Montag, 30. September 2013

Noch mehr Dichter auf der Couch



Frühherbstliche Sonne und nach dem Wochenende in Darmstadt gönnen wir uns einen Ausflug.

Maya hat das Wochenende bei Urs Böke gut überlebt (nochmal Thanxs!) und weicht nicht mehr von meiner Seite. Claudia und ich sind immer noch müde. Mir tun die Knochen weh. Und verpeilt bin ich in diesem Jahr ja eh.

Zum Literaturfest in Darmstadt:
Schön war es!
Jerk Götterwind und Jörg Herbig lieferten die schlechtesten Lesungen: sie weigerten sich einfach. Und Susann Klossek war weitaus mehr als die Quotenfrau!
Besonders freute ich mich über Alexander Pfeifer als Zuhörer. Vor gefühlt über 20 Jahren hatten wir unsere ersten gemeinsamen Lesungen und so passte es auch, dass in guter alter Tradition der Freitag doch etwas chaotisch und verpeilt verlief.
Schade, dass am Samstag nicht mehr alle da waren, da nahm das Festival etwas Fahrt auf und lief zielstrebiger.
Generell hatten die Lesungen ein verdammt geiles Niveau! Doch! Ich muss uns hier einfach mal loben.
Sowohl die Uralt-Dichter Robsie Richter, Roland Adelmann und ich als auch „unsere Nachkommen“ Arnd Dünnebacke, Benedikt Maria Kramer (und das Musikprojekt „Das Ding und Alfredo Garcia“), Michael Buttler, Markus Hintzen, Roland Benz und Susann Klossek (obwohl die letzten 4 vom Alter her noch nicht ganz unsere Nachkommen sein können…) knallten Texte voller Leben in den Raum.
Der Raum, das war RAUM 5. Und der ist einfach klasse!
Nathalie und Anton haben da eine Perle aufgebaut und sind super Gastgeber. Und Jerk und Iris organisierten vorbildlich. Das vegane Chili war ein Genuss!
Was bleibt ist die Party und der gemeinsame Austausch.
Und das macht solche Lesungen einfach unersetzlich. Susann, Florian und Benedikt und wir hatten ja weite und mühsame Reisestrapazen auf uns genommen, finanziell zahlt man dabei drauf. Na und?! Ab und zu muss man sich auch mal was gönnen!
Alles in allem ein Event, das mehr ZuhörerInnen verdient hätte, wie eigentlich fast alle Underground Lesungen.
Das beste Gedicht lieferte übrigens ein Teenie-Mädchen von einer Party im Nebenraum. Sie schrie: „Ich will nicht schwanger werden!“ Und dann: „Da ist ein Spermium auf der Toilette!“ Spontan bekam sie Beifall und ich frage mich,
a) wie ein einzelnes Spermium auf die Toilette kommt und
b) ob man davon schwanger werden kann.
Ich werde das auf jeden Fall irgendwann in eins meiner Gedichte einbauen!
Und jetzt n paar Fotos:












 Man sieht sehr deutlich, dass ich kein Fotograf bin und nicht die ruhigste Hand hatte. Aber mein Finger an der Knipse hatte den Vorteil, dass ich selber nicht drauf bin!

Zum Abschluss noch ein paar Worte zum Hunde-Sitting:
Es ist nicht wahr, dass der gute Mensch und großartige Dichter Böke nur deshalb nicht in Darmstadt war, weil er auf unseren Hund aufpasste und uns somit die Fahrt ermöglichte!
Aber ich finde das Gerücht so spaßig, dass ich es mal stehen lasse. Danke Urs!

Donnerstag, 26. September 2013

Und tschüss



UND TSCHÜSS


bin nicht Orpheus
nicht Dave Gahan oder Bono Vox
nur ein alter herMann
mit viel zu vielen sentimentalen Liebesliedern
im Kopf

bin black and blue again
im wahrsten Sinne des Wortes
aber irgendwie
kümmert das nur mich
und damit
niemand Besonderen

bin kurz davor
auf dem Weg zu sein
oder aber
auf der Flucht
Im Prinzip ist es egal
Hauptsache weg

bin mir treu
und werde springen

zur Seite und
über meinen Schatten


(muss so um 2006 entstanden sein, veröffentlicht in „Die Leichen werden wohl warten müssen“, Rodneys Underground Press 2007)

Dienstag, 24. September 2013

Verschwörungstheorie? Paranoia?



Verschwörungstheorie?
Oder doch was dran?

Die Polizei in Dland, die Armeen in Europa und natürlich die Geheimdienste rüsten auf. Gezielt wird dabei auf bürgerkriegsähnliche Zustände hin geplant.

Der portugiesische und spanische Bankrott – damit verbunden die Verelendung der Bevölkerung - tauchen nur in Nebensätzen bei den Nachrichten auf.

Widerstand, Repression und Gewalt in Griechenland und der Türkei werden totgeschwiegen. In Griechenland arbeitet die Polizei schon (wieder) mit Nazis zusammen und schaut tatenlos zu, während ein antifaschistischer und linker Musiker erstochen wird.

In Syrien und Ägypten herrscht Bürgerkrieg und keiner blickt mehr durch, welcher Stellvertreterkrieg von wem geführt wird. Ich zumindest nicht.

Der Friedensnobelpreisträger in den USA schafft die Menschenrechte immer mehr ab, amerikanische Freiheitskämpfer füllen die Knäste, Guantanamo ist nur die zynische Spitze des Eisbergs der Folter.

Wo steuern wir hin?

„Soziale“ Marktwirtschaft ist out. „Sozial“ eher ein Schimpfwort geworden.
Doppel-Jobs oder Zuschüsse zur Arbeit, um überleben zu können. Die Würde der Flaschenpfandsammler ist fraglich.
Andererseits Urlaube und teure Autos für die, die es sich noch leisten können.
Und die Existenzangst nimmt auf beiden Seiten zu.

„Demokratie“? Wie wäre es stattdessen mit kapitalistischem Parlamentarismus?
Ich glaube, mit dieser Begrifflichkeit kann man vieles verdeutlichen.
Merkel und Co. sind Marionetten der Banken und Geheimdienste. Unsere Kanzlerin lächelt und macht diese hässliche Rauten-Gestik. Ich bezweifele immer mehr, dass sie wirklich was zu sagen hat.
Und bei der „Berliner Runde“ zur „Wahl“ hat sich Trittin (unabsichtlich) verraten. Er sprach (natürlich) von einer Niederlage der Grünen und sagte (soweit ich das mitbekommen habe) „Dieses Spiel haben wir verloren“. Für die Politiker ist die Wahl nur „ein Spiel“?
Soviel Ehrlichkeit hätte ich denen gar nicht zugetraut!

„Wachstum“ ist eine Illusion, die sich nicht mehr aufrecht halten lässt.
Schon lange nicht mehr. Was da wächst sind die Müllberge und die Sorgen. Ich finde das allzu logisch: Alles Wachsen hat einmal ein Ende.
Und damit stürzt eben auch dieses System. Also müssen Kriege her. Sonst könnte es Revolutionen geben.
Einfach und platt – ich gestehe – aber wirklich weit von der Realität entfernt?

Das Aufrüsten der europäischen Inlandskräfte mit immer besseren Wasserwerfern und massiven Einsatz von Pfefferspray ist ein klares Zeichen. Die Auseinandersetzungen in der Türkei und die brutalen Übergriffe im Sommer in Frankfurt sind nicht zu übersehen.
Da passt auch die Kriminalisierung von Fußballfans: was im deutschen Profifußball an Randale abgeht ist lächerlich im Gegensatz zu den Prügeleien meiner Jugend. Aber die Polizei muss halt schon üben. Und da nimmt man eben auch eine mögliche Massenpanik wegen einer diskriminierenden Fahne in der Turnhalle auf Schalke in Kauf.
Oder die inszenierten Masseneinsätze gegen Rockerclubs. Natürlich muss man die Bandidos oder Hells Angels nicht kriminalisieren - die sind kriminell. Aber doch nicht erst in letzter Zeit! Und sind die Sondereinsatzkommandos wirklich immer gerechtfertigt? Oder wollen die vielleicht für ganz was anderes üben?

Verschwörungstheorien?
Weltuntergangsstimmung?

Die Verstrickung deutscher Geheimdienste bei nationalsozialistischen Terroristen ist mittlerweile jedem bekannt. Ich möchte nicht wissen, was bei dem NSU-Scheiß noch alles vertuscht wird.
Und die Bespitzelung und Abhörpraktiken der westlichen Geheimdienste sind natürlich auch den Politikern bekannt und haben Orwellsche Szenarien in der Realität längst überholt.

Ach Leute, es wird dick kommen und es wird hart werden.
Nicht heute, auch nicht morgen, wahrscheinlich werde ich das nicht mehr erleben. Aber ich bin mir sicher, es wird abgehen.
Und das System (was immer das ist) rüstet sich dafür.

Aber ist ja auch schon gut. 
Ich wollte es nur mal bemerkt haben und vielleicht wird jetzt auch deutlich, warum ich mich über die Wahl nicht aufrege.
Wenn überhaupt, dann hat außerparlamentarischer Widerstand Sinn.
Mein Widerstand besteht zum Beispiel aus solchen Pamphleten.

Aber jetzt höre ich auch lieber wieder gute Musik und rege mich ab…


Sonntag, 22. September 2013

Es gibt wichtigere Sachen als die Bundestagswahl:




Zwischen Hund und Wolf: So heißt die neue CD von New Model Army.
Und sie begleitet mich durch meine Schreiberei.




Der Gesang und die wunderschönen Texte von Justin Sullivan: unschlagbar schön!
Diesmal weniger Gitarren und mehr Soundgefummel, aber das auf angenehme Art und Weise und wirklich klasse. Keine Smash-Hits aber eindringliche Lieder – fast wie für die Ewigkeit.
Vielleicht eines der besten New Model Army – Studioalben. Zumindest eines der intensivsten.
Und für mich (vor Placebo, Elvis Costello, Bill Callahan und Metallica) der Wahlgewinner des Herbstanfangs (Die FDP bei den musikalischen Neuerscheinungen sind leider Mark Lannegan und Peter Gabriel…).


Der LaborBefund #7 ist gerade erschienen.
Ein Sonderheft mit Texten eines einzelnen Schreiberlings:
Hermann Borgerding 1992 – 2013.
 Ich freue mich und fühle mich geehrt, dass ich der Schreiberling des ersten Sonderheftes dieser Literaturzeitschrift bin. Und finde das Ding einfach toll.
Ni Gudix hat eine sehr schöne Lobeshymne auf mich geschrieben und ich wurde mehrfach rot beim Lesen. Seufz! Passend!
Lob lässt einen Schreiberling zum Scheinriesen mutieren. Und ich fühle mich groß.
Auch wenn ich andere Texte ausgewählt und den Schlusstext etwas anders gestaltet hätte ist das Ding einfach stimmig und schön.
Und mit 3€ äußerst preisgünstig!


Aus der LaborBefund-Werbung:
 "'Es gibt solche Tage / man schreit Scheiße / weil die Farbe der Fassaden / vom Regen abgewaschen wird' heißt es in einem Gedicht Hermann Borgerdings von 1998.
Das Herunterreißen der Fassaden gehört seit jeher zu den Aufgaben der Schriftsteller, und diesem Anspruch wird auch Hermann Borgerding gerecht, wie man in den für diesen LaborBefund ausgewählten Texten unschwer lesen kann.
Diese Texte, zwischen 1992 und 2013 entstanden, lassen einen Autor erkennen, der nicht nur den indoktrinären Schein, den Wahn und die Verlogenheit der Gegenwart zur Kenntnis nimmt, sondern gegen die daraus resultierende Hoffnungslosigkeit anschreibt. Ein Schriftsteller, der die allgegenwärtigen euphemistischen Phrasen mit ihren Ausrufezeichen, die ihn umgeben, durch eine Ideologie der Fragezeichen ersetzt hat.
(...)
Hermann Borgerdings Texte sind eine schnörkellose Darstellung der Wirklichkeit, zugleich auch eine Hommage an sie. Die Farbe wird von der Fassade abgewaschen, der Schein wird entlarvt, aber kaputtgedroschen wird nichts. Die Wut und die Verzweiflung des Schriftstellers und des Menschen sind spürbar, aber daß dies nicht abrutscht in Klischees, sondern sich als Wirklichkeit über Sprache manifestiert - das ist das Große an Borgerdings Werk."
(Aus dem Begleittext von Ní Gudíx)

Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht -

Andreas Balck (Hrsg.)


LaborBefund - Literatur aus der Wirklichkeit. (Jg. 1, Heft 7. - 40 S., ISSN 2196-3355)
Kartonierter Umschlag, 40 S. erstklassige Literatur zum unschlagbaren Preis von 3,- € (zzgl. 1,- € Porto innerhalb Deutschlands = 4,- € alles inklusive. Portokosten Ausland: 3,45 € pro Sendung bis 1000g).
Herausgegeben in Berlin und gelesen in Hamburg, Köln, Essen, Dortmund, Kleinkleckersdorf...

Absolute Leseempfehlung:


Der neue GEDICHTBAND von LÜTFIYE GÜZEL heisst:

"TRIST OLÉ!"

und erscheint am 1. OKTOBER 2013

Trist Olé ist der neue Gedichtband von Lütfiye Güzel.
In ihren Gedichten schiesst sie ein „seltsames foto“, schaut sich einen
„fernsehbericht über das mülltauchen“ an, verfolgt „die dunkle wolke“,
erzählt vom „tellerwäscher am meer“, fragt „kennst du das?“,
umgeht „paris“, fühlt sich wie „die falsche am richtigen ort“,
gerät in „turtle-mood“, ist „musterungültig“, „hinter dieser tür“
und ist in allem was sie ist, einfach "nicht alltagstauglich“.
Die Gedichte gehören auf jede „to-do-liste“
und sind ein „echo“ auf das triste Leben. Olé!






Und dann kommt ja auch wieder das nächste Wochenende.
Für alle Literaturinteressierten in der Nähe von Darmstadt ein absolutes Muss:


Ich freue mich tierisch auf die Party mit FreundInnen und KollegInnen. Und lese immer wieder gerne in Darmstadt.
Und dann noch bei so einer tollen Gesellschaft!


Und dann war ja heute noch die „Wahl“.

Ich hab gewonnen:
Noch nie war es einfacher, gegen dieses Parlament und die kommende Regierung zu sein!
Lang lebe der außerparlamentarische Widerstand!
Und: Die FDP ist endlich bedeutungslos! Darauf warte ich seit über 30 Jahren!
Und die Piraten gibt es nicht mehr. Gut so!
Sollte allerdings die AfD in den Bundesquark einziehen, dann müsste ich meine Auswanderungspläne doch noch mal konkreter ins Auge fassen…

Hab es übrigens wieder nicht geschafft. Mein Gewissen hat mich dann doch zur Wahlurne getrieben. Aber das soll keinerlei Missachtung für die 29% Nichtwähler aussagen!