Montag, 30. Dezember 2013

Mein literarischer Jahresrückblick:






Poesie ist nicht tot!
Lyrik lebt!

Soviel vorweg und damit auch schon die besten Nachrichten von 2013.



Lyrik boomt. In der Produktion werden wir in sozialen Netzwerken geradezu überschwemmt und auch wenn da viel Scheiße dabei ist, ich finde das gut.
Und entdecke immer wieder Perlen.

Noch besser und angenehmer zu lesen sind diese Perlen natürlich in Büchern oder Heften oder Zeitschriften.
Und auch da gibt es wahnsinnig viel.

Der SuperBastard (Benedikt Maria Kramer bringt in Zusammenarbeit mit dem Songdog Verlag immer wieder Meisterwerke heraus), Drecksack (Florian Günther aus Berlin kennt die Szene und die Autoren und glänzt mit dieser Literaturzeitung)und Rogue Nation (leider nur im Abo und viel zu dünn) zum Beispiel.
Und der LaborBefund:
NiGudix und Andreas Balck haben es wahrhaftig geschafft im monatlichen Rhythmus ein Literaturheft zu etablieren, das durch Qualität, professionelle Machart, gutes Lektorat und äußerst interessante Textauswahl auffällt.
Ein fairer Preis (3,-€) für ein jeweils ca. 40seitiges Heft und immer wieder Perlen des Literaturbetriebs: Vom LaborBefund erwarte ich weiterhin sehr viel.
Für mich die Neuerscheinung 2013!

Anthologien gibt es unzählige. Wenn auch häufig kritisiert möchte ich die Bukowski-Anthologie des Acheron-Verlags hier als Beispiel nennen: Don’t try beinhaltet viele der „großen“ Namen des literarischen Undergrounds und einige wirklich klasse Texte. Natürlich ist nicht alles Gold, das ist es bei einer Anthologie aber auch selten.



Und ein großes Lob an die MaulHure:
Angesichts der vielen Veröffentlichungen (und weil sie nicht aussem Quark kamen) haben sich die geschätzten Herausgeber ein Jahr Pause gegönnt, um 2014 wieder durchzustarten.
So kann ich mir wenigstens da die Lobeshymnen sparen.



Verlag des Jahres ist für mich mal wieder der gONZoverlag.
Schon alleine wegen Südwestwärts 1&2 von Pablo Haller und Der letzte große Bluff von Susanne Klossek.
Miss Gonzo beweist Mut, ist doch mit solch ausgezeichneter Lyrik normalerweise kein Blumentopf zu gewinnen. Und bezieht damit auch klar Stellung.
Hinzu kommt eine vernünftige und ansprechende Internetpräsenz, die (I hope so) den Kauf ankurbelt und für das Überleben des Verlags sorgt.
Weiter so!

Auf ähnlichem Niveau und mit großartiger Arbeit sticht auch der Songdog Verlag aus Wien. Hier erwähne ich nur Am Ende des Tages von Jerk Götterwind. Das beste, was Jerk uns je um die Ohren geschmissen hat.



Pablo Haller, Susanne Klossek, Jerk Götterwind habe ich ja oben schon erwähnt. Drei hervorragende DichterInnen.
Vergessen sollte man aber auf keinen Fall Florian Günther und sein neues Meisterwerk Mehr war nicht drin (Verlag Peter Engstler), Urs Böke mit Land ohne Verfassung (zu beziehen über ratriot) und Arnd Dünnebacke ( Ein lohnendes Sonderheft des Laborbefund sei erwähnt – und gibt es Glück ist ein brennendes Flugzeug noch? Wenn, dann beim Acheron Verlag).
Ron Hard überzeugt mit seinem Periodikum HardStoff (bisher ebenfalls Acheron).
Unbedingt empfehlenswert!
Ach ja. Und mein Extraball ist ja auch dieses Jahr auf die Welt gekommen! Und das Sonderheft mit einer Textauswahl von mir beim Laborbefund

Meine Entdeckung des Jahres ist Lütfiye Güzel.
Ich traf sie bei einer Lesung in der Spinatwachtel in Duisburg, wo sie zusammen mit Marvin Chlada ihre Gedichte präsentierte.
Eine ruhige, leise und schüchtern wirkende Dichterin, die uns ihre Texte in die Herzen flüsterte. Und die Texte waren alles andere als schüchtern – sie waren groß und nachhaltig. Und ich war hin und weg.
Meine Frau nimmt Gedichte völlig anders wahr als ich. Aber hier waren wir einer Meinung: Lütfiye ist einfach klasse!
Ihre drei Bände herz-terroristin, Let’s go Güzel und Trist Olé sind bei der Dialog Edition erschienen.
Ich hoffe und schätze, dass Lütfiye eine großartige Zukunft vor sich hat!



Vorgestern kam dann eine weitere Perle bei mir an:
Urs Böke und Stefan Heuer:
stirb nicht am speichel der nacht
Ein lyrischer Dialog, entstanden zwischen 2001 und 2007, jetzt in der schönen „footura black“ Aufmachung in kleiner Auflage zu erwerben. Keine ISBN, dickes Papier, Fadenbindung, Handsatz. Einfach wunderschön.
Guckt bei ratriot nach. Und beeilt euch! Ist bestimmt bald vergriffen!
Böke und Heuer werfen sich die Bälle zu, nehmen jeweils die letzte Zeile des anderen als erste Zeile ihrer Erwiderungen. Finden in ihren persönlichen Stilen einen gemeinsamen Nenner und bomben uns mit Zeilen zu, die berühren und treffen.
Ich bin schwer angetan – Quatsch: Ich bin begeistert.

Lyrik lebt.

Spätestens jetzt habe ich wieder einen Beweis in meinen Fingern!



Zum Schluss eine Gratwanderung:

WO DU BIST von Sven Andre Dreyer ist eigentlich ein Band mit Erzählungen.
Aber da die Sprache von Dreyer ausgesprochen lyrisch und poetisch ist erwähne ich es an dieser Stelle als eines meiner Lieblingsbücher eines meiner Lieblingsautoren.

Ansonsten überlasse ich anderen die Worte über Prosa.



Ich werde wieder massig Sachen vergessen haben.
Bedanke mich bei Karin Braun, Ralf Preusker, Kersten Flenter, Mone Hartmann, Rodrigo Riedrich, Uli Engelbrecht, Klaus Märkert, Thorsten Nesch, Robsie Richter, Markus Hintzen, Michael Schweßinger, Olli, Jörg HerBig, Moana und Daniel vom Teenage Angst Ensemble, Alexander Pfeiffer, Jenzz, Anton und Natalie vom Raum 5, Torsten, Christine, Brigitte, Uli und allen Facebook-Freunden.

Und natürlich bei allen, die mich kennen oder lesen.


1 Kommentar:

  1. Da habe ich doch glatt Philipp Schiemann und sein "Gnadenlos" vergessen!
    Das Comeback und ein sehr tolles Buch des Jahres 2013!

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