Da war wie jedes Jahr so viel los, dass ich mit Sicherheit
einiges überhört und gar nicht wahrgenommen habe.
Und einige klasse Sachen schon wieder verdrängt habe. Oder
gar nicht mehr 2013, sondern der Alltime-Bestenliste zuordne.
Das für mich wichtigste zuerst: Vinyl!
Endlich traue ich mich wieder an die Schallplatte. Und das
ist unbeschreiblich schön.
Voller Wärme und Seele.
Natürlich höre ich weiterhin CDs und Computertracks. Aber
die Gewichtung ist gekippt.
Und so habe ich auch schon einige Highlights dieses Jahres
auf Vinyl.
Nick Cave ist
immer wieder für Meisterwerke gut. Nach diversen Soundtracks und der wirren
(aber auch guten) Grinderman-Phase
tauchte er dieses Jahr wieder mit den Bad
Seeds auf. Und wie!
Push the sky away ist
ein himmlisches Album und mit Live at
KCRW legte Cave zum Ende des Jahres noch ein Schmankerl obendrauf.
Ich hebe ab!
Göttliche Melodien, Nicks Stimme und eine zurückhaltende
aber wahnsinnig intensive Instrumentierung.
Vielleicht der beste Nick Cave ever.
Das bestätigten mir auch Menschen, die das Glück hatten ihn
live erleben zu dürfen. Die Tour muss geil gewesen sein!
Dann das Comeback des Jahres:
David Bowie mit The
next day.
Da hatte ich nun wirklich nicht mit gerechnet, dass David
noch eine neue Platte rausbringt.
Natürlich nicht wirklich Neues, sondern der bekannte Bowie,
aber der in Höchstform.
Ein Album, das ich bei seinen besten einreihen würde – und
davon gibt es ja wahrlich viele!
Ein Schwergewicht (im wahrsten Sinne des Wortes) ist die
neue Platte von Neil Young and Crazy
Horse: Psychodelic Pill.
Unendlich lange Stücke, die niemals langweilig werden,
Gitarrensoundwände vom allerfeinsten, Neils Stimme (es soll ja Menschen geben,
die ihn nicht mögen…):
Wow!
Kermani (Autor des Buches „Das Buch der von Neil Young
Getöteten“) geht in einer Besprechung soweit, dass dieses Album der grandiose
Schlusspunkt der Crazy Horse Legende sein wird. Könnte sein, würde passen. Ich
hoffe trotzdem, dass Neil uns weiter überraschen wird.
Unter Fans umstritten, bei mir ganz weit vorne stehen Placebo mit Loud like Love.
Eingängige Songs, bestimmt vom Gesang Brian Molkos.
Nix Neues, aber einfach schön. Und mehr erwarte ich nicht
von einem Placebo-Album (zur Tour später mehr…).
Ähnlich umstritten – und ich persönlich tue mich schwer,
aber die Platte gewinnt bei jedem Hören – ist Delta Machine von Depeche
Mode.
James Blake –
Overgrown: Das hat was! Doch, ohne Zweifel! Finde ich gut.
Eels, Volbeat, Kings
Of Leon, Franz Ferdinand, Ty Segall, Selig, Metallica, Iggy and the Stooges, Bad Religion, Bill Callahan, Mark Lannegan:
Alles klasse, aber nicht auf meiner Bestenliste.
Dafür aber der nächste alte Sack: Eric Burdon. Der Mann ist einfach nicht kleinzukriegen. Und liefert
mit Till the river runs dry ein
weiteres Dokument seiner Bluesgröße.
Ganz was anderes (und ich kann mit Radiohead nix anfangen) und trotzdem sehr groß: Atoms for Peace - AmokKoma.
Als die Anfang 2013 rauskam lief sie fast ununterbrochen bei
mir. Einfach geil, wenn auch normalerweise nicht meine Musik.
Und natürlich Arcade
Fire und ihr nächstes Überwerk Reflector.
Keine Ahnung, ob das nun Kunst, reiner Pop oder einfach nur
abgedreht ist. Aber Arcade Fire
haben es einfach drauf. Und sind wohltuend anders und besonders. Ich liebe sie.
Und noch eine Überraschung: Elvis Costello and The Roots. Der alte Meister trifft die neuen
Meister des Dubs. Oder so. Und bis auf ein paar Ausnahmen wirklich klasse
Songs, zu denen ich durch meine Bude tanze. Absolute Empfehlung!!!
Und zwei Heavy-Metal-Legenden dürfen bei diesem
Jahresrückblich nicht fehlen:
Motörhead – Aftershock und
Black Sabbath – 13.
Beide Alben gehören zu den meiner Meinung nach besten
Sachen, die diese Überbands je aufgenommen haben. Und das soll was heißen!
Lemmy und Motörhead beunruhigten ja wegen einer
Tourabsage und Ozzy von Black Sabbath wirkt immer mehr wie von
Parkinson oder Demenz gezeichnet.
Ich hoffe, die beiden werden uns noch lange begleiten.
Okay. Ich komme zu meinen zwei absoluten Lieblingsalben des Jahres.
New Model Army – Between Dog and Wolf und
Pearl Jam – Lightning
Bolt:
Natürlich müsste ich Nick
Cave da nennen. Aber mit zwei wunderbaren Alben dieses Jahr steht er
einfach über den Dingen. Und Neil Young läuft
ebenfalls außer Konkurrenz. Also Army und Jam.
Lightning Bolt:
Pearl Jam ist eine der besten, wenn nicht gar die beste
Live-Band der Welt (und ich armer alter Mann habe noch kein Konzert von ihnen
erleben dürfen, nur die Aufnahmen!).
Ihre Studioalben haben mich (mit Ausnahme der grandiosen 10)
dagegen selten richtig begeistert.
Da mich „Lightning Bolt“ schon beim ersten Hören richtig
umgehauen hat muss ich diese Platte unbedingt auf Platz Zwei setzen (dabei habe
ich gar kein Ranking). Mit „Getaway“ und „Mind your matters“ geht es von Anfang
an direkt ab. Und Eddie Vedders Energie packt mich und lässt mich innerlich
schon beim zweiten Hören mitsingen. So geht es weiter. „Sirens“ schließlich ist
eine der Balladen von Pearl Jam, für die ich sie so liebe. Und so weiter (ich
werde jetzt nicht jedes Stück erwähnen und beschreiben…). Mit „Let the record
play“ liefern Pearl Jam selber das passende Schlagwort für diese Scheibe.
Besser kann man es nicht sagen/singen.
Between Dog And Wolf:
Keine Ahnung, die wievielte Platte von New Model Army das
ist.
Aber diesmal ist es wieder eine Neuerfindung der Band um den
charismatischen Justin Sullivan.
Bekannt und geliebt sind der grandiose Gesang, die Gitarren
und die einfach unbeschreibliche Mischung mit dem Rhythmus aus Bass, Perkussion
und Schlagzeug. Ebenfalls bekannt sind die Keyboardsounds, die zum Schweben
einladen.
Neu erscheint mir diesmal die Mischung. Es ist hypnotisch,
zieht mich in den Bann und wächst selbst nach zwanzig Mal hören von Mal zu Mal
weiter.
Keine Smash-Hits und keine Hymnen diesmal, dafür ein
Meisterwerk, dass in sich dermaßen stimmig und schön ist, das kann schon fast
nicht mehr wahr sein!
New Model Army sind besser, als je zuvor. Und das soll was
heißen, bei einer Band die schon seit ca. 30 Jahren einfach göttlich ist!
Verlust des Jahres für mich ist natürlich Lou Reed.
Er möge in Frieden ruhen, er wird ewig leben.
Für diesen Post genug der Worte zu Lou.
Der Tod von Richie
Havens hat mich ebenfalls umgehauen.
Die Welt wird ärmer mit jedem Gott der stirbt.
Diese beiden Götter als Beispiele für so viele andere…
Ich habe dieses Jahr wenig Konzerte besucht.
Keine kleinen Club-Konzerte und nur drei Großereignisse.
Die Toten Hosen in
Bochum: eben ein Hosen-Konzert. Und das in meinem Wohnzimmer. Großer Spaß,
okay, routiniert. Mehr fällt mir dazu nicht ein.
Placebo in Köln: Ca.
ein drittel des Konzertes spielten Molko und Co. hinter einem durchsichtigen
Vorhang. Der hätte auch die ganze Zeit als Symbol für die Distanz zwischen Band
und Publikum hängen können.
Irgendwie gab es wenig zu meckern, aber die Begeisterung
blieb bei mir aus.
Es war okay, aber ich erwarte immer mehr als ein Okay.
Leonard Cohen in
Oberhausen zum Beispiel war eins der größten Konzerterlebnisse, die ich
jemals mitbekommen durfte.
Der alte Großmeister und seine fantastische Band begeisterte
über drei Stunden das Publikum mit allen Hits des Meisters und mit einer
Hingabe, die die Nackenhaare bei mir aufstellte.
Irgendwie passte alles und jedes Mal, wenn ich den Bootleg (Dank
an Arne!) dieses Konzertes höre bin ich hin und weg. Trotz der nervigen Hühner
im Background: Cohen darf das und es gehört zu seiner Musik und da passt das eben.
Alles in allem einfach göttlich!
Bob Dylan, Neil Young,
Peter Gabriel und Nick Cave hätte
ich gerne live erlebt. Ging leider nicht.
Gabriel und die Wiedervereinigung der Band der „So“-Zeit
soll einfach klasse gewesen sein, alles andere hätte mich auch gewundert.
Bob Dylan wurde wie immer zwiespältig beurteilt.
Neil Young war wohl sehr gut, aber teilweise mit gehörschädigender
Lautstärke.
Und Nick Cave – da höre ich nur absolut schwärmende
Kommentare, denen ich mich nach Hören der „Live at the KCRW“ wohl angeschlossen
hätte…
Soviel Laberei oder Tipperei zur Musik dieses Jahres aus
meiner Sicht.
Mit Sicherheit habe ich einiges vergessen zu erwähnen.
Und morgen oder übermorgen dann mein poetischer
Jahresrückblick…
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