Sonntag, 6. September 2015

Spontane und emotionale Freude!



Ist da plötzlich eine Wende eingetreten?
Hat es irgendwo Klick gemacht?
Wie kommt es, dass ich sowas wie Menschlichkeit und Zuversicht in diesem Land spüre?
Ich freue mich erstmal und bin ergriffen.
Und das darf ich genießen.

Nachdem wochenlang rassistische und braune Gewalttaten und unmenschliche Äußerungen und Demonstrationen mich und viele andere Menschen erschüttert haben zeigt dieses Land spätestens seit diesem Wochenende ein anderes Gesicht. Ein schönes.

Die Bilder vom Elend der Flüchtlinge, die unerträgliche ungarische Haltung und ein Bild eines toten Kindes an einem Strand (Ja. Ich glaube, dieses Bild spielt da eine wichtige Rolle…) haben einen Stimmungswandel ausgelöst.

Plötzlich ist da nicht mehr die Rede von diffusen Überflutungsängsten, sondern ein Ruck und ein gemeinsames „Wir schaffen das!“ ist zu spüren.
Künstler aller Sparten äußern sich gegen Rassismus und nennen das braune Pack endlich beim Namen.
Die Lohmeyers aus Jamel sind die neuen deutschen Helden. Verdientermaßen. Die Brandstiftung ihrer Scheune ging nach hinten los.
Die Toten Hosen solidarisieren sich und verschaffen dem Widerstand der Lohmeyers eine noch stärkere Öffentlichkeit und eine Welle der Solidarisierung.
„Schrei nach Liebe“ von den Ärzten stürmt nach zwanzig Jahren die Charts und setzt ein Zeichen.
Hasskommentare in den sozialen Medien werden angezeigt und – Oh Wunder! – es kommt sogar zu Polizeiermittlungen.
„Refugees welcome“- Shirts sind die neue Mode.
All das macht Hoffnung.

Die Bilder von den Bahnhöfen in diesem Land (ich nenne jetzt mal München – und gerade da hätte ich das nie erwartet – und Doofmund als Beispiele) lösen Tränen bei mir aus:
Die Flüchtlinge werden willkommen geheißen, eine wunderbare Wärme und Solidarität wird ihnen entgegengebracht und Dland steht plötzlich für etwas, was ich hier nicht mehr erwartet habe:
MENSCHLICHKEIT und SOLIDARITÄT.

Glaubt es mir, ich heule wirklich, während ich emotional bewegt dieses hier tippe.

Natürlich. Gestern Nacht war auch dieses Nazi-Pack in Doofmund. Und die Polizei wieder mal überfordert und taktisch auf der falschen Seite. Aber die knapp 30 Vollpfosten hatten keine Chance gegen über 1000 Flüchtlingshelfer.
Natürlich.
Die braune Brut ist nicht von einem auf den anderen Tag verschwunden. Wir müssen wachsam bleiben. Und bereit zum Widerstand.
Natürlich.
Wir dürfen nicht vergessen, dass die Politik und die Staatsmacht den rechten Terror jahrzehntelang ignoriert oder gar unterstützt hat.
Natürlich.
Die Schieflagen und Kriege in der Welt existieren weiterhin und damit wird das Elend der Flüchtlinge weitergehen.

Aber seit gestern habe ich dann doch wieder einen Hoffnungsschimmer und zumindest teilweise den Glauben an Menschlichkeit wieder gefunden.

Ich freue mich heute einfach mal.
Und tanze.
Und lache herzhaft.

Danke an all die Menschen, die mir das ermöglichen!

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