Heute ist Indiebookday. (Okay: ist jetzt sechs Tage her…)
Eigentlich geht es darum, in einer Buchhandlung ein Buch
eines unabhängigen kleinen Verlags zu kaufen und dies im Netz zu verbreiten.
Soziophob, wie ich nun mal manchmal bin, spare ich mir die
Buchhandlung und schreibe stattdessen was, über meine Neuerwerbungen, die es
verdient haben.
Here we go:
Dirk Bernemanns „Die Zukunft ist schön“ habe ich nun seit
ca. zwei Wochen. Und schon zum zweiten Mal gelesen.
Wer Bernemanns Poesie, Sprach- und Situationswitz erwartet
wird enttäuscht sein. Das Buch ist in einer klaren, reduzierten und nüchternen
Sprache geschrieben. Geht bei der Thematik auch gar nicht anders.
Es ist eine Utopie über das Leben in ca. 130 Jahren. Aus der
Sicht eines überreichen Mannes der jetzigen Zeit. Und laut Bernemann ist die
Zukunft schön.
Er packt dabei durchaus realistische und sinnvolle
Gesellschaftsmodelle zusammen und bastelt daraus eine hochtechnologisierte
Welt, in der die Regierungen nur noch verwalten. Ich will nicht zu viel
verraten, faszinierend ist auf alle Fälle, dass diese schöne Zukunft wirklich
machbar erscheint.
Der Weg in diese schöne Zukunft wird wohl zu naiv und kurz
beschrieben, aber es geht auch nicht um den Weg, sondern um das Ergebnis. Und
da muss ich lächeln und zustimmen.
Ein wichtiges Buch. Und ein dickes Kompliment an Dirk
Bernemann, der massig Mut beweist und mit allen Erwartungshaltungen an seinen
Schreibstil bricht.
Für mich bleibt „Asoziales Wohnen“ das Meisterwerk und
schönste Buch Bernemanns. „Die Zukunft ist schön“ ist wie gesagt das mutigste
und vielleicht diskussionswürdigste.
25,- € ist leider kein Pappenstiel, dafür ist das Buch vom
Unsichtbar-Verlag sehr schön gestaltet, auf klasse Papier gedruckt und eine
Augenweide (auch wenn ich Grün nicht mag…)
Der LaborBefund ist mit 3,50 € deutlich günstiger (aber eben
auch nur ein 40seitiges Heftchen).
Ich habe dieses ambitionierte Projekt ja schon oft gelobt.
Andreas Balck und Ni Gudix schaffen es immer wieder, zu überraschen und
literarische Perlen zu veröffentlichen. Diesmal ist es Eric Ahrens. Und ich bin
äußerst angetan:
Ich weiß von Eric, dass er verdammt jung ist (Jahrgang 86),
in einer Videothek jobbt, in Berlin lebt und im Internet unter www.etickkaboom.wordpress.com
zu finden ist.
Mehr weiß ich nicht. Doch, jetzt dank LaborBefund schon:
Eric Ahrens ist ein verdammt guter Dichter!
In „Die Euphorie runtergebrannt“ beobachtet er die Kulissen
des alltäglichen Wahnsinns, beschreibt sie und deren Darsteller, äußert seine
Gedanken und lässt immer wieder Humor und Hoffnung durchschimmern, ohne die
Scheiße zu ignorieren.
Oder so.
Ich kann seine Gedichte schlecht beschreiben, mag sie umso
mehr.
Leute, ich kann Euch nur empfehlen, den LaborBefund #13 zu
bestellen!
Ihr werdet es nicht bereuen!
Kersten Flenter ist ein guter Freund von mir. Objektiv kann
ich ihn einfach nicht rezensieren. Ich persönlich liebe seine Lyrik und bin bei
seiner Prosa, die größtenteils Lesebühnentaugliche Kurzgeschichten umfasst,
eher skeptisch. (Obwohl Flenters Prosa auch gut ist: Ich mag eben generell
keine Lesebühnen-Prosa.)
Letzte Woche erschienen gleich zwei Werke von ihm:
„Bevor Du mich schön trinkst“ beim gonzo-Verlag und als
erstes Buch bei Rodneys Underground Press „Wir sind nicht für die Wirklichkeit
gemacht, sondern für die Liebe“.
Beide Veröffentlichungen sind toll.
„Bevor Du mich schön trinkst“ ist ein 20-Seiten dünnes Heft
auf sehr schönem Papier mit „zeitgemäßen Tresenliedern“. Ich ertrinke in der
Poesie, ich stelle mir vor, mit Kersten ein Bier zu trinken, ich schwebe.
Das ist einfach wunderschön!
Wunderschön ist auch der Titel „Wir sind nicht für die
Wirklichkeit gemacht, sondern für die Liebe“. Bei Rodneys Underground Press für
8,-€ zu haben.
Es ist das erste Buch (neben den zwei Chapbooks von Adelmann
und Off) des neuen Verlages und ein äußerst gelungener Verlagsprogrammstart (der
demnächst von der MAULhURE veredelt wird). Geschichten aus dem Beziehungs-und
Midlife-Crisis-Irrsinn. Humorig, melancholisch, schön. Vielleicht auch für
Lesebühnen geeignet, aber mit viel zu viel Poesie in den Nebensätzen für ein
flaches Publikum.
Alle vier Bücher/Hefte lege ich Euch ans Herz. Sie sind es
wert.
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