Freitag, 20. Mai 2016

Marco Russ und das Arschloch Krebs, Türkei, Ich als Kunstobjekt, ...



Klar. Der Krebs ist ein absolutes Arschloch.
Er schlägt ungeplant, gefühllos, unmoralisch und immer im falschen Moment zu. Wahllos.
Er erwischt Arschlöcher, Engel und Helden. Und macht keinen Unterschied.
Der Krebs hat mich getroffen und ich bin zeitlebens verwundet.
Und jedes Mal, wenn ich von einem neuen / anderen Schicksal höre, bin ich betroffen.

Jetzt erwischte es einen Fußballprofi.
Marco Russ von Eintracht Frankfurt.
Ein Fußballer, wie ich sie liebe: Abwehrspieler. Nicht spektakulär, aber knallhart und mit Übersicht.
Sein Schicksal passt zum Arschloch Krebs: Eine Doping-Untersuchung entlarvte den Krebs, vielleicht kann Marco Russ irgendwann seiner positiven Doping-Kontrolle sein Leben verdanken (Über Einzelheiten kann man streiten: Warum dauerte es vierzehn Tage, bis das Ergebnis da war, warum musste erst eine Hausdurchsuchung stattfinden und erst danach eine internistische Untersuchung, die statt Doping Krebs bestätigte? Irgendwie egal…).
Ein Tag vor dem Relegationsspiel gegen Nürnberg bekommt Marco die Diagnose. Und will trotzdem in der Relegation spielen. Ist einer der besseren Frankfurter (die alle ebenso wie die Nürnberger scheiße spielten), wird trotzdem zur tragischen Figur durch sein Eigentor.
Der Krebs ist ein Arschloch, der Fußballgott manchmal unerbittlich und ungerecht.
Marco Russ wird erstmal durch OP, Bestrahlung und/oder Chemo müssen.
Vielleicht kommt er nochmal auf einen Fußballplatz, vielleicht besiegt er den Krebs (er wird ihn trotzdem sein Leben lang haben, sorry, los wirst du dieses Arschloch nie…). Ich würde mich für ihn freuen. Und für mich.
Die Relegation zwischen Frankfurt und Nürnberg war mir vorher egal, tritt jetzt völlig in den Hintergrund.
Hier geht es um einen Menschen.
Marco: Kämpfen und siegen!



Die Türkei ist ein wunderschönes Land.
Mit wunderbaren Menschen.
Ich liebe zum Beispiel die Poesie von Nazim Hikmet, ich hatte äußerst liebenswerte türkische KollegInnen, habe einige Bekannte aus der Türkei.
Mir war dabei völlig egal, ob sie sich als Türken oder Kurden bezeichneten. Ihnen im Kontakt mit mir auch.
(Es sei denn, es ging um die politische Frage, da waren sie dann jeweils knallhart auf ihrer Seite.)

Meine Liebe zur Türkei leidet unter Erdogan.
Und heute (Aufhebung der Imunität und damit der Weg frei für eine Verfassungsänderung) wurde dann der Parlamentarismus zur Farce und die eh schon verlogene Demokratie endgültig abgeschafft.

Die Türkei ist auf dem Weg in eine Autokratie. Und Zensur, politische Verfolgung der Opposition, Unterdrückung fortschrittlicher Ideen und Kriegstreiberei kann man nicht ignorieren.

Und damit ist Erdogan für ein demokratisches Land (und das sind wir doch, oder?) auch kein Partner mehr. Sondern ein Anti-Demokrat, dem man seine Grenzen aufzeigen muss.
Egal, ob er einen nutzt oder nicht.



Dank Volker Noffke liegt ein mich stolz machender Brief auf meinem Schreibtisch. Ich weiß noch nicht, inwiefern ich ihn euch öffentlich machen kann oder darf. Ein Professor lobt meinen Roman und verspricht, ihn seinen PatientInnen weiterzuempfehlen.
Finde ich toll, auch wenn ich „Ausgehöhlt“ nicht nur für Krebsbetroffene geschrieben habe.



Und es gibt mich in Kunst.
Der wunderbaren Jerk Götterwind und der grandiose Helmut Schida haben ein Photo von mir als Grundlage für Kunstwerke benutzt.
Geil:






(das Original-Foto ist von Ina Caspari, das muss dabei erwähnt werden!)

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Da muss ich doch auch ein Selbstportrait hinzufügen:








Ansonsten prokrastiniere ich weiterhin. Aber mache Fortschritte:
Ich habe beschlossen, das endgültig zu akzeptieren.
Und fange morgen damit an…




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