Samstag, 31. Mai 2014

Leila ist angekommen und das Tierheim Castrop ist einfach toll!



Jeden Tag passiert ja irgendwas Neues. Immer. Eigentlich.

Bei uns natürlich im Moment mit Leila.
Es scheint so, als ob Maya ihren Job als Therapiehund ab- und weitergegeben hat. Und Leila therapiert mich momentan intensiv.
Selbst mein Tabakkonsum wird reduziert, da diese junge Hündin, dieser Flummy, immer wieder meine Aufmerksamkeit fordert. Und ich renne und gehe lange Wege und werde demnächst vielleicht sogar vorsichtig anfangen, mit ihr Fahrrad zu fahren.

Von Tag zu Tag machen wir alle Fortschritte. Und lernen von einander.

Tierheime als Tierknast zu bezeichnen mag ab und zu auch seine Berechtigung haben. Aber in der Regel werden Tierheime vom Tierschutz betrieben. Mit vielen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern, die vor allem eines auszeichnet: Ihre Tierliebe.
Mein Lieblingstierheim ist das in Castrop-Rauxel. Klar – vielleicht auch wegen Lokalpatriotismus zu meiner Geburtsstadt.
Aber hauptsächlich, weil ich dort Maya und eben jetzt auch Leila kennengelernt habe. Und weiß, dass es den Tieren dort gut ging (mit beiden Hündinnen habe ich das Tierheim noch mal besucht, sie waren zwar unsicher und danach etwas verängstigt, aber beide sind auch gerne dorthin zurückgekommen (und natürlich noch lieber mit Claudia und mir wieder weggefahren). Kann man einem Tierheim ein größeres Lob aussprechen?).

Leider kenne ich im Moment niemanden, der einen Hund zum Partner nehmen würde (und dafür geeignet wäre). Ich kenne jetzt direkt vier Hunde, die neue Familien suchen und die ich empfehlen könnte. Vasco (ein Jahr junger Schäferhund-Mix, sehr scheu), Drago (4,5 Jahre alter Stafford und damit in Essen unbezahlbar), Tyson (ca. 2 Jahre alter Pyrenees, erst frisch vermittelbar) und Fridolin (leider schon 14 Jahr alter Rauhaardackel, aber total süß!) hätten wir ebenfalls sofort mitgenommen und heute kam meine geliebte Ehefrau auf die idiotische Idee, einen davon als Zweithund aufzunehmen.
Zum Glück konnte ich ihr das ausreden:
Leila braucht erstmal Ruhe – und keinen Zweithund!
Und meine gesundheitliche Konstitution wird von Leila voll beansprucht, zwei Hunde schaffe ich nicht.

Wenn Ihr jemanden kennt, der aus dem Pott kommt und einen Hund als Partner möchte, dann guckt mal bei Tierheim Castrop (https://www.facebook.com/pages/Tierheim-Castrop-Rauxel oder http://www.tierheim-castrop-rauxel.de/).

Zurück zu Leila.
Sie fordert uns, wir fordern sie.
Eine Woche ist sie jetzt bei uns.
Sie hat zwei Hundewiesen kennengelernt und dort mit anderen Hunden rumgetollt.
Und sie war einfach toll.
Sowohl vom Sozialverhalten als auch von ihrem Wunsch, immer zu uns zurückzukommen. Wir konnten sie dort schnell von der Leine lassen. Und mit ihrer Geschwindigkeit und Wendigkeit kamen die fünf Schäferhunde, der Berner Sennen Hund und die Was-weiß-ich-aber-schön-Hunde nicht mit.
Vorgestern probierten wir den ersten Besuch bei uns zu Hause.
Die ersten Minuten waren anstrengend und Thomas und Anne wurden verbellt (dabei sind die Beiden sowas wie Leilas Paten). Aber danach war Leila entspannt und es ging problemlos.
Heute dann der erste Besuch bei anderen Menschen und einer Feier. Nicht optimal (zwei Männer wurden angeknurrt und hatten etwas Angst) aber akzeptabel. Und Leila hört auf Claudia und mich.

An der Leine wird Leila von Tag zu Tag entspannter. Jogger und Radfahrer (da ging sie am ersten Tag dermaßen steil!) werden mittlerweile meistens ignoriert und der Kontakt mit anderen Hunden ist zwar noch mit Zickerei verbunden, aber nach der Beschnüffelungsphase hat das bisher immer funktioniert.

Und in der Wohnung ist Leila mit uns beiden der Schmusehund schlechthin.
Und unser Herz geht auf.
Claudia ist dabei momentan mehr für die unendlichen Schmuseeinheiten zuständig und ich lasse öfters den harten und befehlenden Chef raushängen. Ausgerechnet ich! Aber das muss sein und Leila toleriert das nicht nur – sie mag das und will gefordert werden.

Wir trauern um Maya und vermissen sie.
Aber ich bin mir sicher, irgendwie hat Maya uns wieder nach Castrop und zu Leila geschickt.
Leila ist ein neues Kapitel.
Und wir drei sind jetzt eine Familie.
Voller Zuversicht.

Unser Leben ist schön.


Dienstag, 27. Mai 2014

Zerplatzter Reifen, Leila, Darmstadt:



So viel im Kopf, so viel – für mich – Erwähnenswertes. So viel passiert.
Lehnt Euch zurück, könnte etwas länger werden…

Dienstagvormittag, Dauerregen. Eine Stunde Spaziergang mit Leila und ein ausgiebiges Frühstück hinter mir. Aus den Boxen (zum Anfang) Peter Gabriel. Claudia im Bad und ich jetzt mal am Compi.




Der Montag war platt und zerrissen. Wie mein linker Vorderreifen bei der Rückfahrt aus Darmstadt.
Ein geplatzter Reifen ist kein Beinbruch. Meist ist er schlimmer und kostet mehr. Macht auch keinen Spaß, auf einer regennassen Autobahn bei 120 km/h plötzlich so einen Scheiß mitzumachen.
Erinnert (später - nicht während es passiert) daran, wie schnell endlich alles sein kann.
Egal – ich hatte Glück: Kam auf dem Randstreifen zum Stehen und konnte dank Schutzbrief der Autoversicherung mich abschleppen lassen (heutzutage hat man ja kein Ersatzrad mehr. Und das Spray nützt bei einem zerfetzten Reifen gar nichts…) und von dem Geld, das ich auf der Lesung verdient hatte, so gerade noch einen neuen Reifen aufziehen lassen und zurückfahren.
Erst viele Stunden später realisierte ich, dass so ein platzender Reifen auch oft an der Leitplanke oder noch schlimmer enden kann. Und dann war ich froh, zuhause bei meinen Mädchen zu sein.

Die wärmende Umarmung meiner Frau und die Freudensprünge der Hündin – Himmel auf Erden!

Mit Leila ist wieder das Lachen in unser Heim eingezogen.
Natürlich trauern wir immer noch am Maya, werden wir immer trauern, aber Leila bringt wieder Leben rein. Legt sich zu Claudia auf die Couch und in meinen Fernsehsessel, springt an meinen Beinen am Schreibtisch hoch, um sich Streicheleinheiten abzuholen und ist ansonsten schon sehr ruhig und ausgeglichen. Sie scheint ihre Heimat gefunden zu haben.
Draußen ist es anstrengender, aber wir merken schon direkt extreme Fortschritte in der Leinenführbarkeit und sind uns sicher, das schnell hinzukriegen.
Ich hasse Kadavergehorsam. Aber ein Hund muss eben auch gehorchen. Muss bei Fuß gehen können, muss „Sitz“ und „Platz“ beherrschen und darf andere Menschen nicht ängstigen oder gar belästigen. Auch wenn Leila eine sehr aufgeschlossene und freundliche Hündin ist – da müssen wir noch arbeiten.
Außerdem will Leila gefordert werden, will lernen und Beschäftigung.
Da müssen wir uns umstellen und das tun wir. Voller Begeisterung und gegenseitiger Liebe.
Claudia hat nach der Erkrankung und nötigen Einschläferung von Maya fast nur noch geweint. Und nichts geregelt gekriegt. Jetzt strahlen ihre Augen wieder und sie ist voller Energie. Geht auch die Notwendigkeiten des Alltags wieder voller Energie an und kann es nicht erwarten, wieder mit Leila durch den Regen zu springen.
Ich war (oder versuchte es) etwas abgeklärter, machte aber eigentlich auch allen Kram lustlos. Jetzt ist die Lust wieder da. Und Lebensmut.
Schließlich: Leila hat noch viele Jahre vor sich. Mein Abgang muss sich einfach noch weit nach hinten verschieben, das bin ich meinen beiden Mädchen schuldig!

Ich weiß gar nicht, wie sehr ich mich bei meinen Freunden Thomas und Anne bedanken soll, die uns finanziell Leila ermöglicht haben, wir hätten das momentan nicht stemmen können!

Hach!
Soviel dazu…



Dann war da die Lesung in Darmstadt.
Ich hatte eigentlich wenig Lust, dort hin zu fahren. Bereue es aber keine Sekunde!
Ein super Publikum (Ralf und Nicole kamen extra aus Marbach, Manfred und Dagmar aus Bad Dürkheim: Wow! Danke!) (all die Darmstädter Freunde – immer wieder geil! Stellvertretend für alle anderen erwähne ich jetzt mal Big, Markus und Alex!)!
Wie immer der fantastische Raum 5 und Natalie und Anton als klasse Gastgeber!
Ich genieße es, mit dem großen Jerk Götterwind zu lesen. Um Stephen King zu zitieren: „Ich bin sein größter Fan!“
Ich selber kann das ja immer schlecht beurteilen, aber ich glaube, wir haben dem Publikum viel gegeben. Bei Jerk bin ich mir da sogar sicher. Ich hätte mich vielleicht etwas besser vorbereiten sollen, aber manchmal ist das halt so.
Es hat Spaß gemacht!

Einladungen für weitere Lesungen sagte ich erst mal ab. Da meine Inkonsequenz ja bekannt ist, sagte ich dann doch bei zwei Lesungen im nächsten Jahr zu. Natürlich wieder mit Jerk.

Und: „Auf Papier gebloggt“ wird doch weiter aufgelegt. In Kooperation mit Ralf Preusker. Mehr dazu in ein/zwei Monaten…

Noch recht vage, aber in den Startlöchern ist ein neues Projekt (ebenfalls mit Ralf zusammen), das meine verschobenen Rock’n’Roll Notizen ersetzen könnte. Ihr dürft gespannt sein!

Ab jetzt kümmere ich mich um das Leben, meine beiden Mädchen und die ersthafte Arbeit an der Literatur. Soviel ist klar.
Könnte gut sein, dass demnächst dieser Blog etwas zurückgefahren wird. Und Facebook wird auch weniger Aufmerksamkeit bekommen.
Aber dafür haue ich Euch danach massig neuen und alten Kram um die Augen!



Für mich ist es immer erschreckend, Bild- oder Tonaufnahmen meiner Auftritte zu sehen.
Warum tue ich mir das an?
Warum tut ihr es Euch an?
Ich sabbere, bin schwer zu verstehen und stelle meine Behinderung öffentlich dar.
Meine Texte sind (hoffentlich) besser, als mein Vortrag.
Ich habe jetzt eine DVD von dem Auftritt mit Jerk in Ludwigsburg und wurde gebeten, ein paar Ausschnitte rauszusuchen, die veröffentlicht werden dürfen. Spontan: ALLES von Jerk, nix von mir.

Aber komischerweise scheine auch ich anzukommen. Teilweise sogar wirklich zu begeistern. Und das gibt mir natürlich auch Selbstbestätigung und ein gutes Gefühl.

Ach – was weiß denn ich!



Europawahl? Kommunalwahlen?
Die Nichtwähler haben die Nazis nicht gewählt!
Sind auch nicht Schuld, an den europaweiten Erfolgen der dumpfen Nationalisten.
Schuld sind etablierte Politiker, denen kaum noch einer glaubt.
Erschreckend, was in Dortmund um SS-Siggi passiert!
Ich könnte kotzen, will jetzt aber nicht näher darauf eingehen…



So. Es wird Zeit.
Eine Bewerbung für Claudia tippen. Papier- und Ämterkram (schließlich muss Leila ordentlich angemeldet werden).
Dann dürfen wir wieder durch den Regen laufen.
Das Leben ist schön!


Freitag, 23. Mai 2014

Wahrscheinlich schon ab morgen Leila



Göttin, was habe ich plötzlich ne Menge Zeit!

Kein Vierbeiner, der meine Aufmerksamkeit fordert, keine stundenlangen Spaziergänge, weniger Dreck und Haare.
Ich komme damit nicht klar.
Der Haushalt ist schnell erledigt, macht auch wenig Sinn, ist ja eh alles sauber.
Papierkram macht eh keinen Spaß und ohne Gewusel an meinen Beinen kann ich mich noch schlechter konzentrieren.
Bücher lesen? Kein Bock.
Und Schreiben? Ich befürchte, da quengele ich momentan zu viel.

Wenn Claudia unterwegs ist, dann ist es kaum auszuhalten.
Ich lasse die Glotze in der Dauerschleife laufen und habe zusätzlich Musik an.
Aber nichts packt mich so richtig.

Nachmittags kommt dann Claudia zurück.
Und entführt mich zum Tierheim.
Ich zucke mit den Achseln und ergebe mich.
Claudia leidet deutlicher als ich.
Weint mehr, kommt plötzlich ohne Hund gar nicht mehr klar.
Ich versuche ja, vernünftig zu sein. Akzeptiere (oder versuche es) die Trauer und das Leiden und sehe einen neuen Hund eher als Zukunftstraum.
Andererseits kriege ich das auch nur halbwegs hin und bin froh, dass Claudia entgegen früherer Aussagen auch wieder einen Hund haben will.
Ich kann mir ein Leben ohne Hund auf Dauer nicht mehr vorstellen.

Aus persönlichen und lokalpatriotischen Gründen will ich zuerst im Tierheim Castrop gucken. Schließlich: Auch Maya hatten wir von da. Und die Menschen dort sind äußerst nett. Den Tieren geht es dort gut. Ich mag das Tierheim Castrop einfach.
Im Internet hatten wir uns zwei Tiere als „Favoriten“ ausgesucht. Im Wissen, dass das wenig zu sagen hat.
Der persönliche Kontakt entscheidet und im Endeffekt sucht sich der Vierbeiner seine Familie.
Obwohl eigentlich geschlossen (in unserem Chaos hatte ich das ganz übersehen) lassen uns die Menschen trotzdem die Hunde ansehen.
Unser Hauptfavorit ist ängstlich und nimmt nur zögerlich Kontakt auf. Ich bin auch selber nur mit halbem Herz dabei, da er höchstwahrscheinlich schon seine Familie gefunden hat und ich dann mein Herz nicht verschenken will. Claudia sieht es ähnlich, gibt aber natürlich nicht auf.
So dürfen wir noch Leila sehen.

Leila ist eine junge Schäferhündin. Relativ klein und schmal. Wunderschön.
Und ein Wildfang.

Sie rennt sofort auf uns zu, springt uns an und umwuselt uns.
Zwischendurch springt sie in das Wasserbecken auf dem Außengelände des Tierheims (und da ist Claudia allerspätestens begeistert, will sie doch unbedingt mit einem Hund in einen See springen, eine Sache, die Maya nicht so mochte…), um dann wieder uns anzuspringen.

Was soll ich sagen, ich gucke in die aufmerksamen Augen von Leila, streichele ihren dünnen Körper und das Fell, das sich mit meinen Fingern verbindet, tolle mit ihr rum und sehe unsere gemeinsame Zukunft vor Augen.

Dieser Hund wird mir meine letzten Nerven rauben!
Drei bis vier Stunden Spaziergang am Tag werden Pflicht sein, dabei immer wieder Bälle oder Stöcke werfen (Oh ja! Ich mag das! Wirklich!).
Und in der Wohnung wird Leila mich am Schreibtisch selten in Ruhe lassen, immer Aufmerksamkeit fordern, nerven.
Außerdem werden wir sie nicht alleine lassen können. Sie würde jaulen und die Wohnung auseinandernehmen.
Im Kontakt zu anderen Hunden müssen wir vorsichtig sein: Sie will nur spielen, ist dabei aber tappsig und wild. Im Kontakt mit anderen Menschen ebenso: Leila liebt jeden Menschen, springt alle Kontakte an und ist einfach zu begeistert.
Leila wird Erziehung brauchen.
Massig.

Claudia wird wieder arbeiten gehen und (ähnlich wie bei Maya) werde ich der Mensch sein, auf den sich Leila hauptsächlich fixiert.
Leila wird mich im ersten Jahr öfters wahnsinnig machen.
Die ersten Wochen (Monate?) wird sie nur an kurzer Leine laufen dürfen, danach kommt dann die lange Leine und es wird dauern, bis ich sie frei laufen lassen kann.
Im ersten Jahr müssen wir alle unsere Freizeitaktivitäten so abpassen, dass unsere Hündin immer dabei ist.
Dieser Hund wird meine letzten Nerven rauben!
Ich liebe sie jetzt schon!

Eigentlich ist das schon alles entschieden und wir werden Leila ein neues Zuhause anbieten.

Ich vermisse Maya.
Gerade jetzt, während ich diesen Kram tippe.
Ich werde sie immer vermissen und werde sie nie vergessen.
Ein anderer Hund wird sie nie ersetzen können, aber darum geht es nicht.
Es geht um das Leben unserer Kleinfamilie, das aus Claudia, mir und (eben dann doch wieder) Hund besteht.
Es geht um den Therapiehund, der mich zwingt, aussem Quark zu kommen.

Ich verliebe mich schnell in Hunde, aber nur wenige packen mich so, dass ich mich als ihr Zweibeiner ansehe.
Leila hat das sofort geschafft.

Ist das vernünftig?
Nein.
Aber wenn es den Vier- und Zweibeinern gut geht, dann kann man auch mal auf Vernunft scheißen…


Zwei Tage später:
Wir waren mit Leila spazieren.
An der Leine reagiert sie relativ beschissen. Lässt sich zwar führen, macht aber massig Stress.
Auf dem Freigelände hört sie kurz auf uns, lässt sich aber von all den anderen Eindrücken immer wieder ablenken.
Das ist okay.
Wir sind in einem Tierheim. Sie sieht uns erst zum zweiten Mal in ihrem Leben. Und kommt trotzdem immer wieder zu uns, wenn wir sie rufen.

Morgen werden wir sie zu uns nehmen.
Offiziell erst mal zur Probe, aber eigentlich ist es beschlossen.

Leila wird uns nerven.
Wir werden sie über alles lieben.

Sie wird kein Ersatz für Maya sein.
Sondern ganz was Neues.

Das Leben bleibt spannend.





Montag, 19. Mai 2014

Hochzeit, Lesung, Musik, Sommer und ein trauriger alter Mann am Schreibtisch:



Diese Müdigkeit. Diese Antriebslosigkeit. Diese schmerzenden Knochen und diese Verzweiflung.
Ich kenne das alles, im Moment haut es mich trotzdem tierisch um.



Vielleicht war Michael Jackson ja gar nicht so Scheiße.
Doch. War er.
Aber wenn ich zwischenzeitlich froh bin, wenn ein DJ Michael Jackson spielt, dann sagt das viel über die Qualität der heutigen Party-Musik aus. (Zum Glück hat der DJ dann doch noch gute Musik gespielt, so dass ich am Wochenende meinen Frust halbwegs raustanzen konnte.)

Selten hat mich eine Hochzeit so ergriffen, wie letztes Wochenende. Es kommt sonst wirklich nicht vor, dass eine kirchliche Zeremonie mich packt, diesmal war das der Fall.
Und meine Frau und ich nutzten die Hochzeit, um auch irgendwie unser Eheversprechen zu erneuern und einen Teil des kirchlichen Segens abzubekommen. Da das für Claudia wichtig war, war es mir auch nicht egal.
Dabei dann natürlich immer Maya in unseren Gedanken und Herzen.
Das war schon schwer und hart. Aber irgendwie auch tröstlich.

Manchmal glaube ich, dass ich doch nicht so ein harter Knochen bin…



Warum Ihr Euch wenn möglich den kommenden Sonntag (ab 18.00 Uhr) im Raum 5 in Darmstadt nicht entgehen lassen solltet:

- Jerk Götterwind liest dort.
  Und der ist wirklich fantastisch, groß, toll.
  Und seinen Auftritt solltet Ihr Euch nicht entgehen lassen!
- Ich lese dort.
  Und meine Auftritte sind ja wirklich selten. Und es kann gut sein, dass        dies meine letzte Lesung sein wird (mehr dazu später…).
- Die Auftritte von Jerk und mir zusammen sind bisher immer klasse gewesen. Warum sollte es diesmal anders sein!
- Natalie und Anton verabschieden sich als Betreiber des Raum 5. Tolle Ausstellungen, Veranstaltungen und Lesungen haben sie uns allen geschenkt. Vielen Dank und viel Erfolg dann hinter den sieben Bergen!




Ich habe immer gerne in Darmstadt gelesen.
Das fing irgendwann bei einem Social-Beat-Festival an. In einem ehemaligen Puff. Ich kann mich kaum erinnern, aber es war ne geile Party. Und da habe ich unter anderem Jerk kennengelernt.
Nach meiner Krebs-OP habe ich meine erste Lesung überhaupt in der Oettinger Villa bei einem Literatur-Festival gemacht. So was bleibt in der Erinnerung!
So oft wie in Darmstadt habe ich nur im Ruhrpott gelesen.
Und ich mag das Darmstädter Publikum (auch wenn es wenig Kohle hat und ich dort an den Lesungen noch nie verdient habe).

Ich glaube, die Lesung im Raum 5 ist ein passendes Rahmen, um mich von Lesungen allgemein zu verabschieden, bin mir aber noch nicht hundertprozentig sicher.

Generell kosten Lesungen zu viel Energie und meistens zahle ich drauf.
Das kann ich mir nicht mehr leisten.
Ich will mich auch wieder ernsthafter um meine Literatur-Projekte kümmern (vielleicht werden auch die Blogeinträge deshalb weniger werden…).

Dieses Jahr ist also danach dann wohl nix mehr.

Abwarten, was im nächsten Jahr im Rahmen der Wiederveröffentlichung meines Romans passiert…


Die Wohnung ist so verdammt sauber und ruhig.
Zum Kotzen!
Ohne Hund scheine ich nicht mehr zur Ruhe zu kommen.
Nein: Ich genieße es nicht, ausschlafen zu können, keine Hundespaziergänge machen zu müssen und dieses Gewusel um mich herum zu haben.
Ich komme damit nicht klar. Claudia auch nicht…

Wir werden uns so schnell wie möglich einen neuen Hund anschaffen.
Nicht als Maya-Ersatz. Ersetzen kann man ein Familienmitglied nicht. Aber als Ausgleich, als Trauerbewältigung und als neues Familienmitglied.

Nein. Das ist nicht vernünftig.
Aber ich war und bin halt selten vernünftig.
Und für uns ist es lebenswichtig: Maya war meine Therapie-Hündin.
Ne andere Therapie habe ich nie zugelassen, bin eigentlich eh therapieresistent. Ein anderer Hund muss mich folglich weiter therapieren.
Komischerweise verstehen mich alle, die Hunde in ihrer Familie hatten.



Coldplay sind übrigens eine dieser Bands, die ich mittlerweile nur noch langweilig finde.
Und die neue Tori Amos wächst. Und wird wirklich gut.
Und Conor Oborst hat mal wieder ein wunderschönes Meisterwerk aufgelegt.
Und ich frage mich, ob Jupiter Jones wirklich ihren Sänger (der wegen Angst-Störungen nicht mehr kann) ersetzen können.
Und wahrscheinlich wird die laufende Black Sabbath-Tournee ihre letzte sein.
Und ich finde, es ist ein Zeichen von Toleranz, nichts zu Conchita Wurst zu schreiben, da diese Musik für mich einfach nicht erwähnenswert ist.

Soviel zur Musik.



Draußen ist Sommer.
Meine Frau und ich saßen im Garten, haben gegrillt und gechillt.
Mich zieht nichts nach draußen.
Ich rauche zu viel.
Trinke wieder n paar Bier.
Bewege mich zu wenig.
Drinnen ist Trauer.
Irgendwie passt mir das momentan besser.