich hatte ein Heimspiel in der wunderbaren Bastion in Bochum. Und die Leute im Publikum kannte ich größtenteils. Das machte es einfacher. Ich denke, meine Lesung war in Ordnung und ich hoffe, die ZuhörerInnen hatten ihren Spaß. Ich hatte meinen auf alle Fälle!
Und konnte mich über die Ostertage etwas erholen (wenn da nicht dieser blöde VfL Bochum wäre…).
Und Mitte Mai werde ich dann mit Daniel und Moana vom Teenage Angst Ensemble in der geilsten Rumkneipe Dlands (ich meine natürlich die Bahia de Cochinios in Castrop-Rauxel) auftreten (Infos folgen…).


Es ist schon komisch:
Ich war nie ein guter Fußballer, aber ich habe immer gerne gespielt.
Und wollte immer gewinnen.
Manchmal ging das daneben: Egal. Manchmal blamierte ich mich auch: Scheiß drauf!
Wichtig war, dass wir immer wieder aufstanden.
Wenn ich heute die bezahlten Fußballer des VfL Bochum sehe und auf  Gestik und Mimik achte, dann habe ich das Gefühl, dass denen eigentlich alles am Arsch vorbeigeht. Dabei verdienen die ihr Geld damit und einige Menschen gucken ihnen zu, feuern sie an und lieben (im Gegensatz zu den Spielern?) den Verein.
Was soll das? Geht so was?
Wir haben damals den Rasen umgepflügt, auch wenn es nur um eine Kiste Bier ging.
Wenn ich spielte, dann wollte ich gewinnen.
Warum wollen die das scheinbar nicht? Warum scheint es ihnen egal zu sein?


Bukowski. Langweilig!
Hatten wir alles schon und ich glaube, es gibt kaum einen Schreiberling, der kurz nach seinem Abgang keinen Nachruf auf den Dirty Old Man geschrieben hat. Oder ihn schon längst auf der Festplatte hatte: schließlich wurde Charles schon zu Lebtagen dauernd totgesagt.
Jetzt wurde bei mir nachgefragt, ob ich mich mit einem Beitrag an einer Bukowski-Anthologie beteiligen würde und ich habe natürlich sofort zugesagt. Und mich geehrt gefühlt.
Und jetzt hab ich den Salat. Mann – ist zu diesem großen Dichter nicht schon alles und noch viel mehr gesagt und geschrieben worden?!
Ist dieser geniale Säufer nicht schon viel zu oft (und meistens schlecht) kopiert worden?!
Na gut.
Ich werde es probieren.


Ich habe mir ne Deadline für meinen nächsten Roman gesetzt: Ende des Jahres soll das Ding fertig sein und dann Anfang 2013 erscheinen.
Es wird die Fortsetzung zu „Ausgehöhlt“. Und es wird zum großen Teil eine Liebesgeschichte werden. Ab und zu werde ich Euch mit Ausschnitten beglücken.
Es geht weiter…

Wölli (Ex-Schlagzeuger der Hosen) singt gerade „Ich liebe das Leben“. Da hat er Recht (auch wenn ich seine gesamte CD eher mittelmäßig finde). Ich habe eine wunderbare Frau, den besten Hund der Welt (das behauptet jeder Hundehalter) und ein Zuhause, dass mir Rettungsinsel, Ruhe- und Mittelpunkt und Oase ist.
Ich liebe das Leben. Und all die Fehler, die ich gemacht habe und auch die, die ich noch machen werde.
Scheinbar bin ich noch nicht klein zu kriegen. Und das ist gut so.


Meine Posts sind immer so lang, weil ich kein Schlusswort finde.
Ist ja auch ein Problem meiner Gedichte.
Und ich weiß noch immer nicht, ob das was mit Literatur zu tun hat, oder einfach nur ein blödes Hosen-runter-lassen ist. Aber ich mag die Bloggerei.
Bevor das Ganze hier wieder nicht mehr aktuell ist, schicke ich es jetzt einfach in dieses unfassbare Netz.
Habt Euch lieb, habt mich lieb, liebt das Leben!
Bis die Tage…




3 Kommentare:

  1. Hallo Hermann,
    solange DU nicht langweilig wirst, ist es doch okay, wenn Du kein Ende findest. Aber Bukowski, nein, find ich gar nicht langweilig. Was hat Rimbaud geschrieben: "Eines Tages werden andere schreckliche Arbeiter kommen, die an jenen Horizonten weitergehen, an denen ich selbst zusammengebrochen bin." Solang sie halt eben weitergehen. Und vielleicht wird die Anthologie ein nächster Schritt nach vorn, aber ohne das aus den Augen zu verlieren, was sie ermöglicht hat.
    Dass Du Dich so klar zu Grass äußerst, gefällt mir ausgesprochen gut. Hab ich in meinem Blog auch getan und neben Zustimmung leider auch von völlig unerwarteter Seite ordentlich einen mitgekriegt. Tja, aber das ist Demokratie. Und das ist auch gut so.
    Etwas überrascht war ich, dass Du jetzt erst zum ersten Mal solo aufgetreten bist. Ich meine, Du schreibst doch schon 'n ganzes Weilchen ... Jedenfalls ist es schön zu hören, dass Gedichte eben doch nicht einsam machen und man verdammt viel Freude damit haben kann! Und darauf, dass das für Dich und für uns alle so bleibt, trink ich mir jetzt einen ...
    Beste Grüße
    Arnd

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  2. Prost Arnd!
    Ich bin durch meine Krebs-OP behindert: Oberkiefer, Gaumen und das komplette Gebiss mussten raus. Also sabbere ich ziemlich stark und artikuliere etwas unklar. Und das Sprechen - also auch Vorlesen - strengt tierisch an.
    Deshalb habe ich bei Lesungen bisher gerne im Kollegenkreis gesessen: jeder ne halbe Stunde oder so. Das machte es nicht ganz so anstrengend und auch für die ZuhörerInnen leichter...

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  3. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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