Mittwoch, 21. September 2011

5.: Pekuniäres und Kulinarisches


Ich war bis zum Bauchnabel im Atlantik! Und ich habe ja noch ein paar Tage, um wirklich zum Schwimmen zu kommen…
Claudia badet natürlich mehr im Meer als ich. Damit kann ich leben. Können ja nicht alle so Meer-verrückt sein. Leider spielt jetzt eine Frauengeschichte eine behindernde Rolle bei ihr, da können wir wenig machen.
Maya hat Angst vor dem Meer. Und rennt bei der Gischt immer wieder weg. Aber da sie mir sonst auf Schritt und Tritt folgt (das nervt schon manchmal!), werde ich daran arbeiten.
Mal ein Absatz über Kohle.
Urlaub ist immer teuer, kann man sich heutzutage kaum leisten. Hochzeitsgeschenke ermöglichten uns diesen Trip, auch wenn wir ihn erst ein Jahr nach der Hochzeit antreten können. Wir haben es uns verdient. Wegen unserer Liebe, wegen unserer Erlebnisse, wegen unserer einzelnen Schicksale und überhaupt. Ach, Fuck! Das Ganze hört sich so an, als ob ich mich für unseren Urlaub rechtfertigen müsste. Und das muss ich nun wirklich nicht! Gönnt es uns einfach!
Frankreich ist teuer. Das Leben auf einer Insel und in einem Touri-Gebiet ist eh immer teurer, als zum Beispiel der Ruhrpott. Trotzdem sind wir überrascht, wie gut wir mit unserer Kohle klar kommen. Benzin hat beinahe deutsches Preisniveau. Gut, das liegt daran, dass das Benzin in Dland unverschämt teuer ist. Lebensmittel sind etwas teurer, aber irgendwie finanzierbar. Kleidung scheint sogar billiger zu sein, aber das nehmen wir nur am Rand war. Unsere Ferienwohnung ist deutlich billiger als an vergleichbaren deutschen Plätzen, auch wenn die Endreinigungsgebühr dafür unverschämt hoch ist (vor allem für den Zustand, in dem wir die Wohnung bezogen…). Wenn wir Essen gehen, so richtig mit Getränken, Aperitif, Dessert und Cafe Noir zum Abschluss, dann zahlen wir um die 60,-€. Damit würde ich im Pott bei so einem Menu nicht hinkommen, nicht einmal bei der gehobenen griechischen Pommesbude.
Nee! Wir wurden vorher extrem gewarnt, aber so wild ist das alles nicht. Und zur Not ernähren wir uns halt von Luft und Liebe…
Und dann ein paar Absätze über kulinarische Erfahrungen.
Das ist witzig. Wie soll ein Mann mit gestörtem Geschmacksempfindungen und Schluckstörungen über Essen und Trinken urteilen! Nun, ich verlasse mich da auf den Rest meiner Geschmacksnerven und auf meine Liebe. Das sollte für ein Urteil reichen (Objektivität maße ich mir ja eh fast nie an – außer bei Musik vielleicht…).
Absolutes Highlight für uns ist die Creme Brulee. So ein geiler Nachtisch! Absolut weicher Pudding, mit Vanille-Aroma, Eiweiß und was weiß ich nicht alles, das Ganze dann kalt serviert, mit einer heißen, karamellisierten Zuckerschicht als Deckel. HMMM !!!
Mit Creme, also Pudding haben es die Franzosen eh. Lecker.
Gemüse wird oft als Tartar (ist das jetzt fachmännisch?) serviert, auch sehr lecker und für meine Speiseröhre äußerst vorteilhaft.

Und die Hauptgerichte: Fisch und immer wieder Muscheln. Muscheln! Göttlich!
Bis zu diesem Urlaub habe ich mich beharrlich geweigert, irgendetwas aus dem Meer zu essen. Ab und  zu Fischstäbchen oder Backfisch auf ner Kirmes, aber das zählt nun wirklich nicht. Da die französische Fleischzubereitung mit Vorsicht zu genießen ist und wir die Speisekarte nur ungenügend verstehen, greifen wir auf die Standards. Und die sind an der Küste halt Fischgerichte in jeglicher Form. Und sie schmecken fantastisch!
Gerade Muscheln sind günstig und überall zu bekommen. Und nach der ersten Muschel war ich hin und weg: weich, manchmal fast glibbelig, kommen sie meiner Essmaschine sehr gelegen, die unterschiedlichen Soßen (mein Favorit: Curry) sind äußerst schmackhaft und das Leerkratzen der Muscheln macht einfach Spaß. Das Muschelfleisch schmeckt beinahe wie Hähnchen (soweit ich das rausschmecke), auf jeden Fall nicht zu fischig. Geil!
Dazu gibt es oft Pommes. Wie überall mal top, mal flop.
Bei den Getränken ist der Kaffee als Plus zu bewerten. Cafe Noir ist fast wie Espresso, die Menge ist halt größer. Wasser (Mineraux Gazeuse) und Limonaden sind okay, Baileys schmeckt wie überall. Der heimische Wein der Insel schmeckt nach Essig, aber ansonsten gibt es wohl nichts gegen franzmanischen Landwein zu sagen. Das Bier der Insel ist Plörre, das beste französische Bier kommt entweder aus dem Elsass (Fischer) oder aus Belgien (Leffe).
Vielleicht liegt es auch einfach nur am Urlaubsfeeling, ich entwickele plötzlich so etwas wie Appetit. Dabei war Nahrungsaufnahme nach meiner Krebsoperation für mich fast nur noch ein nötiges Muss und kein Vergnügen. Jetzt finde ich es einfach toll und spannend.
Und werde dick und rund.


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