Sonntag, 29. Dezember 2013

Mein musikalischer Jahresrückblick





Da war wie jedes Jahr so viel los, dass ich mit Sicherheit einiges überhört und gar nicht wahrgenommen habe.
Und einige klasse Sachen schon wieder verdrängt habe. Oder gar nicht mehr 2013, sondern der Alltime-Bestenliste zuordne.

Das für mich wichtigste zuerst: Vinyl!
Endlich traue ich mich wieder an die Schallplatte. Und das ist unbeschreiblich schön.
Voller Wärme und Seele.
Natürlich höre ich weiterhin CDs und Computertracks. Aber die Gewichtung ist gekippt.
Und so habe ich auch schon einige Highlights dieses Jahres auf Vinyl.



Nick Cave ist immer wieder für Meisterwerke gut. Nach diversen Soundtracks und der wirren (aber auch guten) Grinderman-Phase tauchte er dieses Jahr wieder mit den Bad Seeds auf. Und wie!
Push the sky away ist ein himmlisches Album und mit Live at KCRW legte Cave zum Ende des Jahres noch ein Schmankerl obendrauf.
Ich hebe ab!
Göttliche Melodien, Nicks Stimme und eine zurückhaltende aber wahnsinnig intensive Instrumentierung.
Vielleicht der beste Nick Cave ever.
Das bestätigten mir auch Menschen, die das Glück hatten ihn live erleben zu dürfen. Die Tour muss geil gewesen sein!

Dann das Comeback des Jahres:
David Bowie mit The next day.
Da hatte ich nun wirklich nicht mit gerechnet, dass David noch eine neue Platte rausbringt.
Natürlich nicht wirklich Neues, sondern der bekannte Bowie, aber der in Höchstform.
Ein Album, das ich bei seinen besten einreihen würde – und davon gibt es ja wahrlich viele!

Ein Schwergewicht (im wahrsten Sinne des Wortes) ist die neue Platte von Neil Young and Crazy Horse: Psychodelic Pill.
Unendlich lange Stücke, die niemals langweilig werden, Gitarrensoundwände vom allerfeinsten, Neils Stimme (es soll ja Menschen geben, die ihn nicht mögen…):
Wow!
Kermani (Autor des Buches „Das Buch der von Neil Young Getöteten“) geht in einer Besprechung soweit, dass dieses Album der grandiose Schlusspunkt der Crazy Horse Legende sein wird. Könnte sein, würde passen. Ich hoffe trotzdem, dass Neil uns weiter überraschen wird.

Unter Fans umstritten, bei mir ganz weit vorne stehen Placebo mit Loud like Love.
Eingängige Songs, bestimmt vom Gesang Brian Molkos.
Nix Neues, aber einfach schön. Und mehr erwarte ich nicht von einem Placebo-Album (zur Tour später mehr…).

Ähnlich umstritten – und ich persönlich tue mich schwer, aber die Platte gewinnt bei jedem Hören – ist Delta Machine von Depeche Mode.

James Blake – Overgrown: Das hat was! Doch, ohne Zweifel! Finde ich gut.

Eels, Volbeat, Kings Of Leon, Franz Ferdinand, Ty Segall, Selig, Metallica, Iggy and the Stooges, Bad Religion, Bill Callahan, Mark Lannegan:
Alles klasse, aber nicht auf meiner Bestenliste.

Dafür aber der nächste alte Sack: Eric Burdon. Der Mann ist einfach nicht kleinzukriegen. Und liefert mit Till the river runs dry ein weiteres Dokument seiner Bluesgröße.

Ganz was anderes (und ich kann mit Radiohead nix anfangen) und trotzdem sehr groß: Atoms for Peace - AmokKoma.
Als die Anfang 2013 rauskam lief sie fast ununterbrochen bei mir. Einfach geil, wenn auch normalerweise nicht meine Musik.

Und natürlich Arcade Fire und ihr nächstes Überwerk Reflector.
Keine Ahnung, ob das nun Kunst, reiner Pop oder einfach nur abgedreht ist. Aber Arcade Fire haben es einfach drauf. Und sind wohltuend anders und besonders. Ich liebe sie.

Und noch eine Überraschung: Elvis Costello and The Roots. Der alte Meister trifft die neuen Meister des Dubs. Oder so. Und bis auf ein paar Ausnahmen wirklich klasse Songs, zu denen ich durch meine Bude tanze. Absolute Empfehlung!!!

Und zwei Heavy-Metal-Legenden dürfen bei diesem Jahresrückblich nicht fehlen:
Motörhead Aftershock und
Black Sabbath 13.
Beide Alben gehören zu den meiner Meinung nach besten Sachen, die diese Überbands je aufgenommen haben. Und das soll was heißen!
Lemmy und Motörhead beunruhigten ja wegen einer Tourabsage und Ozzy von Black Sabbath wirkt immer mehr wie von Parkinson oder Demenz gezeichnet.
Ich hoffe, die beiden werden uns noch lange begleiten.



Okay. Ich komme zu meinen zwei absoluten Lieblingsalben des Jahres.

New Model Army – Between Dog and Wolf und
Pearl Jam – Lightning Bolt:

Natürlich müsste ich Nick Cave da nennen. Aber mit zwei wunderbaren Alben dieses Jahr steht er einfach über den Dingen. Und Neil Young läuft ebenfalls außer Konkurrenz. Also Army und Jam.

Lightning Bolt:
Pearl Jam ist eine der besten, wenn nicht gar die beste Live-Band der Welt (und ich armer alter Mann habe noch kein Konzert von ihnen erleben dürfen, nur die Aufnahmen!).
Ihre Studioalben haben mich (mit Ausnahme der grandiosen 10) dagegen selten richtig begeistert.
Da mich „Lightning Bolt“ schon beim ersten Hören richtig umgehauen hat muss ich diese Platte unbedingt auf Platz Zwei setzen (dabei habe ich gar kein Ranking). Mit „Getaway“ und „Mind your matters“ geht es von Anfang an direkt ab. Und Eddie Vedders Energie packt mich und lässt mich innerlich schon beim zweiten Hören mitsingen. So geht es weiter. „Sirens“ schließlich ist eine der Balladen von Pearl Jam, für die ich sie so liebe. Und so weiter (ich werde jetzt nicht jedes Stück erwähnen und beschreiben…). Mit „Let the record play“ liefern Pearl Jam selber das passende Schlagwort für diese Scheibe. Besser kann man es nicht sagen/singen.

Between Dog And Wolf:
Keine Ahnung, die wievielte Platte von New Model Army das ist.
Aber diesmal ist es wieder eine Neuerfindung der Band um den charismatischen Justin Sullivan.
Bekannt und geliebt sind der grandiose Gesang, die Gitarren und die einfach unbeschreibliche Mischung mit dem Rhythmus aus Bass, Perkussion und Schlagzeug. Ebenfalls bekannt sind die Keyboardsounds, die zum Schweben einladen.
Neu erscheint mir diesmal die Mischung. Es ist hypnotisch, zieht mich in den Bann und wächst selbst nach zwanzig Mal hören von Mal zu Mal weiter.
Keine Smash-Hits und keine Hymnen diesmal, dafür ein Meisterwerk, dass in sich dermaßen stimmig und schön ist, das kann schon fast nicht mehr wahr sein!
New Model Army sind besser, als je zuvor. Und das soll was heißen, bei einer Band die schon seit ca. 30 Jahren einfach göttlich ist!



Verlust des Jahres für mich ist natürlich Lou Reed.
Er möge in Frieden ruhen, er wird ewig leben.
Für diesen Post genug der Worte zu Lou.

Der Tod von Richie Havens hat mich ebenfalls umgehauen.

Die Welt wird ärmer mit jedem Gott der stirbt.

Diese beiden Götter als Beispiele für so viele andere…



Ich habe dieses Jahr wenig Konzerte besucht.
Keine kleinen Club-Konzerte und nur drei Großereignisse.
Die Toten Hosen in Bochum: eben ein Hosen-Konzert. Und das in meinem Wohnzimmer. Großer Spaß, okay, routiniert. Mehr fällt mir dazu nicht ein.
Placebo in Köln: Ca. ein drittel des Konzertes spielten Molko und Co. hinter einem durchsichtigen Vorhang. Der hätte auch die ganze Zeit als Symbol für die Distanz zwischen Band und Publikum hängen können.
Irgendwie gab es wenig zu meckern, aber die Begeisterung blieb bei mir aus.
Es war okay, aber ich erwarte immer mehr als ein Okay.
Leonard Cohen in Oberhausen zum Beispiel war eins der größten Konzerterlebnisse, die ich jemals mitbekommen durfte.
Der alte Großmeister und seine fantastische Band begeisterte über drei Stunden das Publikum mit allen Hits des Meisters und mit einer Hingabe, die die Nackenhaare bei mir aufstellte.
Irgendwie passte alles und jedes Mal, wenn ich den Bootleg (Dank an Arne!) dieses Konzertes höre bin ich hin und weg. Trotz der nervigen Hühner im Background: Cohen darf das und es gehört zu seiner Musik und da passt das eben.
Alles in allem einfach göttlich!

Bob Dylan, Neil Young, Peter Gabriel und Nick Cave hätte ich gerne live erlebt. Ging leider nicht.
Gabriel und die Wiedervereinigung der Band der „So“-Zeit soll einfach klasse gewesen sein, alles andere hätte mich auch gewundert.
Bob Dylan wurde wie immer zwiespältig beurteilt.
Neil Young war wohl sehr gut, aber teilweise mit gehörschädigender Lautstärke.
Und Nick Cave – da höre ich nur absolut schwärmende Kommentare, denen ich mich nach Hören der „Live at the KCRW“ wohl angeschlossen hätte…



Soviel Laberei oder Tipperei zur Musik dieses Jahres aus meiner Sicht.
Mit Sicherheit habe ich einiges vergessen zu erwähnen.

Und morgen oder übermorgen dann mein poetischer Jahresrückblick…




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