Mittwoch, 18. April 2012

Die Nachtschichtsuche der Dichter


Die Nachtschichtsuche der Dichter 

Ich weiß
dass Dichter gelesen werden wollen
und Anerkennung brauchen
und dies nur dann verleugnen
wenn sie es nicht haben
Und ich weiß
dass die guten Dichter immer an sich zweifeln
und besser werden wollen
Sie sind ihr Leben lang auf der Suche:
nach dem perfekten Gedicht
dem perfekten Text
der alles genauso sagt
wie sie es ausdrücken wollen
Einen Text
der die Worte zum Tanzen bringt
und die Leser zum Nicken und zum Weinen und zum Lachen zwingt
Einen Text
den es so nicht geben kann
(Vielleicht „Howl“, aber das „vielleicht“ sagt schon,
dass Alan Ginsberg dem halt nur Nahe kam)

So sitzen sie
an ihren Schreibtischen und Computern
(Nein: es sind nicht mehr
 die manuellen Schreibmaschinen, es sind
 auch nicht
 die Notizzettel oder gar
 das vollgeschriebene Toilettenpapier…)
und schreiben Tage und Nächte
wie im Rausch
(und nicht selten ohne „wie“)
und sind dabei in den besten Momenten
alleine und ganz für sich
und egal wie nah die Lieben oder andere Menschen sind
- nie werden sie ganz zu ihnen durchdringen
und nie werden sie ganz verstanden werden

Im Idealfall entsteht dann ein Text
der ein bisschen Wärme schafft
oder ein Nicken entlockt
Vielleicht schafft dieses Gedicht das ja auch
Zumindest schafft es Platz
für neue Texte
und damit
habe ich einen kleinen Teil meiner Nachtsitzung erfolgreich überstanden

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