Freitag, 23. Dezember 2011

Meine Bitten an die Ärzte

Ich weiß nicht, ob das an meinem zunehmenden Alter oder an diesem Herbst liegt. Vielleicht auch alles Zufall.
Fakt ist, dass ich um mich herum immer mehr von Krankheiten, Zusammenbrüchen, Schmerzen und Scheiße mitbekomme.
Und dabei werden leider viele meiner Vorurteile gegen Ärzte bestätigt.
Deshalb im folgendem ein paar Bitten an die Medizinerschar:

Liebe Leute,
Ihr habt Euch einen der verantwortungsvollsten und stressigsten Jobs auf dieser Welt ausgesucht. Und habt es mit Patienten zu tun, die auch schon mal nerven können und vielleicht nicht immer sympathisch sind. Manche sollen sogar stinken! Da wird Eure Arbeit schon mal ekelhaft. Alles klar… Aber: Eigentlich hätte Euch das doch vor der Berufswahl klar sein sollen!
Ich gönne Euch Euren Ruhm und Euer Geld. Aber bitte, bitte – verdient es Euch sauber!

Da habe ich in den letzten Tagen doch wahrhaftig von einem Flüchtling gehört, dem die zahnärztliche Notversorgung verweigert wurde, obwohl er tierische Schmerzen hatte! Übers Wochenende wurde dieser Mensch einfach nicht behandelt!
Da kenne ich Menschen, die mit einer Beschwerde bei mehreren unterschiedlichen Ärzten waren und jedes Mal eine neue Diagnose und Therapie bekamen! Geholfen hat Ihnen bisher nichts…
Da weiß ich von Kunstfehlern, die vertuscht werden und ignorante Anordnungen, bei denen sich mir als gelernter Krankenpfleger die Haare aufstellen!
Da muss ich immer wieder von irgendeiner unglaublichen Scheiße hören, so dass mir bald der letzte Rest Glauben an die Ärzte flöten geht!
Da habe ich einfach keinen Bock mehr drauf!


-    Hört Euren Patienten zu! In der Regel können die schon sagen, wo sie Beschwerden haben und welcher Art diese Beschwerden sind. Schmerzempfinden ist rein subjektiv. Und wenn ein Mensch Schmerzen hat, dann hat er welche. Und Ihr habt keinerlei Recht zu beurteilen, ob die stark oder schwach sind! Ihr sollt helfen – nicht bewerten!
-    Seid vorsichtig mit Euren Diagnosen! Ich vertraue nur einer spontanen Diagnose – und die lautet, „Ich weiß nicht…“! Euch zwingt niemand, nach einer Sekunde zu sagen, was jemand hat! Und kein Mensch ist sauer, wenn Ihr nicht direkt die Diagnose habt. Aber von einer Diagnose hängt so viel ab, die sollte schon fundiert, differenziert und eindeutig sein!
-    Versucht mal, ganzheitlich zu denken! Der Mensch ist ein ziemlich kompliziertes Wesen, da kann es spannend sein und Spaß machen, über den Fachidiotentellerrand zu blicken! Probiert es mal aus – es kann sogar bei der Heilung helfen!
-    Meistens liegt es nicht an der Bosheit eines Patienten, wenn Eure Therapie nicht anschlägt!
-    Nehmt Euch Zeit! Hört den Menschen (denn das sind Menschen, die Euch gegenüber sitzen!) zu (s.o.) und vor allem: erklärt Ihnen, was Ihr denkt und vorhabt zu machen!
-    Erklärt es Ihnen so, dass sie es auch verstehen! Viele Menschen sind nervös, wenn sie Euch gegenüber sitzen. Unklarheiten und Fragen fallen dann erst sehr viel später ein. Eigentlich solltet Ihr das bedenken… Wenn Eure Patienten wissen, was abgeht, ist Ihre Zusammenarbeit größer und (meistens) die Angst kleiner. Also sind auch die Heilungsaussichten viel besser…

Ich weiß, Ihr seid keine Götter in Weiß, sondern auch nur Menschen. Das macht Euch doch sympathisch. Und Menschen machen eben Fehler, folglich auch Ihr. Nur der Papst ist unfehlbar und selbst da lache ich drüber!
Das Wesen und die Seele des Menschen sitzt irgendwo, keine Ahnung. Aber das Wesen und die Seele sitzen definitiv nicht in der Krankenkassenkarte, da bin ich sicher!

Euer Job ist stressig. Aber er kann auch Spaß machen. Nicht nur beim Geldzählen oder Krankenschwestern flachlegen!

Euer Blick in den Spiegel wird es Euch danken, wenn Ihr vernünftig behandelt!

2 Kommentare:

  1. Wieder einer deiner wundervollen Texte! Klar auf den Punkt gebracht und dabei fair! Sehr gute Bitte!
    Ich denke, Bücher wie dein "Ausgehöhlt" sollten Pflichtlektüre für Ärzte sein!
    Tolle Seite/ toller Blog übrigens!

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  2. Eine sehr bewegende Weihnachtsansprache!

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