Donnerstag, 3. April 2014

Zwei Krebsfragmente



Unkaputtbar (vorerst Fragment)


Vielleicht bin ich ja wirklich unkaputtbar
Aber
mit solchen Äußerungen sollte ich vorsichtig sein
Schließlich habe ich
den VfL Bochum auch jahrelang als „unabsteigbar“ bezeichnet
(Die älteren werden sich vielleicht noch erinnern…)
Wo war ich?
Ach ja:

Unkaputtbar -
Meine Frau behauptet
ich würde mir alle Mühe geben
das Gegenteil zu erreichen
mit meiner Raucherei, meine Nachlässigkeit beim Angurten im Auto
und meinem Leben auf der Überholspur
und dem Drahtseil
oder meinen Chaosaktionen
aber sie übertreibt dabei
wie immer

Ich bin auch gar nicht unkaputtbar
Vielleicht n bisschen zäh und hart im Nehmen
aber momentan eher
ganz schön kaputt und
ziemlich im Arsch
aber eben noch nicht
ganz am Ende
und immer für neue Anfänge zu haben

Die Sonne wird (vorerst) immer wieder scheinen
und darauf folgt dann Regen
und feuchte Kälte
und Scheißwetter
aber eben immer wieder Sonne
Noch scheint diese Welt unkaputtbar
obwohl sie kaputter als ich ist
und das soll was heißen

Oh Mann
- das muss jetzt n Fragment bleiben
sonst entgleitet es mir

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Ständig wiederholende Texte sollte ich irgendwann lassen


Seit siebeneinhalb Jahren schreibe ich
drei bis vier Mal im Jahr dieses Gedicht
Immer mit ähnlichen Worten
Und ich habe die Schnauze voll davon

Jene Schnauze
die mir heute wieder aufgerissen wurde
um nachzugucken
ob ich mich noch immer
den Statistiken des Mundhöhlenkrebses widersetze

Nun
Ich gebe mir Mühe
Antworte nicht mehr zynisch auf die Frage
wie es mir geht
sondern zucke nur noch mit den Achseln
Lasse die Untersuchungen über mich ergehen
und verabschiede mich freundlich
aus diesem unfreundlichen Haus

Bisher endeten die Untersuchungen
meistens mit erfreulichen Ausgang
Zweimal mussten sie noch etwas schnippeln
und machten mir Angst
Diese Angst
die mich schon immer eine Woche vor der Untersuchung
lähmt und nervt
und mich zum Hypochonder werden lässt

Genug davon
Heute verzichte ich
auf die Therapiebiere nach dem KrankmachendenHaus
und beschließe
auch an diesem Text nicht mehr weiter zu arbeiten
und stattdessen endlich mal wieder ein Liebesgedicht zu schreiben

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