Okay, jemand, der einen Gedichtband mit dem Titel „ExtraBall“
veröffentlicht, muss wohl Flipper-verrückt sein.
Geboren, um ein Pinball Wizard zu werden.
Oder so.
Heute ist einer dieser Abende.
Ich habe den guten alten „Space Cadet Pinball“ wieder
entdeckt und auf meinen Compi gepackt.
Ein einfaches, aber wirklich Flipper-nahes Computerspiel.
Und ich zocke mir die Gedanken aus dem Kopf.
Was soll ich auch anhand Nizza und all der Scheiße und
überhaupt machen?
Zu allem Überfluss hat Claudia ne Sommergrippe.
Zu allem Überfluss hat Claudia ne Sommergrippe.
Also flippere ich.
Schreiben oder malen oder Gitarre spielen wäre zwar kreativer,
aber nicht so dumpf.
Und dumpf kommt gut.
„Paul ist Tod. Kein Freispiel drin.“
Ich bin noch ungeübt. Aber ich befürchte, dass wird noch…
Ich bin noch ungeübt. Aber ich befürchte, dass wird noch…
Und jetzt bin ich wirklich und endlich in den HighScore
reingerutscht (den ich vor über zehn Jahren selber erstellt habe…)!
Natürlich ersetzt ein Compi keinen richtigen Flipper, aber
den kann ich mir nicht leisten (der „Eight Ball“ und der erste „Star Trek“
waren geile Dinger!). Und habe auch nicht den technischen Plan, um so ein Gerät
aufzumöbeln.
Am Compi geht halt auch, bloß die „y“ und die „.“ Taste werden etwas leiden…
Am Compi geht halt auch, bloß die „y“ und die „.“ Taste werden etwas leiden…
Und zur Feier des Tages (trotz Nizza) hänge ich jetzt
zumxten Mal das Gedicht „ExtraBall“ hinter diesen Text:
Extraball
Ich
weiß noch
wie
wir uns abrackerten
am
Star Treck oder am Eight Ball
das
waren uns die liebsten Flipper
und
wir hauten mit unseren Fingern auf die Knöpfe
spielten
mit ganzem Körpereinsatz
und
waren immer an der Grenze
zum
Tilt
oder
zum Game Over
Locker
aus der Hüfte raus
war
das Erfolgsgeheimnis
Es
galt auch für andere Sachen
Auf
der schmierigen Glasplatte stand der Aschenbecher
und
das Bier auf einem Barhocker neben dem Flipper
und
wir wechselten uns immer ab
auf
der Jagd nach neuen High-Scores
Wir
spielten zusammen
gegen
den Kasten
und
jubelten über jeden Extraball
der
das Spiel verlängerte
und
ein weiteres Freispiel
in
realistische Nähe brachte
Die
Kneipe war damals rauchverhangen
und
es fanden sich Mitspieler
Immer
Zur
Abwechslung maßen wir uns auch
am
schmutzigen Billardtisch oder am Kicker
um
letztendlich bei den Würfeln zu landen und Tequilas auszuspielen
Harte
Nächte
harte
Zeiten
und
ich habe wirklich keinerlei Ahnung mehr
wie
ich das damals finanziert gekriegt habe
mein
Deckel war oft beängstigend voll
aber
irgendwie am Ende des Monats immer bezahlt
Laute
Musik aus den Boxen
Gespräche
und Baggereien am Tresen
Joints
vor der Tür um die Ecke
und
wenn ich Glück hatte
ein
geiler One-Night-Stand
aber
den nahm ich nur mit
darum
ging es nicht
Eigentlich
ging es
um
das Leben
und
eigentlich
war
dass das Leben:
Möglichst
viele Extrabälle
und
Freispiele und High-Scores
und
legendäre Siege am Kicker
bei
Zigaretten, Bier und Musik
Ich
brauchte nicht mehr
Wir
verabredeten uns nicht
wir
waren eh immer da
Irgendeinen
traf man jeden Abend
Das
Leben war ein Spiel
und
das fertige Inventar am Tresen die Schattenseite
zu
der wir natürlich nie gehören würden
da
waren wir uns sicher
Jetzt
30
Jahre später
kenne
ich keine Kneipe mehr
die
ähnliche Anziehungskraft
wie
meine damalige Stammkneipe auf mich hat
Die
Kneipen meiner Jugend haben alle dicht gemacht
Statt
am Flipper
haue
ich mit meinen Fingern auf die Tastatur meines Laps
zu
Hause am nächtlichen Schreibtisch
Und
es ist nix mehr mit
aus
der Hüfte heraus
während
mein Nacken schmerzt
und
ich ganz andere High-Scores probiere
Nein
ich
vermisse es nicht
Nein
ich
bereue gar nichts
Ich
erinnere mich gerne
mit
einem Grinsen im Gesicht
das
ist es aber auch schon
Mein
heutiger Extraball ist mein geschenktes Leben
Ich
genieße jede Sekunde und kämpfe
um
ein weiteres Freispiel zu erreichen
Nicht
aus der Hüfte
dafür
aber aus tiefstem Herzen
oder
so ähnlich
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