Freitag, 13. April 2012

Freitag der 13te


Freitag der 13te und ich Trottel habe mich mal wieder an die (Aus-)Sortierung meines CD-Regals begeben.
Das ist immer eine Tagesaufgabe. Und ich verzweifele, weil ich nicht weiterkomme.
Es gibt so viel gute Musik, aber ich habe irgendwann mit meiner Frau den Kompromiss gefunden, mich auf ein überfülltes Billy-Regal zu beschränken (und dabei natürlich noch n bisschen zu mogeln und n paar CDs woanders unterzubringen).
Und jetzt blicke ich wieder nicht durch. Und weiß noch nicht, was letztendlich in einer Curver-Box im Keller landet.
Zum Beispiel David Gray, Bad Religion, Marianne Faithfull, Fatboy Slim, Gang of Four: eigentlich viel zu gut für den Keller. Aber ich höre sie selten. Also weg damit. Schließlich sind sie ja auch noch auf der Compi-Festplatte. Leute, das ist eine wirklich schwierige Aufgabe!

Und dann kamen da heute noch zwei Cds bei mir an: Elvis Costello and the Imposters – „Spectacular Spinning Songbook“ und Die Ärzte –„auch“.
Wow!  Zwei Spaß machende Aufnahmen!
Costello and the Imposters ist eine knallige Liveaufnahme von 2011. Nie klang eine Schweineorgel schweiniger und geiler! Und die Gitarren! Und Costello! Und als (überflüssige) Zugabe noch die Bangles live dabei! Klasse!
Und die Ärzte können tun, was sie wollen: sie werden einfach nicht erwachsen. Und das im äußerst positiven Sinn von Spaß in den Backen und trotzdem nicht doof. Musikalisch sind sie längst den Stufen des Prollpunks entwachsen, textlich sind sie vordergründig ne Fun-Band, hört man aber genauer zu, dann sind sie wesentlich philosophischer und politischer als viele Betroffenheitsbekenner. Ich liebe diese Band einfach! Und „auch“ ist auch geil. Nicht so abwechslungsreich wie „Jazz ist anders“, nicht so experimentierfreudig wie die MTV-Unplugged-Aufnahme „“Rock n Roll Realschule“, aber immer noch Klassen besser als all die Newcomer.
Musik macht Spaß.

Bücher machen auch Spaß. Und an erwähnenswerter Literatur gibt es auch viel zu viel. Massig gute Sachen, auch viel Scheiße. Ich habe gerade Sven-Andre Dreyer für mich entdeckt. Wow! Der Typ schreibt klasse und ich hoffe, ihn demnächst mal irgendwann kennenzulernen (rezensiere ihn aber erst, wenn sich meine Begeisterung n bisschen gelegt hat. So viel Lob würdet Ihr mir nämlich nicht abnehmen).
Und ich lese gerade den letzten Stephen King (ich will schließlich mal all die Klischees durchbrechen – ich steh da drauf!) und bin gefesselt.

Dann ist da noch eine Sache, die ich nicht so ganz verstehe. Eine Perle, die scheinbar niemand entdecken will:
Metta Victor (1831-1886) schrieb ein anarchistisches Lausbubentagebuch über (nee, als) Georgie Hackett und wurde damit weltweit berühmt. Um den Jungen, seiner Wahrnehmung und seiner Erzählung gerecht zu werden schrieb Victor im heftigsten amerikanischen Slang. Mit Orthografie- und Grammatikfehlern, ohne Satzbauregeln und mit Neologismen, die jedem Sprachpuritaner die Zehennägel aufdrehen lassen. Damit aber äußerst authentisch und voller Humor.
Ni Gudix aus Berlin übersetzte dieses Werk genial und der erste Band erschien bei „Killroy media“  und erntete massig Lob.
Zugegebenermaßen ist die Schriftsprache gewöhnungsbedürftig. Aber wenn man sich darauf einlassen kann, dann ist es klasse. Und ich werde nie verstehen, wie Übersetzerinnen so eine Arbeit freiwillig leisten können mit dem Wissen im Hinterkopf, dass ihre Maloche nie gerecht belohnt wird.
 Aber wo verdammt noch mal bleibt die Fortsetzung?
Scheinbar traut sich da kein Verlag ran, von der Übersetzerin habe ich erfahren, dass der Hanser-Verlag den Text als „unlesbar“ zurückschickte.
„Unlesbar“? Das war James Joyce und Finnegans Wake angeblich auch. Und unübersetzbar. Genau wie „Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace.
Unlesbar finde ich die Bild-Zeitung (ein anderes Thema, weiter unten…).
Unlesbar ist ein Totschlagargument, dass schon viele Weltliteraten getroffen hatte. Zum Glück haben die nicht aufgegeben.
Ich fand den ersten Teil „Tagebuch von nem Schlingel“ gewöhnungsbedürftig und schwer lesbar. Aber klasse. Und mutig. Und war stolz und ergriffen, von der Übersetzerin in den Danksagungen erwähnt zu werden.
Und frage mich, welcher Verlag nun endlich genug Eier in der Hose hat (sorry, manchmal packt mich immer noch das Fußballerdeutsch), diesem Werk eine Chance zu geben.

Die Bild-Zeitung hat Geburtstag und wird 60. Kein Grund zum Feiern und kein Grund zu Gratulieren.
Nee: ich begründe das jetzt nicht. So doof sind meine LeserInnen nicht. Ich habe und werde mir nie dieses Drecksblatt kaufen und scheiße auf Argumente, wie zum Beispiel, dass der Sportteil immer aktuell und umfangreich sei.
Zum Geburtstag soll nun jeder Haushalt in Dland eine Bild in den Briefkasten bekommen. Ich habe heute schon meinen Widerspruch per Mail an diesen Springer Verlag geschickt. Kann ich Euch nur empfehlen: Über campact könnt Ihr Euren Widerwillen ausdrücken und die Bild n bisschen ärgern…

Freitag der Dreizehnte. Claudia in den Wechseljahren. Nein, ich werde nicht deutlicher, es reicht, dass ich bei meinem eigenen Empfinden stets die Hosen runterlasse. Meine Frau gehört mir. Und sonst niemanden (Quatsch: Sie gehört sich selber! Mir gehört mein kleines Konto mit +/- Null und meine CDs und Bücher, sonst aber fast nix. Und schon gar nicht irgendein Mensch. Und schon gar-gar nicht meine Liebe!)!
Anyway. Claudia liegt im Bett und ich sitze am Schreibtisch. Dr. John („Locked down“ ist übrigens auch total klasse) über die Ohrstöpsel, ein Bier, einige Zigaretten und ein sich füllendes Word-Dokument.
Unsere Hündin will gestreichelt werden. Wird sie, auch wenn sie mir gestern beim Tierarzt in ihrer Panik beinahe mein Schultergelenk kaputt gemacht hat (Mann! Maya wiegt 33 Kilo, ist stark und fit und hat nach ihrer Krebs-OP  tierische Panik beim Tierarzt, dabei gab es nur eine Spritze. Und ich kleiner, alter Mann musste sie in den Behandlungsraum und auf den Tisch zerren, dabei ist mein Widerwillen gegen Ärzte jeglicher Fachrichtung (meine persönlichen Erfahrungswerte) mindestens so groß wie ihre instinktive Angst!).

Auf meinem Bildschirm sind fünf Dokumente gleichzeitig geöffnet und in Arbeit.
Zu viele für mein postkarzinomes Demenzhirn.

Und tschüss!


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