Donnerstag, 24. September 2015

Autotherapie (II?)





Die neue Keith Richards in Dauerschleife
auf meinem Plattendreher
und ansonsten YOUTUBE
und da
alles Mögliche
was ich höre und sogar auf Facebook teile
(Ein Tag nur Frauen, ein Tag nur Schlager
oder wüstes Durcheinander)
und dann wieder Crosseyed heart von Keith auf dem Plattendreher
und ich weiß
dass ich noch lebe

Warten auf die Reaktion meines Verlegers
und neue Illustrationen zu meinem zweiten neuen Projekt
und zwei weitere Anfragen
für textliche Arbeiten von und mit mir
und
Da kann ich eben noch nicht abtreten
und das ist gut so

Nachdem ich wochenlang den starken Mann markiert habe
habe ich meiner Frau dann doch gesagt
wie es um mich steht
und dass es mir eigentlich reicht und ich
irgendwie nicht mehr kann
und will und
ja auch schon alles erlebt habe
Sie hat geweint und mich umarmt und mich verstanden und
alleine dadurch wurde es leichter
und
sie hat zwar auch keine Lösung für meine Müdigkeit und Depression
aber
sie ist ein Teil der Lösung –
ein verdammt großer!
Und ich will sie weiter schützen vor der Scheiße
die mich bewegt
aber da habe ich eh keine Chance
und kein Mensch versteht mich so gut
wie sie
(auch wenn sie mit diesem Essenszwang und ihrer Mütterlichkeit nervt)
und ich spüre die Liebe immer stärker
und akzeptiere
dass sie mir schlichtweg verbietet
abzutreten
Und das tut gut und gibt mir Kraft

Ich ordne Papiere und Kram
mache eine nervige Steuererklärung
und das hätte ich alles eh getan
um Claudia damit nicht alleine zu lassen
aber es trägt auch für mich einen Haufen Scheiße ab
der das Weiterleben erleichtert

Nee
Ich bin noch nicht über m Berg
so leicht ist das nicht
Aber
ich sehe wieder Licht

Eine Freundin sagte mir die Tage
dass meine Augen nicht mehr glitzern würden
und ich nur noch müde wirken würde
Vielleicht hat sie Recht
aber ich will das Glitzern in meine Augen zurückzaubern

Nochmal meine geliebte Frau:
„Ich kann doch gar nicht ohne dich!
 Und Aron (unser Hund) auch nicht!
 Und deine Freunde!
 Und meine Mutter
 und vergesse nicht deine Mutter!
 Und überhaupt!“
Dann schlägt sie mir Arztbesuche, Psychotherapie
und noch mehr Essen vor
und das stimmt vielleicht alles,
aber gewinnt dadurch,
dass sie mich zeitgleich umarmt
und ihre Wärme in mich fließt

Trotzdem verabschiede ich mich
immer mehr
vom VfL Bochum im Stadion
und von Konzerten
von Lesungen von mir
und auch von Freunden
denen ich einfach nicht mehr gerecht werden kann
und all das tut weh

Ich bin ein Wrack
und sehe mich immer mehr als solches
Und ich bleibe dabei:
Es ist okay
Ich habe genug Meere überquert
und alles gesehen

Andererseits ist da immer noch Keith
- einer der wenigen Menschen
die auch gefühlt älter als ich sind –

Und da ist meine geliebte Frau
die gerade kommt und sagt
dass sie ohne mich einfach nicht schlafen kann
Morgen muss sie arbeiten
und wie könnte ich ihr ihren Wunsch abschlagen
und so bleibt dieser Text unvollendet

Wie mein Leben

Und ich glaube langsam wieder
dass das gut so ist








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen