Sonntag, 31. August 2014

Der September wird hiermit zum Leonard Cohen - Monat erklärt!



Der September wird der Monat des Leonard Cohen.
I’m your Man – Monat sozusagen.
80 Jahre wird der gute Mann am 21.09.


Eine neue Platte erscheint am 19.09: Popular Problems. Und die Vorabveröffentlichung „Almost Like The Blues“ ist klasse. Knüpft irgendwie an „Old Ideas“ an.  Auch wenn das Plattencover fürchterlich hässlich ist, die Platte scheint toll zu werden.

Eine Platte mit deutschsprachigen Coverversionen kommt wohl ebenfalls am 19ten (Poem).

Und am 01.09. erscheint im wunderbaren MaroVerlag (unter anderem die fantastischen Bukowski Sachen) ein weiteres Buch über das bisherige Leben und Wirken Cohens:

Thomas Kraft: Cohen.

Es gibt unzählige Bücher über (und von) Cohen.
Dieses ist ein schönes und günstig zu erwerbendes (10 €) über den Meister.
Kraft ergründet das Werk des Dichters und Sängers und erzählt gerafft vom Leben dieses großen Mannes. Für Cohen Fans nicht wirklich Neues, aber die klugen Formulierungen und die spürbare Ehrfurcht vor Cohen sorgen dafür, dass ich dieses Buch in einem Rutsch durchlese und mich dabei sehr gut unterhalten fühle.
Krafts Würdigung reißt manche Aspekte des Lebens und Werkes Cohens nur an, mehr geht auch nicht in so kurzer Form. Und so wird der Leser neugierig, wie es wirklich mit dem finanziellen Desaster und dem Streit mit Cohens Managerin war, wie sehr der Buddhismus Cohen beeinflusste, was im Chelsea Hotel alles passierte undundund.
Ein  hervorragender Aperitif um in Werk und Leben des großen Mannes einzusteigen.
Backgroundmusik egal, Hauptsache Cohen.
Eine kluge und umfangreiche Zeittafel, ausführliche Bibliografie und  Diskografie machen dieses Buch zusammen mit klasse Fotos zu einer gelungenen Würdigung des Meisters, für Einsteiger und Fans gleichermaßen lohnend.

Mein Lieblingssatz:
„Und Paul Body, Türsteher im legendären Club Troubadour in West Hollywood, meinte, dass „der einzige Typ, der hübschere Frauen anzog als Leonard Cohen, Charles Bukowski gewesen war“.“

Ich stelle gerade fest, dass ich in meiner iTunes-Sammlung 25 Alben von Cohen gespeichert habe. Viele Bootlegs dabei, ich bin eben immer noch Jäger und Sammler.
25 Alben (ab 19.09. sind es dann 26) in 80 Jahren finde ich okay.
Ich habe nur 6 Bücher von und über Leonard Cohen, da ist also noch Platz in meinem Bücherregal. Cohen vom MaroVerlag gehört dazu.

Am 26.10.2013 hatte ich das Vergnügen, Leonard Cohen live erleben zu dürfen.
Ich war hin und weg.
Hier nochmal meine Konzerteindrücke:


Ich war müde, eigentlich mein Dauerzustand seit Januar. Ich war genervt, Dauerzustand seit Dezember. Ich hatte keine Lust, aber trotzdem ne positive Erwartungshaltung.
So stritt ich noch n bisschen mit meiner Frau, umarmte sie, bevor ich losfuhr und packte dann Petra und Arne ein und wir machten uns auf den kurzen Weg nach Oberhausen.
Einen annehmbaren Parkplatz fanden wir ohne Probleme und als wir endlich unsere Plätze in der König-Pils-Arena (Richtig: Ekelhaft!) gefunden hatten, stellten wir fest, dass wir absolut genial im ersten Block des Innenraums saßen. Nur sieben Reihen von der Bühne entfernt.
Alles stressfrei. Schön.
Das Publikum war alt. Endlich fiel ich mal nicht besonders auf (okay, die Krebsnarben kann ich nicht verbergen). Ich behaupte mal, dass massig Lehrer und Alt-68er im Publikum waren. Lässt sich bei Leonard nicht vermeiden, ist auch okay. Es waren auch massig Sekretärinnen da und ich fühlte mich an meine Robbie Williams Konzerte erinnert (damals, als er noch gut war – ja, ich gestehe!). Trotzdem: eine angenehme, offene Atmosphäre.
Nach netten Ansagen in Form eines Countdowns ging es dann pünktlich (c.t.) los. Und die Band und Leonard betraten die Bühne.
„Ich weiß nicht, ob wir uns noch mal wiedersehen. Aber ich weiß, dass wir heute Abend unser Bestes geben werden!“
Zu Beginn eine der wenigen Ansagen Cohens. Und er und die Band hielten das Versprechen.
Die Bühne: links (vom Publikum aus) die Mikros für die drei Hühner. Dahinter das Keyboard (schön oldschool) und mittig das Schlagzeug, davor stand der Bassist drei samtbezogene Stühle für den Gitarristen, den Geiger und den Lead-Bandourriaisten (schwierig: er spielte alles Mögliche…). Leonard hatte das Mikro in der Hand und beherrschte alle Zwischenräume. Ein farbloser Vorhang wurde durch Lichteffekte immer passend eingefärbt. Dezent tauchten ab und zu Grafiken von Leonard auf. Der Bühnenboden war mit Teppichflies überzogen, für die Knie von Leonard eine Wohltat. Alles in allem schlicht aber wunderschön und immer der Stimmung angepasst. Weniger kann mehr sein!
Die Band: Oft (vielleicht zu oft) zog Leonard den Hut vor seinen Mitstreitern. Manchmal kniete er vor einem Solo vor dem Musiker. Sie hatten es ohne Ausnahme verdient!
Roscoe Beck am Bass passte einfach. Spielte solide, einfach und schön. Sein Meisterkönnen blitzte ab und zu auf, aber er hängte es nicht raus.
Ebenso Rafael Gayol an den Drums. Zurückhaltend, absolut passend und trotzdem: ein unbestrittener Meister, der es nicht nötig hat, das rauszuhängen.
Neil Larsen an den Keyboard war wohl auch klasse. Ich kann das nicht beurteilen, da ich Keyboarder nicht mag und mir die Schweine-Orgel auf den Keks geht. Aber er war okay.
Mitch Watkins an der Gitarre spielte schon 79/80 mit Leonard live. Ich fand ihn einfach nur superklasse!
Alexandru Bublitchi passte genial und machte an seiner Violine einen super Job, der den Sound beflügelte.
Javier Mas spielte hauptsächlich ein zwölfsaitiges gitarrenähnliches Teil und Mandolinen.
 Bandurria heißt das griechische Teil. Ich habe es bei Wikipedia nachgeguckt. Der Mann ist klasse. Seine Solos sind toll (wenn auch zu oft und zu lang) aber seine wahre Klasse entwickelt sich während den Gesangsparts, wo er akzentuierte und die Akkorde füllt.
Die Hühner?
Sharon Robinson gehört seit Jahrzehnten zu Cohen. Und besorgt Gänsehäute. Sie ist absolute Oberklasse. Und passt. Und hält sich zurück und gewinnt dadurch.
Die Webb Sisters können singen. Okay. Ich persönlich hätte gerne auf sie verzichtet. Aber das liegt an meiner persönlichen Abneigung gegen Hühner und soll nicht gegen ihre Qualität sprechen.
Alles passt zusammen.
Und in der Mitte der große alte Meister, der seinen Hut zieht und die Fäden der Band verbindet. Göttlich!
Ich habe noch nie so lange über eine Band geschrieben. Sie haben es verdient.

Der Meister, the Man himself war Leonard.
Wie seine Band strahlte er Ehrfurcht vor den Melodien und der Poesie aus. Spielte ironisch mit seinen Alterserscheinungen und präsentierte seine Meisterwerke. Und packte uns alle im Publikum. Während ich dies hier tippe höre ich die Live-Aufnahme von ihm von 1970 (Isle of Weight) und seine Stimme hat zugelegt: ist tiefer geworden, kann nicht mehr in die Höhen gehen, hat aber eine Tiefe, die berührt und ihresgleichen sucht.
Scheiß drauf, ob die moderne Soundtechnik da einiges geradebügelt: Es geht in die Seele, geht ins Herz, berührt.
Oft kniet Leonard. Manchmal tanzt er. Immer ist er mit voller Seele dabei. Über drei Stunden.
Und wir – das Publikum – sind ergriffen.

Die Songs werden meisterlich präsentiert. Ich hatte Angst vor „Suzanne“, musste dann aber feststellen, dass meine Ergriffenheit nicht aus den Erinnerungen, sondern aus dem Stück selbst entstand. „Heart with no compenion“ wurde als reiner Country-Song präsentiert und ich kriegte das Grinsen nicht aus meinem Gesicht. „The Partisan“: Wunderschön. „Lover,Lover,Lover“: Ja – Ich war auf einem Rockkonzert! Gigantisch! „First we take Manhattan“: Forget alle Coverversionen! Gänsehäute! „So long Marianne“ kenne ich in besseren Versionen, werde aber zum Schluss mit einer unschlagbaren Fassung von „I trie to leave you“ belohnt.
Ich kann es nicht in passende, würdige Worte fassen. Ich hoffe, ihr versteht mich trotzdem.

Irgendwann – viel zu schnell – sind drei Stunden vorbei.
Die Halle steht und applaudiert ohne Ende.
Ich bin platt, aber begeistert.







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen