Freitag, 9. September 2011

postkarzinome Frustrationsbewältigung


So. Eine klasse Lesung in der wunderbaren Bahia de Cochinos ist vorbei. Jetzt ist Urlaub angesagt. Sozusagen unsere Hochzeitsreise, Flitterwochen ein Jahr nach der Hochzeit. Wir haben es uns verdient!
Ile de Re, französische Atlantikküste.
Wenn ich es geregelt kriege, dann schreibe ich aus den Urlaub Blogeinträge. Mein Lap nehme ich (zum Entsetzen meiner geliebten Frau) mit. Schreiben ist mir wichtig und somit geht es auch im Urlaub nicht ohne. Außerdem verpasse ich ja (zum Glück) zwei Spiele des VfL Bochum.

Das Foto ist übrigens von Nicole Frischlich aus Castrop. Mann, wenn mich ein Profi fotografiert, dann bin ich fotogen.


Und zum Abschluss noch ein Gedicht und jetzt wünscht uns eine schöne Hochzeitsreise:



Postkarzinome Frustrationsbewältigung


Ruhrpott im Regen
genügt keinerlei Ansprüchen

Fernsehprogramme tuen weh
der Horror der Tageszeitung und Nachrichten
schlägt jeden Splatterfilm

In Erinnerung an Roger Trash
läuft „Ewige Reise“
Seine ist beendet,
mir wird er fehlen

Ich schiebe eine ruhige Kugel
und ähnlich wie Kunze es besang
habe ich das Gefühl
ich könne sie mir irgendwann in den Kopf schießen

Mir geht es so beschissen
wie der VfL Bochum spielt
und auf diesen Vergleich würde ich liebend gerne verzichten
aus vielen Gründen

Manchmal vergesse ich meine Krankheiten
oder sage mir
dass ich endgültig gesiegt habe
dann meldet sich mein Körper
und zeigt mir den Mittelfinger
den ich eigentlich für den scheiß Krebs übrig habe

Ich möchte wieder singen
möchte Fußball spielen und tanzen
und ein starker Mann sein
Ich möchte mit Genuss essen
-
All das kann ich mir abschminken

Eigentlich geht es mir gut
ich habe den Krebs überlebt
noch wichtiger:
Ich lebe
Und werde beschenkt mit
Liebe, Freunden, Musik und Poesie

Bankauszüge sind mir egal
wenn ich meinen Hund und meine Frau streichele
Wenn die Liebe nicht wär
wenn die Freunde nicht wären
wenn die Musik nicht wär
wenn die Poesie nicht wär

Aber all das habe ich ja
und somit sind bei mir
schlechte Zeiten für Depressionen angesagt

Trotzdem:
N bisschen Quengeln
möchte ich mir nicht nehmen lassen
nennt es meinetwegen
postkarzinome Frustrationsbewältigung
somit habe ich diese Wortschöpfung endlich mal in ein Gedicht gepackt




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