Montag, 17. März 2014

Jazz, Marbach-Nachlese, Seifenblasen im Schädel



Eigentlich ist heute der Tag um „The Stooges“ zu hören (aber welcher Tag ist das nicht!). R.I.P. Scott Asheton, Du bist Deinem Bruder Ron gefolgt.
Und Iggy Pop and the Stooges sind nur noch Geschichte.

Trotzdem ist jetzt Jazz angesagt.
Ich höre „A love supreme“ von John Coltrane. Und dann Miles Davis. Und Duke Ellington. Charles Mingus, Dave Brubek und ganz viele andere Jazzer:
Ralf aus Marbach hat mir 8 Mix-CDs aufgenommen mit Jazz für Hermann, also Jazz für einen Anfänger.
Und ich mag es und tauche in die Musik ein und tippe dieses hier.
Über befreundete Dichter, Marbach, Ludwigsburg, ne Lesung und magische Tage.

Ich lehne mich erst mal zurück und genieße!
Dann zünde ich mir ne Zigarette an, trink nen Kaffee und höre Horace Silver. Und fang dann mal an, selber zu tippen…

Maya, unsere Hündin, ist krank. Also ging es heute erst mal zur Tierärztin.
Sie hat ne Rachenentzündung, zum Glück nur: Ich machte mir ja doch Sorgen, als ich sie nach Marbach mitnahm. Aber sie hat es überlebt. Ist halt etwas schlapp, das bin ich auch. Selbst Lucky, der quirlige Bullterrier von Jerk und Iris ist wahrscheinlich froh, dass er wieder alleine und ungestört in seinem Reich leben kann.
Generell glaube ich, die Hunde fanden das Wochenende auch toll. Nicht ganz so, wie wir Menschen, aber trotzdem.
Verstehen Hunde was von Lyrik und Magie der Poesie?

Anyway.

Ich habe in meinem Leben schon viele Lesungen erlebt.
Viele waren toll und man kann da nicht werten. Oft verspürte ich mit meinen KollegInnen und FreundInnen auf der Bühne eine tiefe Verbundenheit und dann kriegten wir das hin, was es so unschlagbar macht:
Die Magie der Poesie.
Die sowohl die vortragenden Schreiberlinge als auch die ZuhörerInnen fesselt und in ihren Bann zieht.
So war das am Samstag in Ludwigsburg.
Es war sogar noch besser.
Und euphorisiert mich immer noch.

Die Chemie zwischen Jerk Götterwind und mir stimmt fast immer. Dieser Bär von einem Dichter hat Herz und einen feinen Humor. Und wir passen auf Lesungen zusammen, können uns im Ping-Pong-Stil abwechseln, ergänzen und bereichern. Und verstehen uns.
Ganz davon zu schweigen, dass Jerk ein wirklich hervorragender Dichter und Mensch ist!
In Ludwigsburg haben wir es geschafft, unsere Chemie rüberzubringen.
Und die Menschen zu fesseln.
Und das war einfach unbeschreiblich geil.

So etwas kann natürlich nur klappen, wenn es auf beiden Seiten stimmt. Und die Litera-Freaks aus Ludwigsburg sind äußerst offen und bereit, die Magie der Poesie aufzunehmen.
Und nahmen uns herzlich und mit offenen Armen auf.

Und Nicole und Ralf waren wunderbare Gastgeber, die es uns sehr gemütlich und leicht machten.
Gespräche über Literatur, Filme und immer wieder Musik, die nicht enden wollten. Eigentlich auch nicht endeten, sondern nur zwangsweise unterbrochen wurden.
Morgens um 5.45 Uhr konnte ich nicht mehr.
Und am nächsten Mittag machte ich dann irgendwann schlapp.
Aber so unendliche Gespräche und Partys hatte ich auch seit zehn Jahren nicht geschafft.

Wann und wie auch immer, wir werden wiederkommen!
Da bin ich mir sicher.

Außerdem werden Jerk und ich am 25.05. in Darmstadt im Raum 5 lesen.
Und da freue ich mich schon tierisch drauf!



Ralf hat das Ganze so beschrieben:

2. Tagebuch einer Lesung mit Hermann Borgerding und Jerk Götterwind:
Ankommen Samstag Nachmittag: Hermann, Jerk, Iris und die Hundis Maya und Lucky.
Die Gastgeber sind ganz kurz noch nervös. Dann nicht mehr.
Kaffee und Tee trinken.
Die Seelen finden sofort die richtigen Verbindungskabel und Adapter.
Hermann und Jerk sind da!
Gastgeschenk: 3 Schallplatten von Jerk!
Ab damit auf den Plattenspieler! Geil!!!!
Reden, reden, reden.
Wie lange dauert das Warmwerden? Länger als eine halbe Minute? Nein.
Eine nach der anderen qualmen.
Platten kucken. Gespräche unter Sammlern. Plattenliebe. Vinylfetischismus.
Um uns untersuchen die Hunde die Wohnung. Schaut Euch alles in Ruhe an. Kein Moment des Schweigens. Nö. Warum auch?
Logistik der Veranstaltung besprechen. Muss auch.
Irgendwann nach Ludwigsburg fahren. Kleine Stadtführung vom Auto aus.
Dann ins Torhaus.
Dann die Vorrede.
Dann der ganz große Knall: Eine Lesung von unglaublicher Wucht. Ein Wortgewitter. Die Poesie ganz oben auf den Wortgebirgen. Sie lesen ins Tal unserer Seelen. Sie berühren unsere Schatten. Sie verwirren unsere Schatten mit Licht. Sie wechseln sich mit ihren unglaublich guten und treffenden Texten ab. Es ist, als ob die Beiden seit dem Sandkasten gemeinsam auftreten. Sie kennen sich. Sie lieben sich. Wo Hermann endet, greift Jerk nach dem Faden. Und umgekehrt. Das ist literarischer Jazz. Kein Ton aus dem Publikum. Völlige Stille. Die Köpfe saugen an jedem Wort. Nehmen alles auf und mit. Irgendwohin. Ich sehe geschlossene Augen. Vielleicht schon Meditation. Hermann haut "Lasst die Freaks nach vorne" raus. Zieht uns wieder runter und holt uns wieder hoch. Wirklich zuhören. Nicht ablassen. Dann Rauchpause. Und dann nochmal dieses unglaubliche Team! 2 Stunden sind keine Zeit. Wirklich keine Zeit. Das ist ganz großes Kino! Rock'n'Roll, Punk. Lyrik verliert alle Klischees. Sie ist wahrer Kern der Literatur. Prosa die verletzliche Schale. Roman lediglich Verlängerung um der Worte willen.
Dann zurück zu uns.
Essen, Bier rein! Entspannung nach dem Sieg. Die Lesung hat kein Ende. Sie endet erstmal um 3/4 6 am Morgen. Und geht um 11 weiter. Gemeinsam Frühstücken. Wieder wieder reden über Musik, Literatur. Den Kampf mit den leeren Seiten, die Worte fressen wollen. Nach Text gieren. Woher all die Worte? Woher all die Gemeinsamkeiten? Die Fragen gehen nicht aus. Ich habe noch einige Fragen hier behalten, fürs nächste Mal. Ich habe seit Ewigkeiten keine Nacht mehr durchgequatscht. Dachte immer, ich sei zu alt dazu. Bin fertig, aber glücklich.

Dann der Moment des Abschieds. Ich bin sehr sehr traurig. Das Ganze hat mich auch an sonst sehr verschlossenen Stellen berührt. Winken. Ciao ihr Lieben. Ihr habt es geschafft, dass sich etwas geändert hat: Ich werte. Mache ich eigentlich nie. Doch jetzt mache ich es:
LEUTE, DAS WAR DIE BESTE UND SCHÖNSTE LESUNG MEINES LEBENS. Und zwei der schönsten Tage überhaupt. Ich danke Euch für die kleine Veränderung der Welt! Wir sehen uns demnächst wieder. Versprochen. Und versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen!“

Und Jerk hat ein tolles Gedicht verfasst:

„Es gibt da diese Tage
(für die Marbach Connection)

Es gibt da diese Tage
Wenn die Panikstörung
Versucht den Körper
In den Griff zu bekommen
Und du trotzdem zugesagte
Termine durchziehen willst

Es gibt da diese Tage
An denen du auf Menschen triffst
Die eine gewisse Besonderheit
Haben die dir zeigt dass es lohnt
Sich durchzuboxen die
Zähne zusammenzubeißen
Den Phobien ins Gesicht zu treten
Und die Konzentration auf das
Wesentliche zu lenken

Zusammensitzen Bier trinken
Reden und zur Abwechslung
Einfach mal

Leben“

Christiane meinte folgendes:

„Immer noch ganz fasziniert von der Lesung mit Hermann Borgerding und Jerk Götterwind ....
"(Prosaische) Lyrik":
Für mich in den letzten Jahren nur verbunden mit Würgereiz, da sie meist von gelangweilten Blondinen mit diversen Neuralschäden "verbrochen" wurde^^

Heute Abend zeigte sich, dass Lyrik wieder da hinkommt, wo sie hingehört, wenn Menschen wie Hermann, Jerk oder auch Paul Daguerre sich ihrer annehmen.
Auf die höchste Stufe des Seins:
Sie kann erschüttern, erzählen und sich manchmal einfach nur auskotzen ...

Danke an Hermann für die wundervolle Widmung.
Und natürlich Danke für den grandiosen Abend

Ein ganz großer Dank an Ralf und Nicole Preusker, die es geschafft haben, dass so ein Event in Ludwigsburg möglich wird.

Litera Freaks ... und so
J


So.
Morgen schicke ich die letzten drei Exemplare von „Auf Papier gebloggt“ auf die Reise zu den BestellerInnen. Dann habe ich noch mein Lese- und das allerletzte Exemplar, das werde ich auf einer Lesung bestimmt verticken.
Ist also nix mehr mit bestellen bei mir! Pech gehabt!

Dafür ist „Seifenblasen im Schädel“ wieder aufgetaucht:
Der gute Roland hatte wahrhaftig noch eine ganze Kiste davon. Also:
Mein erstes Buch und eines mit dem hässlichsten Cover der Welt ist für 4,50€ bei Rodneys Underground Press zu haben:


HIT ME WITH YOUR RHYTHM STICK !!!

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