Mittwoch, 22. Februar 2012

Gauck, Brian Fallon und Bob Seger und Rezensionswünsche - nächtliche Labereien


Was soll das Geschrei und Gestöhne? Natürlich ist Gauck kein Linker. Natürlich ist er Anti-Kommunist und Vertreter des Neo-Liberalismus. Mit einigen ungeschickten und dummen Interviewäußerungen. Wundert das irgendeinen? Gauck ist ein Konservativer. Jetzt mal ausnahmsweise ohne Beleidigung, sondern einfach nur als Feststellung.
Ich finde einen konservativen Bundespräsidenten schon okay. Es ist doch so: Eher wird ein Schalker Meister, als dass ein Linker Präsi wird. Und nach dem Merkel-Abnicker und taktischen Dummkopf Wulff und nach dem reinen Wirtschaftsmenschen Köhler, der beim ersten Gegenwind aus diffusen Gründen sich einfach verpisste, ist Gauck für mich schon fast ein Lichtblick. Ich meine, es hätte schlimmer kommen können: erinnert sich noch jemand an Karl Carstens? Wir hatten einen Mann mit SS-Vergangenheit als Bundespräsidenten!  

Wenn überhaupt, dann war und ist es ein Skandal, dass gerade die SPD und die Grünen einen konservativen Menschen als Präsi-Kandidaten vorschlagen. Aber bei all den Revisionismus-Aktionen in der Geschichte der Sozialdemokratie kann selbst das nicht großartig schockieren und die Grünen sind eh so links wie mein rechter Daumen.

Ich muss den Präsi nicht lieben. Ich muss unsere (meine sind es nicht!) Politiker nicht lieben. Ich glaube, ich muss nicht mal die Verfassung und die sogenannte Demokratie lieben. Wenn ich da nicht was verpasst habe, dann darf ich sogar immer noch meine Anarchieträume träumen.

Schlimmer sind da für mich die (wohl leider berechtigten) Kreationismus-Vorwürfe gegen Brian Fallon. Das tut mir wirklich weh.
Fallon ist der Frontman der Gaslight Anthem. Klasse Band, super Stimme. Live fande ich sie eher enttäuschend, da wirklich alle Lieder im gleichen Tempo gespielt wurden und es fast langweilig wurde. Anyway: Fallon hat was. Und wird ja schon als Nachfolger von Springsteen (brauchen wir den?) und Tom Waits (halte ich für Quatsch) gehandelt.
Kreationisten? Hier in D-land einfach niedliche Spinner. Religiöse Fundamentalisten ohne Einfluss und einfach lächerlich. Unbedeutender als die Zeugen Jehovas und sogar weniger nervend, da kaum auffallend. In Ami-Land sieht das schon anders aus: da haben diese Spinner, die zum Beispiel die Evolutionstheorie als Aberglaube und Teufelswerk ablehnen, wirklich Macht. Und stärken die reaktionärsten Reaktionäre. Und sind gefährlich.
Es tut weh, einen geilen Sänger als Spinner und als reaktionäres Arschloch erkennen zu müssen.
Ich werde meine Gaslight Anthem Scheiben noch nicht wegschmeißen. Ich werde weiterhin The Horrible Crows (ein Seitenprojekt von Fallon) mit Ehrfurcht hören. Aber ich habe ein scheiß Gefühl dabei.
Viele geniale Musiker waren oder sind auch Arschlöcher. Evan Dando von den Lemonheads, Lou Reed, Pete Doherty – nur ein paar Beispiele. Wenn es aber um Einflussnahme, Gesellschaftsmodelle und meine Seifenblasen im Schädel geht hört der Spaß auf.
Brian Fallon: Ich scheiß auf dich!

BlaBla.
Immer mehr Seitenaufrufe dieses Blogs. Das macht Spaß, gefällt mir. Vielleicht sorgt das auch für einen steigenden Absatz meines Romans und meines Gedichtbands (guckt in die linke Spalte). Man wird ja noch träumen dürfen. Übermorgen wird wahrscheinlich die 3000er Grenze überschritten. Ich weiß, das ist eigentlich nicht viel für ein Jahr Blogging. Manche haben täglich so viele Klicks.
Aber für mich heißt das, dass es schon einige Leser und Leserinnen des Blogs gibt. Und deshalb mache ich auch weiter. Zumal die Zahl der Seitenaufrufe ansteigt, obwohl ich keine Werbung mache und dieses Ding alles andere als professionell ist. Das hat was. Ist schön.
Zum Beispiel jetzt: ich sitze nachts am Schreibtisch, meine Frau schläft, unser Hund auch. Ich kann nicht schlafen, sitze am Schreibtisch, höre über Ohrstöpsel Bob Seger und tippe diesen Kram.
Das ist selten literarisch. Und ich habe auch eigentlich nichts zu sagen, bzw. zu schreiben. Aber ich mache es trotzdem.
Das hat was Heiliges für mich. Vielleicht übertreibe ich, aber das ist eben auch ein großer Teil meines Lebens. Und da ich schlecht sprechen kann, nicht mehr oder nur noch selten in Kneipen gehe, ist die Tastatur mein Ersatz. Und wenn ihr das nicht schlucken wollt, dann klickt einfach weg.

Demnächst nerve ich dann auch noch zusätzlich mit Rezensionen. Ich habe „Verkehrt“ von Thorsten Nesch auf meinem Schreibtisch liegen und bin schon ganz heiß auf „Requiem für PacMan“ von Klaus Märkert.
Ich weiß, wie sehr wir Autoren auf Rezensionen angewiesen sind und da will ich meinen Teil beitragen. By the way: Ich freue mich über jede Rezension oder Meinung zu „Ausgehöhlt“ oder zum „Mittelfinger für den Krebs“! Gerade wenn es nicht von Profis kommt! Kommt aussem Quark, füttert LovelyBooks oder Amazon oder weiß der Henker, welche Seite. Und auch eine negative oder schlechte Kritik kann Werbung sein. Bitte! Danke.

Bob Seger singt über meine Ohrknöpfe „Against the wind“ in mein Ohr. Ich bin jetzt älter – aber ich renne immer noch gegen den Wind. Diese zwei Zeilen sind wahr, sie sind Programm und sie sind Hymne. Bob Seger ist Mainstream. Trotzdem purer Rock. Ich kenne nicht viel von seiner Biografie, mir reicht die Musik. „Beautiful Loser“ bleibt in meiner Seele hängen, auch wenn das Keyboard fürchterlich klingt. Und Brian Fallon wird plötzlich wieder klein.
Und das ist gut so.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen