Donnerstag, 27. März 2014

Nachtrag zum Indiebook-Day

Heute ist Indiebookday. (Okay: ist jetzt sechs Tage her…)
Eigentlich geht es darum, in einer Buchhandlung ein Buch eines unabhängigen kleinen Verlags zu kaufen und dies im Netz zu verbreiten.
Soziophob, wie ich nun mal manchmal bin, spare ich mir die Buchhandlung und schreibe stattdessen was, über meine Neuerwerbungen, die es verdient haben.
Here we go:

Dirk Bernemanns „Die Zukunft ist schön“ habe ich nun seit ca. zwei Wochen. Und schon zum zweiten Mal gelesen.
Wer Bernemanns Poesie, Sprach- und Situationswitz erwartet wird enttäuscht sein. Das Buch ist in einer klaren, reduzierten und nüchternen Sprache geschrieben. Geht bei der Thematik auch gar nicht anders.
Es ist eine Utopie über das Leben in ca. 130 Jahren. Aus der Sicht eines überreichen Mannes der jetzigen Zeit. Und laut Bernemann ist die Zukunft schön.
Er packt dabei durchaus realistische und sinnvolle Gesellschaftsmodelle zusammen und bastelt daraus eine hochtechnologisierte Welt, in der die Regierungen nur noch verwalten. Ich will nicht zu viel verraten, faszinierend ist auf alle Fälle, dass diese schöne Zukunft wirklich machbar erscheint.
Der Weg in diese schöne Zukunft wird wohl zu naiv und kurz beschrieben, aber es geht auch nicht um den Weg, sondern um das Ergebnis. Und da muss ich lächeln und zustimmen.
Ein wichtiges Buch. Und ein dickes Kompliment an Dirk Bernemann, der massig Mut beweist und mit allen Erwartungshaltungen an seinen Schreibstil bricht.
Für mich bleibt „Asoziales Wohnen“ das Meisterwerk und schönste Buch Bernemanns. „Die Zukunft ist schön“ ist wie gesagt das mutigste und vielleicht diskussionswürdigste.
25,- € ist leider kein Pappenstiel, dafür ist das Buch vom Unsichtbar-Verlag sehr schön gestaltet, auf klasse Papier gedruckt und eine Augenweide (auch wenn ich Grün nicht mag…)

Der LaborBefund ist mit 3,50 € deutlich günstiger (aber eben auch nur ein 40seitiges Heftchen).
Ich habe dieses ambitionierte Projekt ja schon oft gelobt. Andreas Balck und Ni Gudix schaffen es immer wieder, zu überraschen und literarische Perlen zu veröffentlichen. Diesmal ist es Eric Ahrens. Und ich bin äußerst angetan:
Ich weiß von Eric, dass er verdammt jung ist (Jahrgang 86), in einer Videothek jobbt, in Berlin lebt und im Internet unter www.etickkaboom.wordpress.com zu finden ist.
Mehr weiß ich nicht. Doch, jetzt dank LaborBefund schon:
Eric Ahrens ist ein verdammt guter Dichter!
In „Die Euphorie runtergebrannt“ beobachtet er die Kulissen des alltäglichen Wahnsinns, beschreibt sie und deren Darsteller, äußert seine Gedanken und lässt immer wieder Humor und Hoffnung durchschimmern, ohne die Scheiße zu ignorieren.
Oder so.
Ich kann seine Gedichte schlecht beschreiben, mag sie umso mehr.
Leute, ich kann Euch nur empfehlen, den LaborBefund #13 zu bestellen!
Ihr werdet es nicht bereuen!

Kersten Flenter ist ein guter Freund von mir. Objektiv kann ich ihn einfach nicht rezensieren. Ich persönlich liebe seine Lyrik und bin bei seiner Prosa, die größtenteils Lesebühnentaugliche Kurzgeschichten umfasst, eher skeptisch. (Obwohl Flenters Prosa auch gut ist: Ich mag eben generell keine Lesebühnen-Prosa.)
Letzte Woche erschienen gleich zwei Werke von ihm:
„Bevor Du mich schön trinkst“ beim gonzo-Verlag und als erstes Buch bei Rodneys Underground Press „Wir sind nicht für die Wirklichkeit gemacht, sondern für die Liebe“.
Beide Veröffentlichungen sind toll.
„Bevor Du mich schön trinkst“ ist ein 20-Seiten dünnes Heft auf sehr schönem Papier mit „zeitgemäßen Tresenliedern“. Ich ertrinke in der Poesie, ich stelle mir vor, mit Kersten ein Bier zu trinken, ich schwebe.
Das ist einfach wunderschön!
Wunderschön ist auch der Titel „Wir sind nicht für die Wirklichkeit gemacht, sondern für die Liebe“. Bei Rodneys Underground Press für
8,-€ zu haben.
Es ist das erste Buch (neben den zwei Chapbooks von Adelmann und Off) des neuen Verlages und ein äußerst gelungener Verlagsprogrammstart (der demnächst von der MAULhURE veredelt wird). Geschichten aus dem Beziehungs-und Midlife-Crisis-Irrsinn. Humorig, melancholisch, schön. Vielleicht auch für Lesebühnen geeignet, aber mit viel zu viel Poesie in den Nebensätzen für ein flaches Publikum.

Alle vier Bücher/Hefte lege ich Euch ans Herz. Sie sind es wert.

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