Dienstag, 12. August 2014

Über "Rome" und ihr neues Meisterwerk



Jerome Reuter und seine Band Rome haben mit „A Passage To Rhodesia“ ein neues Meisterwerk hingelegt.
Es ist nicht leicht zu beschreiben und es verdient, aufmerksam wahrgenommen zu werden.
So wie alle Rome-Werke.

Stilrichtung?
Reuter und Rome werden in die Neo-Folk (was immer das ist) – Kiste gepackt. Für mich hat der Begriff Neo-Folk einen bitteren, weil braun angehauchten Beigeschmack. Und da passt Reuter überhaupt nicht rein. Folk Noir? Das gleiche mit anderen Worten.
Gothic? Irgendwie und unverständlicherweise ist Reuter nur in dieser Szene bekannt.
Ich weigere mich jetzt einfach mal, Rome in eine Schublade zu packen.
Dark Chanson: Passt vielleicht.

Stimmlich liegt Reuter irgendwie zwischen Cash, Cohen und Cave - aber auch diese Einordnung passt nicht.

Eine locker gestimmte A-Gitarre mit Darmsaiten.
Und Aufnahmen mit viel Hall und dementsprechend Pathos. Dubs und Perkussion.
Eine tiefe, passende Stimme. Wundervoller Gesang.
Und noch mehr Hall.
Dunkel. Schön.
Vielleicht so.

Reuter ist ein Intellektueller. Das macht es nicht einfacher. Er beobachtet, beschreibt, zitiert.
Ist nix mit plumper Romantik oder mit platten Liebesliedern.
Ist ganz viel Feeling.
Mit Fragezeichen.

Ich liebe seine Produktion „Die Aesthetik der Herrschaftsfreiheit“, obwohl ich gestehe, dass dieses Meisterwerk schwer zugänglich ist.
Ich liebe „Nos Chants perdus“, mit dieser Platte habe ich Rome erst kennengelernt. Sie ist leichter zu konsumieren, einfach wunderschön.
Und ich werde „A Passage To Rhodesia“ lieben. Das weiß ich, nachdem ich diese Platte nur einmal gehört habe.
Ich beschränke mich jetzt mal auf diese drei Produktionen. Es gibt zu viele Sachen, die ich nur nebenbei wahrgenommen habe.
Vielleicht haben Rome (also Reuter) auch einfach zu viele Sachen rausgeschmissen. Keine Ahnung.
Groß rausgekommen und bekannt geworden ist Rome bisher nicht.
Das liegt vielleicht an der Neo-Folk-Einordnung, an dieser Szene bestimmten Richtung.
Das liegt auch daran, dass Reuter sich weigert, kommerziellen Zwängen zu folgen.

„A Passage To Rhodesia“ ist im Pack unbezahlbar.
Knapp n Hunderter für eine Deluxe-Edition sprengt jeden Geldbeutel. Schade.
Die Downloadversion (für n Zehner) liefert wundervolle Musik.
Und so muss man eben die Texte hören und kann sie nicht lesen.
Soweit ich die Texte nach zweimaligen Hören verstanden habe (und meine Englischkenntnisse sind nicht die besten…) ergreift Reuter keine Partei zwischen Schwarz und Weiß, sondern beschreibt die Zerrissenheit und Verzweiflung in einem eigentlich schönen Land.
Als Parabel für die Weltkonflikte.
Und so möchte ich die Platte verstehen und so ist sie für mich einfach ein Meisterwerk.

Gestern besuchte mich mein Freund und DJ und Schriftsteller Klaus Märkert und brachte mir diese Scheibe. Vor zwei Jahren machte er mich zum ersten Mal auf Rome aufmerksam.
Er ist schuld an diesem Blogeintrag.
Alleine dafür kann ich ihm nicht genug danken.

Rome kennt kaum ein Mensch.
Jerome Reuter und Rome sollten Weltstars sein.
Vielleicht wäre die Welt dann besser (im Vergleich zu den existierenden Stars).

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