Freitag, 2. Dezember 2016

Zigaretten oder Zähne und Leben und was sonst noch wichtig ist



Natürlich werde ich das neue Stones Album und die Live-Aufnahme von Lindenberg kommentieren.
Aber erstmal möchte ich anderen Kram loswerden:

So beschissen 2016 lief, am Ende liefert es wenigstens wieder Hoffnung:
Das Implantatzentrum und die Mund-, Gesichts- und Kieferchirurgie vom Huyssenstift in Essen werden mich operieren und behandeln.
Ist zwar ein scheiß Job (der Chef nannte mich Risiko- und Problempatient), aber sie probieren es. Und klingen dabei wesentlich sorgfältiger und bedachter, als die Ärzte in Bochum-Langendreer.
Wenn es optimal verläuft, dann wird meine Artikulation und mein Äußeres besser, als mit den ersten Implantaten. Im ersten Schritt soll meine Oberlippe durch n Transplantat erweitert werden, dann geht es weiter.
Okay: Wenn es ganz schlecht läuft, dann kann mein Unterkiefer sich gänzlich verabschieden und brechen. Das Risiko gehe ich ein.
Das Ganze hat eine Begleiterscheinung, die für meine Frau ein besonderes Geschenk und für mich ne harte Probe ist:
Ich musste versprechen, mit dem Rauchen aufzuhören.
Okay, nach einem Mundhöhlenkrebs wieder mit dem Rauchen anzufangen war eh der größte Schwachsinn, den ich in meinem Leben begangen habe. Ich wollte da nie drüber diskutieren und will es auch jetzt nicht.
Aber irgendwann muss halt Schluss sein. Und ich verstehe die Ärzte schon, wenn sie sagen, dass sie sehr harte Arbeit für meinen Kieferaufbau erledigen und da dann diese Mitarbeit von mir verlangen.
Nebeneffekt: Das Rezidiv-Risiko wird eingeschränkt, meiner COPD tut es gut und meine Klamotten (und mein Arbeitszimmer) stinken nicht mehr. Und wir sparen eine Menge Kohle, die ich in sinnvolle Sachen wie Bücher oder Schallplatten stecken kann.
Also: Ab Montag ist Schicht am Schacht!
Generell fühle ich mich im Huyssenstift wohler, als in Bochum.
Eine Nummer kleiner und viele Nummern menschlicher.
Ich hoffe, diese ersten Eindrücke bestätigen sich weiterhin.
Und in 12 Tagen (Tage, nicht Monate!) wird schon der nächste Schritt eingeleitet!

Heute bin ich einfach nur platt und fertig.
Aber ich denke, die Tage werde ich mich freuen können.

Formel 1 war noch nie mein Ding. Aber ich finde es irgendwie cool, wenn der Weltmeister direkt nach dem Titelgewinn zurücktritt. Auch wenn er damit seinen Gegnern die Chance auf Revanche nimmt.

Jetzt zu den wichtigen Dingen des Lebens:
Blue and lonesome heißt das neue Album der Rolling Stones.
Ich stell mir das Entstehen des Albums so vor: Mick, Keith, Ron und Charlie treffen sich mit Freunden in einem Studio.
- Und? Was machen wir jetzt?
- Lass uns erstmal warm spielen. N paar geile Bluesnummern probieren.
- Jau. Kann ja nicht schaden. An den neuen Kram gehen wir später…
Die ersten Songs. Alle haben Grinsen in den Backen und strahlende Augen.
- Hey! Das macht ja richtig Spaß!
- Genau! Machen wir das morgen nochmal?
- Jau. Ich suche mal n paar Stücke raus…
- Okay. Bis dann.
Der zweite Tag. Und alle sind heiß drauf, miteinander zu jammen.
- Wie gestern?
- Aber hallo! Ich hab da was rausgesucht…
Der dritte Tag.
- Hey Don, was meinste? Vielleicht sollten wir da ne Platte draus machen. Den neuen Kram können wir ja auch nächstes Jahr bringen…
- Ihr währet blöd, wenn ihr das nicht machen würdet! Is ja eh alles mitgeschnitten. Eric können wir drauf lassen, der stört nicht!
- Hey! Wir haben die Stücke nicht, wo Keith singt. Müssen wir morgen noch machen
- Ach. Lasst mal! Ich will noch n bisschen lesen und so. Mick singt so geil, da brauchen wir das nicht…
Im Ernst: Ein geiles Rhythm n Blues Album. Schön schmutzig, ziemlich ehrlich.
Charlie am Schlagzeug hört sich wieder back tot he roots an. Keith liefert die Basis mit seinen unschlagbaren Riffs, Ron ist die perfekte Ergänzung. Und – ich gestehe – Mick überzeugt an den Harps absolut und sein Gesang ist noch nie besser gewesen.
Blue and lonesome ist wahrscheinlich das beste Album der Stones nach Beggars Banquet oder Excile on Mainstreet. Ich bin nicht unbedingt der große Fan von Rhythm n Blues. Aber so packt das selbst mich.
Zwei Kritikpunkte:
-         Die blaue Stones-Zunge als Cover ist nicht nur einfallslos, sondern ziemlich hässlich.
-         27 Euronen für die Vinylversion ist mir zu teuer. Bei zwölf Stücken muss es auch nicht unbedingt ein Doppelalbum sein. Scheiße. Ich hätte die gerne auf Vinyl gehabt, so nehme ich mir nur die MP3 Fassung…

Bei Stärker als die Zeit Live von Udo Lindenberg stellt sich mir die Vinylfrage nicht. Gibt es nur als DVD, Blue-Ray, (3er-)CD und Download.
14,-€ für 46 Songs ist als Download absolut okay. Die CD kostet 15,-€ und die Blue Ray 22,-€. Also alles günstig, da kann man nicht meckern.
Ich habe mich für den Download entschieden, da ich fast nie mehr CDs höre und meine Musik-Blue-Rays oder DVDs zustauben.
Udo Lindenberg live ist immer ein Erlebnis. Seit unglaublich langen Zeiten. Und seine diesjährigen Stadien-Konzerte knallten rein.
Die Zusammenstellung der Stücke (Vieles aus „Stärker als die Zeit“ und n guter Mix aus alten Songs) ist okay.
Trotzdem kommt diese Liveauskoppelung (noch) nicht so ganz bei mir an: „Livehaftig“ und „Intensivstationen“ sind solch hohe Meilensteine, die Udo sich selbst auferlegt hat, da kommt diese Aufnahme nicht mit. Und seine letzten beiden Studio-Platten „Stark wie zwei“ und „Stärker als die Zeit“ wirken dermaßen als Gesamtkunstwerke, da muss eine Liveplatte einfach scheitern.
Ich denke, man sollte sich die Konzerte angucken (also die Blue-Ray). Zum Anhören die letzten Studio-Kunstwerke oder eben „Livehaftig“ oder „Intensivstationen“.
Aber bei diesem fairen Preis gibt es die volle Punktzahl.


Ich therapiere mich von dem Kieferaufbaudauerstress und dem heutigen Krankenhaustermin am Schreibtisch (zum vielleicht letzten Mal) mit Bier und Zigaretten. Claudia wäscht Schränke aus.
Wir sind beide fertig.
Vielleicht schaffe ich es ja nächste Woche mal wieder anderen Kram zu texten.
Ne Geschichte oder nen Gedicht. FickTion. Oder so.
Jetzt werde ich hier am Compi ne Runde flippern…






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