Donnerstag, 7. Februar 2013

Helau! Und diesmal ein Gastbeitrag, passenderweise eine Satire



Helau! Alaf! Kamelle!
Oder so.
Habe ich nix mit am Hut. Ich trage meine Narrenkappe das ganze Jahr über und werde sie mein Leben lang nicht mehr abnehmen. Ich brauche keine „tollen Tage“ um über die Stränge zu schlagen und ich will nicht karnevalsmotivierten Sexismus ausleben – da lobe ich mir eher meine ständig gelebten Chauvinismen – und meinen Respekt vor den Menschen und damit auch den Frauen.
Bleibt mir weg damit (auch wenn ich gestern Besuch von einem gebürtigen Bonner hatte, der auf Karneval abfährt – by the way: ein sehr netter Abend!).

Ich hab nix Neues, mir fällt nix ein.
Da trifft es sich, dass Rolf Wienhusen mir vorgestern einen Text geschickt hat, den ich dann doch witzig finde und den ich hiermit in meinem Blog veröffentliche (das bleibt aber ne Ausnahme, genau wie der Adventskalender – generell veröffentliche ich hier meine Sachen…):

Rolf Wienhusen
„Kleine Satire zum Thema Prostitution:
Stells in deinen Blog, wenn sie dir gefallen sollte :


Sin City

Interview aus der Vereinszeitung "Rammlerfreude" des Kaninchenzuchtvereins "Schwarze Pfote - Erinville/End"

Interviewer ist Johan van der Lubbe, in dessen bewährten Händen die Pressearbeit von "Schwarze Pfote" liegt.
Befragt wurde Anfisa Pickleboob, 39, Vorstandssprecherin der internationalen Hordell-Kette "Best Lüstern-Inc"

Frage van der Lubbe (vdL): Madame Anfisa ,was bitte ist eine Hordell-Kette?

Anfisa Pickleboob(AP): Mit seinen internationalen Niederlassungen ist "Best Lüstern" im
wesentlichen ein Übernachtungs- und Beherbungsunternehmen mit einer Palette besonderer Zusatzleistungen ...

vdL: Sie meinen käufliche Liebe ?

AP: Jetzt schminken Sie sich mal ihr Kirchentagsvokabular ab. Liebe ist nicht käuflich!
Bei "Best Lüstern" geht es um gewerblich organisierte Triebabfuhr. Die Beteiligten lieben
einander nicht, sondern tauschen aus: eine biologische Dienstleistung gegen das allgemein
umläufige Wertäquivalent ...

vdL: ... also gegen Geld ...

AP: ... Sie sind ja eine richtige Blitzbirne ! Im Angebotspaket von "Best Lüstern" ist dieses
Element ...

vdL: ... der käufliche Geschlechtsverkehr ...

AP: ... schon besser, Herr van der Lubbe ..., ist dieses Element nur ein Teil der ge-
samten Dienstleistungen wie Beherbergung, Escort-Service, Bewirtung,Entertainment,
Wellness, Billard, Bowling und Wassertreten ...

vdL: Madame Anfisa, das hier ist ein Interview. Ich nehme keine Inserate auf.

AP: Sie haben gefragt, Johan, was also ....?

vdL: Und ich frage weiter. Was hat Ihr Unternehmen ausgerechnet nach Erinville geführt ?

AP: Na ja, zunächst fanden unsere ... äh... Analysten die wirtschaftlichen Kenn-
daten dieser Kommune nicht so prickelnd, aber ein Flächenpreis von 3 Euro ... äh
69 Cent pro Tag und angefangene 10 Quadratmeter für unseren Kernbereich ist
definitiv kapitalsexy. Zudem kommt ein profitabler Umlandeinzug hinzu.
Ausserdem ist Erinville ein ziemlich verschlafenes Nest, was dann unserer
Unternehmensphilosophie im Beherbergungsbereich deutlich entgegenkommt.

vdL: Und das Bumsen ...? !

AP: Aber Johan! Der von Ihnen so despektierlich erwähnte Gewerbezweig ist in
allen grossen Kommunen zu allen Zeiten ein erheblicher Wirtschaftsfaktor gewe-
sen. Wo Umsätze erzielt werden, fallen Steuern an. Wo Einnahmen erlöst werden,
fallen Abgaben an. Das ist so neu nicht. Das alte horizontale Gewerbe schafft an,
und das nicht ganz so alte vertikale Gewerbe legalisiert die fiskalischen Zugriffe.
Die normgebenden Körperschaften entdecken zunehmend ihre Lust an der Sex-
steuer.

vdL: Lust und Sex , das sind ja jetzt meine .... äh ... Stichwörter. Glauben Sie
nicht, dass sich "Best Lüstern" in einer moralischen Grauzone bewegt ?

AP: Sagen Sie mir, was das ist ?! Wir verkaufen keine Panzer und U-Boote,
wir verleihen kein Geld, auf unserem Firmengelände wird kein Strahlungsmüll
zwischenendgelagert und wir beliefern die Bevölkerung nicht mit vergammeltem
Fleisch !! Herr van der Lubbe, sagen Sie mir bitte , was das ist, eine moralische
Grauzone und wer , bitte , bewegt sich darin ?

vdL: Von "Best Lüstern" und seinem Personal gehen also keine Gefahren für das
Sozialgefüge von Erinville aus ?
 
AP: Oh wir bedrohen schon , wir bedrohen die Absatzstrategien der Pharma-
Industrie, die sich mit "standfest&steinhart" und ähnlichen Stützpräparaten eine
sprudelnde Geldquelle erschlossen hat. Unsere Mitarbeiterinnen sind mit jedem
ihrer Gramme Körpergewicht auf natürlichste Weise potenzfördernd ohne die
geringsten Nebenwirkungen für Herz und Leber. Wir bedrohen niemandes Privat-
leben, aber wir bedrohen diese Libido-Spitäler, auch eigene 4 Wände genannt, in
denen langjähriges Siechtum jegliche erotische Substanz neutralisiert hat. Wir
wiederbeleben sozusagen mindestens einen der Ehebrocken. Kollateralfreuden
sind nicht ausgeschlossen.

vdL: Madame Anfisa, wir danken Ihnen für dieses Gespräch :!



Ich hatte echt Spaß beim Schreiben, glaub mir .“

Danke Rolf.
Und ich hatte Spaß beim Lesen!
Warum muss ich bei diesem Text bloß irgendwie immer an Castrop-Rauxel denken?


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