Montag, 27. Februar 2012

Sowas kommt dabei raus, wenn man die Nacht am Compi sitzt:


Wenn dieses Gedicht irgendwann irgendwo veröffentlicht wird (und da stellt sich die Frage, ob ein Blog nicht auch eine Veröffentlichung ist), wird es um die Hälfte gekürzt sein. Ich habe es heute Nacht aus meinen Fingern gezogen und liefere Euch die frische Rohversion:

Es ist doch erst Ende Februar!

Ein Vulkan
kurz vor m Explodieren
ein Behälter
der dem Überdruck nicht mehr stand hält
ein Ballon
der bald platzt.
So sieht es aus.

Hätte ich eine Uzi
dann würde ich jetzt vielleicht einen Massenmord planen
aber ich weiß nicht
ob man diese Zeilen überhaupt noch als Metaphern verwenden darf.

Einerseits ist da Vorfrühlingserwachen
oder so.
Andererseits sind da diese verfluchten Feuchtigkeitsempfindungen
und Fatigue und Krankfühligkeiten.

Es ist doch so:
Es passiert zu wenig
es ist kaum Bewegung und kein Fortschritt
und ich warte auf Wunder.
Es ist doch so:
Es passiert zu viel
und ich komme nicht mehr mit
und will einfach nur die Bettdecke über meinem Kopf.

Ein zu enges Kondom
dass durch das Ejakulat platzt
oder
ein zu großes Kondom
über eine zu kleine Erektion.
Ich kenne Beides
aus meinen früheren Leben

Meine Frau will wieder Schwimmen gehen
und träumt von neuen Inlinern
und Skater-Runden um den Baldeneysee
(verbotene Stadt – für mich, nicht für sie).
Endlich ist sie weitgehend schmerzfrei
und ich freu mich für sie
und wünschte
ich könnte nachziehen.
Sie plant unseren Urlaub
und ich habe da momentan gar keinen Kopf für
aber sie hat es geschafft
mich mit ihrer Vorfreude anzustecken
und ich ertappe mich bei Algarven-Sehnsüchten.

Meine Frau
verdient es
mit Liebe überschüttet zu werden.
Ich gebe alles
und verzweifele bei dem Gedanken
dass es nicht genug sein könnte.
Aber da sind noch meine ureigenen
Sehn-Süchte
und der Alltag und die Schmerzen und der Krebs
und irgendwie bin ich
ein alter kranker Mann mit Untergewicht, Selbstzweifeln
und dem verzweifelten Wissen der Vergänglichkeit.

So sitze ich nachts am Schreibtisch
und träume von Uzis
Natürlich
wären die keine Lösung
aber
sie würden nicht schlecht knallen!

Unsere Hündin will Aufmerksamkeit und Liebe
manchmal habe ich das Gefühl
dass ich ihr nicht gerecht werde
Aber es geht ihr besser als auf der Straße
oder im Tierheim
Und sie belohnt mich täglich mit ihrer spürbaren Zuneigung.
Da bin ich mir sicher.

Ich habe noch einige Gedichte in mir
und mehrere Geschichten zu erzählen.
Jeder Leser und jede Leserin, jeder Zuhörer und jede Zuhörerin
geben all meinem Kram einen Sinn.
Überleben. Leben.
Irgendwie so.
Tastatur statt Uzi.

Da ist ein Vulkan in mir
und da ist meine Hülle
die viel zu schwach ist
dem Ausbruch zu widerstehen.
Da sind Seifenblasen in meinem Schädel
die keinerlei Bock drauf haben
in meinem beschränkten Horizont zu verbleiben.

Da ist ein Himmel
den ich mit meiner Frau und unserer Hündin erklimmen möchte.
Auf dem Weg werden die Uzis mit Sicherheit zu ungemütlich und schwer
und ich werde sie wieder wegwerfen.

Göttin!
Wenn so etwas schon Ende Februar
aus meinen Fingern in die Tastatur
und auf den Bildschirm und dann die Festplatte strömt
- was wird da im Frühling kommen!


Aus einer Mail an mich und ausnahmsweise eine öffentliche Antwort:
Hey, du musst neu schreiben:
„Herr Borgerding, was sagen Sie zur Nominierung von
Beate Klarsfeld als Kandidatin für das Amt der Bundes-
präsidentin?“
 Tja. Was sage ich zu der Nominierung von Beate Klarsfeld?
Frau Klarsfeld finde ich gut. Antifaschistischer geht schon nicht mehr. Und kontrovers, alleine wegen ihrer Solidarität mit Israel, die in linken Kreisen auf viel Kritik stößt. Und eine Frau. Das finde ich generell gut, ich mag Frauen und ich finde, sie sollten auch Repräsentanten- oder Machtposten innehaben. Wohlgemerkt: ich meine dabei Frauen. Nicht Merkel oder so was wie damals Thatcher.
Ich verehre Frau Klarsfeld. Und ich denke, so viele Ohrfeigen kann sie gar nicht verteilen, wie es heutzutage bei unseren PolitikerInnen angebracht wäre. Aber wenn sie wenigstens Frau Merkel ohrfeigen würde, das hätte was!

Frau Klarsfeld als Bundespräsidentinkandidatin finde ich allerdings doof, lächerlich und sinnlos.

Warum für etwas kandidieren, wo frau von vornherein keinerlei Chance hat? Was soll das? Warum dieser Bundespräsi-Farce auch noch einen demokratischen Wahlcharakter geben, wo eh klar ist, dass alles abgesprochen und abgekatert ist?
Ich finde, damit wird unserer parlamentarischen Bananen- und Euro-Republik ein demokratischer Anstrich gegeben, den sie einfach nicht verdient hat.
Wenn Frau Klarsfeld durch ihre Kandidatur finanziell profitiert, dann finde ich die Kandidatur völlig in Ordnung. Wenn die Linke (nicht die Bewegung, sondern die gleichnamige Partei) davon profitiert – meinetwegen. Frau Klarsfeld profitiert schon alleine dadurch, dass sie wieder ins bundesdeutsche Bewusstsein rückt. Und das ist verdient und absolut okay!
Aber den Begriff der Wahl da irgendwie mit rein zu bringen ist einfach eine lächerliche Farce.
Und unwürdig für Frau Klarsfeld.
Irgendwie finde ich Gauck okay, wenn ich mich damit auch bei den Occupyleuten und den Modelinken disqualifiziere. Seine Äußerungen zu Sarrazin und zu Hartz IV sind scheiße. Klar. Aber der Mann hat ein eigenes Profil und ich unterstelle ihm erst Mal Unbestechlichkeit. Damit ist er als Präsi akzeptabel.
Aber eigentlich ist das eh alles ziemlich egal, oder?

Und nen Tipp: Geh bloß unbedingt auf jeden Fall und sowieso in
den Film „Ziemlich beste Freunde“: Großartig!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Hab ich gemacht. Und hatte zwei Tage ein wunderschönes Grinsen im Gesicht. Wirklich großartige Unterhaltung, tolle Schauspieler, klasse Gags und Dialoge und einfach ins Herz gehend. Schmalz und Kitsch vom allerfeinsten und so wie ich das mag (und damit meine ich den Schmalz und Kitsch auf dem Niveau von Tucholskys Gripsholm).
Absolut empfehlenswert!!!
Viel Spaß wünscht dir von Herzen
Hatte ich. Habe ich. Auch von Herzen. Vielen Dank für die liebe Mail und demnächst dann wieder persönlichen Kontakt!


Ich glaub, den Link hab ich schon mal gepostet. Ich bin mir für nix zu schade:


Springsteen macht auf Irisch. Na ja. Die neue Scheibe ist nicht schlecht, sie begeistert mich aber auch nicht (vielleicht, weil Springsteen mich schon zu oft begeistert hat).
Die Ohren lege ich bei einem jungen „Soul“-Sänger an, dessen offizielles Album erst demnächst erscheinen wird. Eigentlich bin ich kein Soul-Fan. Aber MICHAEL KIWANUKA ist wirklich genial! Hört Euch „Tell me a tale“ an! Das erinnert mich an die besten Aufnahmen von Bill Withers, das kommt sogar an Marvin Gaye und den „Inner City Blues“ ran, das ist definitiv mein Frühlingssong.


Morgen (spätestens übermorgen) habe ich „Verkehrt“ von Thorsten Nesch durchgelesen. Und schreibe meine erste ernstgemeinte Rezension. Thorsten ist ein Kollege, mit dem ich in einem meiner früheren Leben gut gesoffen habe und den ich immer noch mag. Zum Glück habe ich mich bisher bei seinem Jugendroman köstlich amüsiert, so dürfte es mir nicht schwer fallen, ihn entsprechend zu loben. Werde ich natürlich auch in diesem Blog posten…


Heute Nacht komme ich vor wie der gute Wolfgang Neuss. Zahnlos und isoliert kommentiere ich bedeutenden und unbedeutenden Scheiß und finde kein Ende und grinse mir einen. Bekifft kann ich nicht schreiben, außerdem kiffe ich dafür viel zu selten. Zigaretten, Kaffee und massig Liebe sind meine Drogen. Heute gönne ich mir n bisschen Bier dabei, aber da bin wegen meiner vorherigen Leben vorsichtig.
Und natürlich Musik. Momentan (direkt aus meinen Gehörgängen in die Fingerspitzen und auf die Tastatur und weiter) Genesis. Ausnahmsweise ohne Gabriel. „Then there were three“ ist eigentlich völliger Mist. Aber damals war ich jung und schwebte bei „Follow you Follow me“. Und mit Nostalgiefeeling ist das für mich immer noch geil. Aber objektiv (gibt es so was bei Musik?) war das schon schlechter Abklatsch. Egal.


Ich verspreche: so lange Blogs wird es nicht wieder geben.
Eigentlich hätte ich hier drei Blogs draus machen können. Aber das hier entstand halt an einem Stück. Nach der Entscheidung für die Algarve, nach der lieben Mail, nach einem merkwürdigen kranken Tag, der mich frustrierte und während dieser Nacht, die den Frust aus meinen Fingern in den Blog fließen ließ.
Wie immer: klickt weg, wenn ich nerve. Und kommentiert. Oder auch nicht.
Was weiß ich.
Gute Nacht!

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