Vor ca. fünfundzwanzig Jahren hätte ich mich beinahe
sterilisieren lassen.
Hey, bei uns Männern wirklich ne kleine Sache. Und
ungefährlich.
Und Kinder wollte ich nicht, konnte ich damals (wie auch
heute) die Verantwortung nicht für übernehmen. Also Schnipp Schnapp.
Ich habe es dann doch nicht getan:
Sex sollte damals (gerade mit wechselnden PartnerInnen) eh
mit Kondom praktiziert werden, da Safer Sex Pflicht war (ist es eigentlich
heute auch – oder?). Kondome machten keinen Spaß, waren aber sicherer. So wie
Keyboarder in ner Rockband. Und wenn ich eh ein Gummi überstreifen musste –
weshalb dann noch Schnipp Schnapp?
Außerdem: Wir Männer lassen uns nur ungern unserer
Männlichkeit berauben. Das passiert zwar nicht bei einer Sterilisation, wir
verlieren nur unsere Zeugungsfähigkeit, aber im Kopfkino liefen ganz andere
Filme.
Das fiel mir jetzt gerade beim Gassigang alles wieder ein.
Meinen besten Freund nannte ich damals manchmal mit
ironischen und leicht verzweifelndem Grinsen C.I.: Coitus Interruptus
(eigentlich wird das mit „K“ geschrieben, ich wusste es aber nicht).
Wir wohnten im gleichen Haus und wenn ich mit meiner
damaligen Liebe gerade so richtig schön zugange war, dann klopfte oder
klingelte er oft an. Er hatte da ein Talent für, brauchte gerade Zucker oder
Mehl, während wir vögelten. Und grinste und entschuldigte sich, wenn ich im
ausgebeulten Bademantel die Tür öffnete.
Ich öffnete immer. Ich ging auch immer ans Telefon. Eine
meiner schlechten Eigenschaften: Es könnte ja wichtig sein…
Auch daran erinnere ich mich gerade.
Meine Frau und ich hätten gerne Kinder gehabt. Wir lernten
uns leider zu spät kennen. Und ihre Endometriose und meine Krebsgeschichte
machten uns beide unfruchtbar. Ich fand das nicht schlimm: Ich war aus dem
Alter raus. Außerdem: Diese Verantwortung!
Wir wären tolle Eltern gewesen.
Ich hätte wahrscheinlich zu viel erlaubt. Claudia wäre
überängstlich gewesen. Wir hätten uns ergänzt.
Außerdem wären unsere Kinder wunderschön und hyperintelligent
geworden. Aber hallo!
Egal. Ist nicht. Hat nicht sollen sein. Punkt.
Weshalb ich gerade jetzt auf dieses Thema komme:
Es ist Frühling. Und unser Hund Aron ist noch nicht
kastriert / sterilisiert.
Vorgestern (der wirkliche Frühlingstag) wollten wir uns in
den Garten legen. Aron nervte schon ein paar Tage, war unruhig, fiepte und
heulte und fraß unregelmäßig.
„Ist bestimmt irgendwo in der Umgebung ne läufige Hündin.“, sagte ich.
„Ist bestimmt irgendwo in der Umgebung ne läufige Hündin.“, sagte ich.
Wir lagen noch nicht, da tauchte plötzlich Bella auf, die
Nachbarshündin. Ich dachte, die beiden wollten spielen und so sah es auch
zuerst aus. Bis ich wahrnahm, dass sie unserem Aron ihr Hinterteil anbot, er
schnüffelte und sich sofort startklar machte.
Mit viel Mühe konnte ich ihn noch gerade wegziehen und dann
hatten wir einen kleinen Kampf mit zwei Hunden, die sich unbedingt vereinigen
wollten und leicht hysterischen Menschen, die dies verhindern wollten. Und
verhinderten. In letzter Sekunde. Ein Zentimeter vor dem Einschlag.
Aron ist ein vierzig Kilo schwerer Schäferhund-Mix, Bella
eine zehn Kilo leichte kleine Dackelmischung.
Wäre für sie nicht lustig geworden.
Wäre für sie nicht lustig geworden.
Und für die Besitzerin schon gar nicht…
(Obwohl: Ich hätte mich ja auf die Welpen gefreut.
Interessante Mischung…)
Ich hatte Claudia vorgewarnt und wollte bei Aron das Schnipp
Schnapp machen lassen.
Zumal er auch bei anderen Rüden sehr ausgeprägtes
Dominanz-Verhalten zeigt. Und manchmal eben den Rüpel-Rüden raushängen lässt.
Und gerade bei Rüden ist das nur ein kleiner Eingriff, der
uns (s.o.) und auch ihm (weil wir es immer verbieten werden) viel Stress nehmen
wird.
Trotzdem bleibt da dieses männliche und dumme ungute Gefühl…
Nächste Woche – oder spätestens übernächste Woche, wenn ich
wieder richtig fit bin – ist Aron reif.
Nein. Ich habe kein schlechtes Gewissen. Würde sogar aus
Solidarität mitmachen. Aber bei mir ist da keine Notwendigkeit mehr vorhanden.
Wuff.
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